Innovationsfonds vor dem Härtetest

  • Lucas von Reuss
  • Quant IP GmbH

FRANKFURT – Steigende Inflation und Zinsen lassen die Kurse von Wachstumstiteln aus dem Tech-Bereich einknicken, Value-Titel steigen. „Nimmt der „Reflation Trade“ Fahrt auf, stehen vielen beliebten Innovationsfonds weitere Kursverluste bevor“, sagt Lucas von Reuss, Geschäftsführer der Quant IP GmbH.


Ab hier folgt die unredigierte Mitteilung der Gesellschaft:

Tesla -20%, VW +40% – seit Mitte Februar dreht sich die Stimmung der Anleger. Bezeichnend dafür ist nicht nur die Entwicklung in der Autobranche. Jahrelang war es an den Aktienmärkten eine gute Strategie, Tech- und Growth-Aktien bei jedem Rücksetzer nachzukaufen. Nun befeuern Konjunkturprogramme die Aussichten für Value-Aktien aus Branchen wie Banken und Öl. Gleichzeitig treiben Inflationserwartungen das Zinsniveau in den USA nach oben und lassen so Growth-Aktien in den Discounted-Cashflow (DCF)-Modellen der Analysten unattraktiver werden.

Wie heftig ein Stimmungsumschwung an der Börse ausfallen kann, erfahren Anleger in Wachstumstiteln derzeit schmerzlich. In nur 3 Wochen verlor der MSCI World Growth Index zuletzt über 9 Prozent während der MSCI Value um knapp 3 Prozent zulegte.

Tatsächlich könnte 2021 das erste Jahr seit langer Zeit werden, in dem Wachstumsaktien deutlich gegenüber dem breiten Markt verlieren. Investoren in dezidierten Growth- oder Tech-Fonds kennen dieses Risiko. Allerdings ist vielen Anlegern nicht bewusst, dass Fonds, die mit dem Label „Innovation“ angeboten werden, in Wirklichkeit oft in reine Technologieportfolios investieren.

Solche Fonds mit Schwerpunkt „Zukunftsbranchen“ wurden in den vergangenen Jahren erfolgreich platziert – gerne auch bei Privatanlegern. Jedoch konzentrieren sich solche Themenfonds in aller Regel auf wenige Branchen wie Software, Social Media und Biotech. Dass damit ihre Innovationsfonds bei steigenden Zinsen großes Rückschlagpotenzial haben, dürften die wenigsten Privatanleger auf dem Schirm haben.

Diese Konzentration auf wenige Branchen erstaunt, weil sie bei genauerer Analyse gar nicht sinnvoll und geboten ist. Tatsächlich ist das potenzielle Universum für Innovationsstrategien viel breiter. Grafik 1 zeigt, dass bei 15 Branchen mindestens 75 Prozent der Unternehmen Forschungs- und Entwicklungsausgaben tätigen.

Grafik 1: Entwicklung von Innovationsbranchen von 15.02.2021 bis 08.03.2021

Neben Software, Biotech und IT findet auch in Branchen wie Maschinenbau, Chemie, Pharma und Nahrungsmitteln Innovation statt. Eine breitere Definition von Innovation reduziert das Risiko. In den volatilen drei Wochen ab dem 15. Februar verloren diese 15 Innovationsbranchen im Schnitt lediglich 3 Prozent – dreimal weniger als der MSCI World Growth.

Wer in Innovation investieren will, sollte sich klar darüber sein, was langfristige Erfolgsmaßstäbe sind: Innovationswachstum (investiert die Firma ausreichend in die Zukunft und kann man Ergebnisse messen?), Innovationseffizienz (wie geht die Firma im Innovationsprozess mit Ressourcen um?), Innovationsqualität (bringt der Prozess bessere Innovationen und Produktneuheiten hervor als bei der Konkurrenz?) und Innovationsbewertung (wie bewerten die Marktteilnehmer das Innovationspotenzial?).

Fazit: Anleger sollten ihre Innovationsfonds genau analysieren: Wird ein breites Spektrum an Wachstumsbranchen abgedeckt? Wie viele zinssensible Wachstumswerte stecken darin, wie viele davon haben vielleicht zu viel Wachstumsphantasie eingepreist? Substanz im Sinne von stabilen Bilanzen und gesunder Profitabilität sowie breiter Streuung inklusive zyklischer, konjunktursensibler Branchen könnten in den kommenden Monaten wichtiger werden, als den neuesten SPAC-IPO im Portfolio zu haben.

Lucas von Reuss ist Gründer und Geschäftsführer der Quant IP GmbH. Quant IP erstellt Patentanalysen für Investoren und hat mit dem Quant IP Innovation Score einen Aktien-Score auf Basis von Patentinformationen geschaffen. Quant IP ist der Fondsinitiator des Quant IP Global Innovation Leaders Fund.

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