„Green Premium“ für grüne Anleihen?

  • Philippe Baché
  • Lyxor ETF

MÜNCHEN – 2020 könnte trotz der Covid-19-Krise ein Rekordjahr für die Emission von grünen Anleihen werden, glaubt Philippe Baché von Lyxor ETF. Dabei könne sich auch eine „Green Premium“ bilden, eine sogenannte „Greenium“.


Ab hier folgt die unredigierte Mitteilung der Gesellschaft:

„Einer der größten Emittenten grüner Anleihen in Frankreich ist die Société du Grand Paris (SGP),“ sagt François Millet, Head of ETF Strategy, ESG and Innovation, bei Lyxor ETF. „Sie wurde 2010 von der französischen Regierung für den Bau des Grand Paris Express gegründet, um das Pariser U-Bahn- und Schienennetz zu erweitern. Rein elektrisch betrieben sowie mit einer hohen Fahrgastkapazität ausgestattet, erfüllt es uneingeschränkt die strengen Kriterien der Climate Bonds Initiative (CBI) für einen kohlenstoffarmen Transport.“ Das Bauvorhaben stößt auf großes Interesse bei den Anlegern: Seit ihrem Eintritt in den Markt für grüne Anleihen im Jahr 2018 hat die SGP 16 Milliarden Euro eingenommen.

Grüne Anleihen wurden speziell zur Finanzierung von Projekten geschaffen, die positive Auswirkungen auf die Umwelt, das Klima oder gar beide haben. Die Green Bonds sind nur für grüne Projekte vorgesehen und werden durch die gesamte Bilanz des Emittenten gedeckt.
Laut Philippe Baché, Head of Fixed Income ETFs bei Lyxor ETF, stehen grüne Anleihen bei drei verschiedenen Interessengruppen hoch im Kurs: „Sie sind besonders attraktiv für die wachsende Zahl von Anlegern, die leistungsstarke grüne Anlagen suchen, für politische Entscheidungsträger, die ihre Politik an den Zielen des Pariser Abkommens ausrichten müssen, und für Unternehmen, die ihre Betriebs- und Produktmodelle so umgestalten wollen, dass sie ihre Kohlenstoffemissionsziele erreichen.“

Emissionen trotz Covid-19-Krise auf Rekordkurs

2020 könnte trotz der Covid-19-Krise ein Rekordjahr für die Emission von grünen Anleihen werden, glaubt François Millet: „Laut CBI lag das durchschnittliche monatliche Emissionsvolumen bis September bei fast 20 Milliarden US-Dollar. In der ersten Hälfte des Jahres 2020 überschritt die Gesamtzahl der Emittenten grüner Anleihen die 1000er-Marke und erreichte 1056.“ Substaatliche Emittenten, hauptsächlich in Form von staatlich unterstützten Einrichtungen, stellten den Löwenanteil des gesamten Emissionsvolumens.

In diesem Jahr wurde der Großteil der Erlöse aus grünen Anleihen bislang in Energie-, Verkehrs- und Immobilienprojekte investiert. „Erlöse können zudem auch in den Bereichen Wasser- und Abfallwirtschaft, Bodennutzung und Management von Meeresressourcen, Industrie sowie Informations- und Kommunikationstechnologie verwendet werden,“ so Millet.

Ethische Diversifizierung und „Greenium“

„Der Markt für grüne Anleihen ist mit einem Anteil von 3,7 Prozent am Gesamtemissionsvolumen von Anleihen und mit weniger als einem Prozent des globalen Anleihemarktes zwar noch überschaubar,“ sagt Philippe Baché. „Doch seine fundamentalen Treiber sind stärker denn je, weshalb Anleger immer mehr Mittel für grüne Investitionen bereitstellen.“

Laut CBI werden die meisten grünen Anleihen mit einem Renditeniveau ausgegeben, welches gleich hoch oder gar höher als bei konventionellen Anleihen ist. Zudem ist die Einengung der Geld-Brief-Spanne bei grünen Anleihen nach der Emission im Durchschnitt zumeist höher als bei gewöhnlichen Anleihen. „Aus diesem Grund, aber auch weil grüne Anleihen den Emittenten bei der Reduzierung ihres CO2-Fußabdruckes helfen, gibt es derzeit eine Diskussion über eine Green Premium, kurz „Greenium“, und darüber, ob Anleger bereit sein sollten, für eine grüne Anleihe einen höheren Preis zu zahlen“, berichtet Baché. Eine ‚Greenium‘ würde dann entstehen, wenn eine grüne Anleihe zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem höheren Preis und entsprechend niedrigerer Rendite als herkömmliche Anleihen emittiert wird, erläutert der Lyxor-Experte.

François Millet ergänzt: „Umweltrisiken sollten bei der Portfolioallokation beachtet werden – die Einbeziehung von grünen Anleihen bietet dabei eine Absicherung gegen klimabedingte Risiken, anders als eine eher traditionelle Anleihen-Portfolioallokation. Für die Portfolio-Diversifizierung sind grüne Anleihen daher ideal.“

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