Wie Service-KVGs Private-Equity-Fonds unterstützen

  • Ludger Wibbeke
  • Hansainvest

MÜNCHEN – Private Equity wird auch in Deutschland immer mehr zu einem Erfolgsmodell. Allerdings sehen sich PE-Fonds ab einer gewissen Größe mit hohen regulatorischen Anforderungen konfrontiert. Um keine Ressourcen zu verschwenden, bietet sich die Kooperation mit einer Service- KVG an, erklärt Hansainvest-Manager Ludger Wibbeke.

„Institutionelle Investoren haben seit geraumer Zeit mit großen Herausforderungen zu kämpfen. Sie stehen unter hohem Druck, gewisse Renditeziele zu erreichen. Das Problem: Entweder gibt das Kapitalmarktumfeld keine akzeptablen Erträge mehr her, wie es bei Renten der Fall ist. Auf der anderen Seite stiegen die Bewertungen und damit die Korrekturrisiken in anderen Anlageklassen wie Aktien und Immobilien stark an.
Auf der Suche nach ertragsstarken Investmentalternativen entdecken immer mehr institutionelle Investoren den Markt für Private Equity (PE). PE in seinen wichtigsten Ausprägungen umfasst Venture Capital, mittelständische Minderheitsbeteiligungen und Wachstumsfinanzierungen sowie Buy-outs. In den vergangenen Jahren flossen weltweit Rekordvolumina in Private-Equity- und Venture-Capital-Fonds. Zwar bremste die Corona-Pandemie den jahrelangen Höhenflug der Beteiligungsbranche etwas aus, aber nur für kurze Zeit. So wurden nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) im zweiten Quartal 2021 weltweit rund 146 Milliarden US-Dollar allein in Venture Capital investiert – ein neuer Quartalsrekord.

PE-Standort Deutschland im Aufwind
PE-Gesellschaften haben überdurchschnittlich hohe Erwartungen an die Rendite. Tatsächlich sind die Returns häufig höher als bei traditionellen Aktienanlagen. Studien belegen das. Laut einer historischen Analyse von Invest Europe und Cambridge Associates erzielten zum Beispiel Buy-out-Fonds aus Europa eine durchschnittliche Rendite von 15,1 Prozent pro Jahr, bei europäischen VC-Fonds liegt sie bei 11,1 Prozent. Ein weiterer Punkt: Die Transaktionen von Beteiligungsgesellschaften sind in der Regel auf längere Anlagehorizonte ausgerichtet. Dies und die eingeschränkte Handelbarkeit von PE-Beteiligungen lassen Risikokennzahlen wie die Volatilität in dieser Anlageklasse wenig relevant erscheinen.
Als besonders aufstrebend erwies sich in den zurückliegenden Jahren der deutsche PE-Markt. Wie dem Halbjahresbericht 2021 des BVK zu entnehmen ist, lagen die PE-Investitionen in Deutschland in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres bei rund 6,6 Milliarden Euro, wobei via Fundraising rund 3,3 Milliarden Euro eingesammelt wurden. Damit haben sich die PE-Investitionen im Vergleich zu vor fünf Jahren verdreifacht (erstes Halbjahr 2016: 2,2 Milliarden Euro).
Dass Private Equity in Deutschland immer beliebter wird, liegt auch an der breiten Palette mittelständischer Unternehmen. Sie gelten als erfindungsreich, gut aufgestellt und wachstumsorientiert. Das ist genau das, worauf die meisten PE-Fonds Wert legen. Und manchmal führt so eine Beteiligung sogar in die oberste deutsche Börsenliga. So befinden sich laut dem BVK mittlerweile neun Unternehmen im DAX, deren Gründung oder Wachstum mit Venture Capital oder Private Equity unterstützt wurde.

Service-KVGs als kompetente Partner
Das Wachstum ist für viele deutsche PE-Fonds nicht ganz unproblematisch. Eine steigende Anzahl hat mittlerweile bei den Assets under Management ein Volumen von 500 Millionen Euro überschritten. Andere sind nahe dran, diese Marke zu erreichen. Allerdings bedürfen alternative Investmentfonds ab dieser Grenze nach dem Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) einer Volllizenzierung als Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG).
Insbesondere kleinere und mittlere PE-Manager tun sich jedoch schwer, die zum Teil sehr komplexen Regelungen des KAGB umzusetzen. Das erforderliche Wissen in diesem Bereich zu erwerben und dann immer auf dem neuesten Stand zu halten, ist zeit- und kostenintensiv. Somit werden Ressourcen vertan, die eigentlich für das Asset-Management zur Verfügung stehen sollten.
Dieser Konflikt lässt sich durch eine Partnerschaft mit einer Service-KVG lösen. Das heißt, die Initiatoren von PE-Fonds konzentrieren sich auf die Kernkompetenzen – das Asset-Management und den Vertrieb. Die übrigen Aufgaben werden einer Service-KVG übertragen. Sie erledigt dabei sämtliche administrativen Aufgaben, die im Zusammenhang mit den regulatorischen Anforderungen sowie der Abstimmung mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) stehen.
Darüber hinaus ist die Service-KVG idealerweise Experte für die aufgrund der erhöhten Regulierungsanforderungen notwendigen Bereiche Risikomanagement, Fondsbuchhaltung sowie regulatorisches Reporting an die zuständigen Aufsichtsbehörden wie die BaFin oder die Bundesbank. Von Vorteil ist auch, wenn sie auf bewährte Prozesse zurückgreifen kann, die von erfahrenen Teams umgesetzt werden. Die Skaleneffekte, die sich daraus ergeben, können dem Asset-Manager einerseits eine höhere Qualität im Bereich der regulatorischen Anforderungen sichern. Auf der anderen Seite helfen die erprobten Abläufe, Kosten zu senken. Ein weiterer Punkt: Die Einbindung einer Service-KVG führt in der Regel zu einer teilweise deutlich höheren Geschwindigkeit bei der Fondsauflage.

Glatter Übergang auch nach Emission
Die Partnerschaft mit einer Service-KVG muss indes nicht zwangsläufig schon bei Start des Fonds erfolgen. Auch nach dessen Auflage kann eine Zusammenarbeit Mehrwert stiften. Denn aus dem laufenden Geschäftsbetrieb heraus sorgt sie dafür, dass alle regulatorischen Anforderungen erfüllt werden und die Fondsadministration, das Risikomanagement und die Compliance-Anforderungen sichergestellt sind. Zudem bietet eine Service-KVG durch ihre Erfahrung und den breiten Marktüberblick bei vielen Prozessen und Leistungen den Zugriff auf die Best Practices aus dem Markt und tritt in diesem Zuge auch als Sparringspartner für den Vertrieb auf.
Dass eine Kooperation eines PE-Fonds mit einer Service-KVG aus dem laufenden Betrieb heraus ebenfalls eine gute Lösung für sämtliche Beteiligten sein kann, zeigt die Zusammenarbeit der HANSAINVEST mit einer der in Europa führenden Private-Equity-Beteiligungsgesellschaften mit Fokus auf Fonds- und Direktinvestments und einem verwalteten Vermögen von mehr als 2,5 Milliarden Euro. Fazit: Die Kooperation eines PE-Fonds mit einer Service-Kapitalverwaltungsgesellschaft hat sich in der Praxis bewährt. Ein Erfolgsmodell mit Zukunft.“

Ludger Wibbeke ist Geschäftsführer der Hansainvest und verantwortet das Label-Fonds-Geschäft für Sachwerte. Zuvor war er fünf Jahre für das Fondsdienstleistungsgeschäft für Real Assets in Deutschland und Luxemburg bei Hauck & Aufhäuser Privatbankiers zuständig.

Hinweis: Dieser Beitrag ist zuerst erschienen in TiAM – Trends im Asset Management 04/2021
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