Wie kann man Trumps Spiel mitspielen?

  • Olivier de Berranger
  • CIO bei La Financière de L‘Echiquier

PARIS — Die Kapriolen von US-Präsident Trump dürften die Märkte nicht in ruhiges Fahrwasser zurückkehren lassen, meint Olivier de Berranger, CIO bei La Financière de l’Echiquier. Anleger sollten damit rechnen, dass sich die Volatilität an den Märkten für Risikoanlagen strukturell erhöhen wird, auch da die verbale Aggressivität Trumps vor den Midterm-Wahlen noch zunehmen werde. 


Ab hier folgt die unredigierte Mitteilung des Emittenten:

Dass er mit widrigen Umständen umzugehen versteht, ist das Mindeste, was man über US-Präsident Donald Trump sagen kann.

Nachdem er sich erst über den Verdacht russischer Einmischung in die Präsidentschaftswahl 2016 verheddert hatte, überrumpelte Trump anschließend die ganze Welt mit einer Attacke gegen alle seine Gegner: Europa, das die USA durch seine Ausfuhren bestehle, die EZB und die chinesische Zentralbank, die er der Manipulation ihrer Währungen bezichtigte, AMAZON, das am Sterben der US-Post schuld sei, den Iran, der seinen Feind aus Amerika bedrohe, oder auch die Demokraten, die für die Konjunkturflaute im Land verantwortlich seien. Der Wahlkampf für die Zwischenwahlen ist in vollem Gange, und Trump bleibt seinem Mantra „America First“ treu.

Dennoch wirft er häufig paradoxerweise alle seine Aussagen über den Haufen, wenn es zum Showdown für wichtige Entscheidungen kommt. Eigentlich schien sein Treffen mit dem Präsidenten der EU-Kommission, Jean-Claude Juncker, in der vergangenen Woche angesichts der Vehemenz seines Standpunktes in der Frage des Handelsdefizits zum Scheitern verurteilt. Doch einmal mehr spielte er sein eigenes Spiel, ohne dass ihm jemand folgen konnte. Letztlich führte das Treffen zu einer Übereinkunft, die mehr Freihandel verspricht und die USA und Europa noch näher zusammenbringt.

Soll diese Entscheidung China etwas stärker isolieren und einen Handelskrieg der Art „einer gegen alle“ verhindern? Oder spiegelt sie den Pragmatismus von Präsident Trump wider, der sich in dieser Frage, in der er nicht einmal die Republikaner im Kongress um sich scharen kann, zunehmend isoliert sieht? Wir wissen es noch nicht. Mit Blick auf die Midterm-Wahlen im November, für die den Republikanern derzeit in den Umfragen ein Rückstand prognostiziert wird, gilt es als sicher, dass die verbale Aggressivität von Trump bei allen wirtschaftlichen, geopolitischen und politischen Themen zunehmen wird.

Eines steht fest: Die Märkte mögen keine Unsicherheit. Wenn sich der mächtigste Mann der Welt außerdem derart überzogen und unvorhersehbar verhält, dürfte sich die Volatilität an den Märkten für Risikoanlagen strukturell erhöhen.

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