Währungen werden das Epizentrum des Jahres 2022 sein

  • Mark Astley
  • Millennium Global

FRANKFURT – „Inflation und eine divergierende Geldpolitik erhöhen die Volatilität der Devisenmärkte“, sagt Mark Astley von Millennium Global Investment. Das Jahr 2022 dürfte seiner Einschätzung nach „das Makrojahr“ werden, in welchem die Devisenmärkte eine zentrale Rolle spielen.


Ab hier folgt der unredigierte Marktkommentar von Mark Astley, Co-CEO Millennium Global Investment:

„Bisher bildeten die positiven Renditen von Alpha-Strategien auf Währungen einen Kontrast zu den Renditen traditioneller Vermögenswerte. Die verschiedenen makroökonomischen Komponenten könnten durchaus Chancen auf den Devisenmärkten eröffnen. Innerhalb eines Portfolios mit Multi-Asset-Strategien können Währungsinvestments die Stabilität bieten, die erforderlich ist, um die sich abzeichnenden Marktschwankungen zu überwinden.
Zugegeben, die Finanzmärkte haben einen bemerkenswerten Jahresbeginn hinter sich: Die US-Notenbank steht kurz davor, ihren ersten geldpolitischen Straffungszyklus seit 2015 einzuleiten, US-Aktien, insbesondere Technologiewerte, sind deutlich zurückgegangen und die Outperformance europäischer Aktien hat den Grundsatz des Vorrangs der USA untergraben.

Gleichzeitig haben die sich abzeichnenden Abweichungen in der Geldpolitik der wichtigsten Wirtschaftsmächte die Volatilität an den Devisenmärkten erhöht. Dies schafft Chancen für Fonds, die sich auf den Devisenhandel konzentrieren, und somit ein sehr günstiges Umfeld für solche Strategien vorfinden.
Abseits der fast tektonischen Turbulenzen konnte die Entwicklung des globalen Devisenmarktes in den letzten Jahren einer Wüstenwanderung gleichgesetzt werden. Eine Leere, die vor allem durch die Abschaffung der Zinssätze durch die großen Volkswirtschaften, die massiven Liquiditätsspritzen der Zentralbanken und die Vereinheitlichung der weltweiten Wirtschaftszyklen unter dem Einfluss der Pandemie verursacht wurde.
Allerdings zeigen sich sowohl buchstäblich als auch metaphorisch Frühlingstriebe mit einer starken wirtschaftlichen Erholung in vielen Ländern. Letztere haben zu einer Vitalität zurückgefunden, die seit 2019 nicht mehr gesehen wurde. Ein weiteres wichtiges Zeichen für einen Aufschwung ist die zunehmende Divergenz der Geldpolitik, welche die Trends an den Devisenmärkten bestimmt.

Als die Federal Reserve das letzte Mal einen geldpolitischen Straffungszyklus einleitete, stieg der handelsgewichtete Wechselkurs des US-Dollars innerhalb von zwei Jahren um 30%. Heute führt die jüngste Rallye seit dem Tiefpunkt Mitte 2021 zu einem Anstieg um 8%. Die aktuelle Inflationsrate in den USA von ca. 7% erweist sich als die höchste seit 1982, dies während die Federal Funds Rate vor 40 Jahren bei ca. 9% lag.
China bemüht sich seinerseits um eine Fixierung seiner Währung, um deren Stabilität zu gewährleisten. Einbußen bei der Wettbewerbsfähigkeit in den letzten Jahren haben jedoch zu einer erheblichen Überbewertung des Renminbis gegenüber seinen Handelspartnern geführt.
Die Europäische Zentralbank (EZB) versucht derweil, den Status quo so lange wie möglich aufrechtzuerhalten, und bekräftigte, dass der Anstieg der Inflation vorübergehend sei. Die Bank of England tut sich ihrerseits schwer damit, eine Entscheidung über eine mögliche Straffung ihrer Politik zu treffen. Eine Zögerlichkeit, die mit einem Verlust an Glaubwürdigkeit einhergeht.

Die Rohstoffexporte und die Volkswirtschaften vieler Schwellenländer wurden im Zusammenhang mit dem deutlichen Anstieg der Preise für Basismetalle, landwirtschaftliche Ressourcen und Energie erheblich beeinträchtigt. Diese sind jedoch Schlüsselfaktoren für die Wettbewerbsfähigkeit einer Währung.
All dies geschah innerhalb eines Jahres und ging mit der gefährlichsten geopolitischen Konstellation seit dem Ende des Kalten Krieges im Jahr 1989 einher. Die damalige bipolare Welt hat sich in eine unipolare Welt verwandelt, die von 1990 bis 2016 von der Dominanz der USA geprägt war. Heute scheinen wir uns in einer multipolaren Welt zu bewegen. Diese ist durch das Fehlen einer internationalen Führung geschwächt und durch multilaterale wie bilaterale Beziehungen von Institutionen zwischen vielen Großmächten gekennzeichnet, welche seit Generationen auf dem Tiefpunkt angelangt sind.“

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