„Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser!“

- Armin Gudat
- AMV Consulting
Hedgework: Herr Gudat, weshalb ist es so wichtig, dass Institutionelle über alle Aspekte der für sie verwalteten Assets vollständig informiert sind?
Gudat: Dies liegt einerseits im Interesse der Kapitaleigner und Aufsichtsgremien und würde andererseits auch regulatorischen Erwartungen und Compliance-Anforderungen gerecht werden. Leider gibt es jedoch oft Hürden, an alle relevanten Information zu kommen, die zur Beantwortung dieser Frage notwendig sind. Beispielsweise limitierte zeitliche und personelle Ressourcen auf Investorenseite. Und möglicherweise, nennen wir es eine „begrenzt enthusiastische“ Offenlegung sämtlicher Aspekte zur Erzielung vollständiger Transparenz, auf Seiten der Asset Manager.
Hedgework: Was genau meinen Sie nun mit „vollständig im Bilde über alle Aspekte der Mandate bzw. Fonds, die Asset Manager für Sie verwalten“ zu sein?
Gudat: Wir sind der festen Überzeugung, dass Investoren von ihren Asset Managern präzise und belastbare Informationen bekommen sollten, warum Out- oder Underperformance erzielt wurde und wann diese realistischerweise erwartet werden können. Sie sollten vollständige Informationen über alle Kosten und Gebühren erhalten, die im Zusammenhang mit dem Mandat anfallen. Und dies ohne Nachfrage, sondern proaktiv. Hinzu kommt die Frage, ob Investoren sicher sein können, von ihren Managern das beste, sprich: günstigste, Gesamtpaket angeboten bekommen zu haben.
Hedgework: Was können Investoren hier tun?
Gudat: Um eine umfangreiche und belastbare Informationsbasis zu bekommen, gibt es eine Vielzahl weiterer Fragestellungen, mit denen beispielsweise wir Asset Manager konstruktiv aber kategorisch konfrontieren. Das sind über 80 Fragestellungen, die den Nukleus unserer Arbeit bilden.
Hedgework: Können Sie Beispiele nennen?
Gudat: Wir hinterfragen etwa, wer genau die Returns für das Portfolio generiert. Ein Team? Wenn ja, wie sind die Entscheidungshierachien und –prozesse? Oder sind es individuelle Fondsmanager? Dann interessiert uns natürlich, welches die konkreten Entscheidungskompetenzen einzelner Fondsmanager sind.
Hedgework: Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Gudat: Bei der Analyse eines bekannten Publikumsfonds im Bereich Alternative Investments / Multi Asset waren wir überrascht herauszufinden, dass laut Beschreibung der Fonds zwar vermeintlich von einem Investment-Team verwaltet wird. In der Realität hingegen lag indes jede einzelne Investment-Entscheidung ultimativ bei einer Einzelperson, dem Teamleiter. Somit gab es ein erhebliches Schlüsselpersonen-Risiko oder „key man risk“, welches zu finden wir in diesem Fonds nicht erwartet hatten.
Hedgework: Weshalb dieses Einzelpersonen-Risiko wohl abgestellt wurde.
Gudat: Das nicht. Aber unser Mandant ist nun hierüber zumindest im Bilde. Es gibt im übrigen eine Reihe von anderen Punkten, die Nachfragen nicht nur rechtfertigen, sondern sie zwingend erfordern – zumindest aus unserer Sicht.
Hedgework: ... als da wären?
Gudat: Für systematische, quantitative Investmentprozesse, die oft im Bereich alternativer Investments eingesetzt werden, ist es auch von Relevanz zu wissen, welche diskretionären Eingriffsmöglichkeiten es gibt und wann, von wem und wie genau sie genutzt werden. Grundsätzlich ist für Investments jeglicher Art zu fragen, ob es eine klare, kontinuierliche Schlüssigkeit zwischen Marktumfeld, Investmentprozess und Performanceattribution gibt. Sind die Performanceerläuterungen klar, schlüssig und auf den Punkt gebracht oder wird mit vielen Worten um den heißen Brei geredet? Der Aspekt der dominanten Ergebnistreiber des Investmentprozesses ist ebenfalls von großer Bedeutung.
Hedgework: Auf welche Weise erhalten Sie Feedback?
Gudat: In Bezug auf Research und Investmentideen arbeiten wir beispielsweise eng mit Asset Managern zusammen, um zu verstehen, wo genau die spezifischen Stärken des Managers liegen und auf welcher überprüfbaren Basis Aussagen hierzu getätigt werden. Das Gleiche gilt allerdings auch für Schwächen von Investmentprozessen, die typischerweise eher ungerne diskutiert werden.
Hedgework: Wie steht es um die Transparenz der Kosten?
Gudat: Die Aspekte der im Fonds bzw. Mandat entstehenden Kosten bilden ebenfalls einen wesentlichen Block unserer Analysen. Beispielsweise im Hinblick darauf, wie effizient das Portfolio gemanagt wird, ob entstandene Transaktionskosten gerechtfertigt sind und welche Fremdwährungskurse abgerechnet werden. Die diesbezügliche Liste von Fragen, die zu stellen und nachzuhaken sich lohnt, ist lang. Interessanterweise werden diese Fragen aus Erfahrung leider allzu oft nicht direkt spezifisch beantwortet und führen erst nach teils mehrfachen Nachfragen zu wirklich belastbaren Informationen.
Hedgework: Aber das Nachfragen lohnt offenbar.
Gudat: Das schon, aber der Kostenthematik widerfährt unseres Erachtens immer noch eine viel zu geringe Aufmerksamkeit – trotz Mifid II und ähnlicher Bestrebungen internationaler Aufsichtsbehörden. Neben dem Aspekt der vollständigen Offenlegung aller Kosten – gerade auch der verdeckten Kosten – begegnen uns immer wieder Überraschungen, etwa in Bezug auf Transaktionskosten und sogenannter „commission arrangements“. Diese Überraschungen fallen leider seltenst zu Gunsten der Investoren aus. Aber, um Missverständnisse zu vermeiden: Wir akzeptieren, dass Kosten anfallen. Jedoch sollten diese transparent sein, höchst schlüssig erklärt werden und auf jeder Ebene gerechtfertigt sein.
Hedgework: Wären erfolgsabhängige Gebühren zu empfehlen?
Gudat: Performancegebühren können für Investoren zwar eine durchaus interessante Alternative zu Festgebühren sein. Die Methodik der Berechnung dieser kann jedoch komplex sein und die Verhandlungen hierüber sind nicht selten zeitintensiv. Verhandlungsfähige Aspekte wie Basis, Perioden, Umgang mit Cash Flows und High Water Marks sowie vieles andere mehr können Investoren eine vorteilhaftere Gestaltung ermöglichen. Denn manchmal wurde alles schon vor geraumer Zeit vereinbart und ist seither nicht mehr überprüft worden.
Hedgework: Was also können Sie zusammenfassend für Investoren tun?
Gudat: In konstruktiver Zusammenarbeit mit beauftragten Asset Managern unterstützen wir Investoren, durch das Schließen von Informationslücken, potenziell offene Flanken zu schließen. Unser Ansatz ist dem Erstellen eines Gutachtens ähnlich. Wir hinterfragen die Angaben der Asset Manager zum beauftragten Mandat und identifizieren Einsparpotenziale. Für unsere Kunden ist dieser Ansatz zeiteffizient, da wir sämtliche Befragungen direkt mit den Asset Managern vornehmen. In der Regel ist nach Beendigung unserer Arbeit und im Anschluss an unsere Berichterstattung die Position von Investoren erheblich gestärkt. Wir helfen, für sie eine verbesserte Informations- und Entscheidungsbasis herbeizuführen. Denn wie so oft im Leben gilt: Vertrauen ist gut. Kontrolle besser!
Das Interview führte Ronny Kohl
Armin Gudat ist Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter der AMV Consulting. Er blickt auf eine umfangreiche und langjährige Kapitalmarkterfahrung in verschiedenen Assetklassen (u.a. Aktien, Renten, Währungen, Multi Asset, Risk Parity, Absolute Return Strategien, Hedgefonds) sowie unterschiedlichen Investmentstilen zurück, die er in mehr als 25 Jahren als Portfolio Manager, Client Relationship Manager und Produktspezialist erworben hat. Nach Stationen bei deutschen Banken arbeitete er für eine Reihe von internationalen Asset Managern wie WestCapital, Quorum Capital Management, WestLB Asset Management (UK) Ltd und AXA Rosenberg. 14 seiner Berufsjahre verbrachte er am Finanzplatz London. Vor der Gründung der AMV Consulting war er Head of Fund Management im Risk Parity Team von Aquila Capital, Hamburg/Zürich.