Vermögensverwalter erwarten für 2021 ein gutes Börsenjahr

FRANKFURT – Es zeichnet sich ein optimistisches Börsen-Bild für 2021 ab, so eine aktuelle Umfrage von Universal-Investments unter den Vermögensverwalter-Kunden. Es gilt weiterhin, in einem wohl diversifizierten Portfolio mit mehr Aktien, weniger Anleihen und zusätzlich Immobilien und Gold investiert zu bleiben.


Ab hier folgt die unredigierte Mitteilung der Gesellschaft:

Unabhängige Vermögensverwalter empfehlen Anlegern auch 2021 divers investiert zu bleiben und mit einem hohen Aktienanteil im Portfolio von Kursgewinnen an den Börsen zu profitieren. Neben Aktien aus Industrienationen und Schwellenländern vervollständigen Immobilien, Gold sowie Anleihen das Portfolio, deren empfohlener Anteil aber weiter sinkt. Die größten Zuwächse erwarten die Finanzexperten bei chinesischen Aktien, wobei der ab September 2021 erweiterte DAX 40 ebenfalls kräftig zulegen soll. Weitere wirtschaftliche Rückschläge durch die Corona-Pandemie hält der Großteil der Befragten für realistisch, an einen signifikant hohen Einfluss auf die Kapitalmärkte glauben drei Viertel aller Teilnehmer aber nicht.

Starkes Wachstum für 2021 erwartet

Bei durchschnittlich 14.418 Punkten soll der deutsche Leitindex Ende 2021 notieren, prognostizieren die Befragten. Basierend auf dem Schlusskurs vom 8. Dezember 2020 entspräche dies einem Wachstum von 7,5 Prozent. Damit sind die Hoffnungen für das Jahr 2021, in dem eine wirtschaftliche Erholung erwartet wird, gegenüber dem Vorjahr etwas optimistischer, als auf ein Wachstum von 6,7 Prozent spekuliert wurde.

Die Wachstumsprognosen für andere wichtige Indizes sind ebenfalls höher: Den Euro Stoxx 50 sehen die Vermögensverwalter mit einem erwarteten Zuwachs von 7,6 Prozent bei 3810 Punkten, von japanischen Unternehmen im Nikkei 225 werden im Mittel 7,4 Prozent oder 28.800 Punkte erwartet. Erstmals wurde auch das Stimmungsbarometer für den chinesischen Shanghai Composite Index abgefragt. Dieser soll um satte 13,7 Prozent auf 3833 Punkte klettern. Etwas pessimistischer ist man im Jahresvergleich dagegen für den US-amerikanischen S&P 500: Dieser soll „nur“ um durchschnittlich 5,3 Prozent auf 3950 Punkte ansteigen.

Zuversicht auch bei Rohstoffen

Grundsätzlich zuversichtlich sind die Experten auch bei Rohstoffpreisen. Die Nachfrage nach Gold und Silber soll den Preis je Unze auf 2025 (+8,3 Prozent) bzw. 28,26 (+16,2 Prozent) US-Dollar treiben. Die Preise für Nickel und Kupfer, zwei wichtige Metalle für die Energiewende, werden sich nach Meinung der Vermögensverwalter ebenfalls erhöhen. Der Nickelpreis soll auf 17.454 US-Dollar je Tonne steigen, wohingegen der Kupferpreis auf 7454 US-Dollar je Tonne. Ein Wachstum von 7,1 Prozent bzw. Rückgang von 2,6 Prozent. Vom 2019 prognostizierte Preisniveau von 58,62 US-Dollar je Barrel WTI-Rohöl ist zum Ende dieses Jahres nach den jüngsten Beschlüssen der OPEC nur zu träumen. Dennoch bleiben die Vermögensverwalter optimistisch und gaben im Durchschnitt einen Preis von 52,90 US-Dollar an.

Unveränderte Zinspolitik der FED, negative Zinsen in Europa erwartet

Für das kommende Jahr rechnen die Profianleger im Mittel mit einem EZB-Leitzins von -0,16 Prozent. Damit ist die Erwartungshaltung an die europäische Zinspolitik im Jahr 2021 noch pessimistischer als im Vorjahr (-0,13 Prozent). Eine baldige Änderung der Rendite auf zehnjährige Bundesanleihen sehen die Vermögensverwalter folgerichtig nicht kommen. Etwa ein Drittel der Befragten erwartet, dass diese noch mehr als fünf Jahre unter einem Prozent notieren, weitere 30 Prozent der Befragten immerhin noch zwischen drei und fünf Jahre. Gut jeder Fünfte denkt, dass das Niedrigzinsumfeld noch mehr als acht Jahre andauern wird.

Konstanz wird dagegen aus Übersee erwartet: Nach durchschnittlicher Schätzung der Befragten werden die US-Notenbanker den derzeitigen Leitzins bei 0,25 Prozent belassen. Ein gemischtes Bild zeichnet hingegen sich bei der Entwicklung der zwei wichtigsten Währungen: 43,4 Prozent der Vermögensverwalter rechnen damit, dass der Euro gegenüber dem US-Dollar stärker werden wird, während 37,7 Prozent das Gegenteil prognostizieren. Das realistischste geldpolitische Szenario für die Eurozone ist für 42 Prozent eine Inflation.

Sorgen um Italien und die Wirtschaft nach dem Brexit

Befragt wurden die Vermögensverwalter auch nach diversen makrowirtschaftlichen Entwicklungen. Mit Aussicht auf ein baldiges Ende der Corona-Pandemie und weniger wirtschaftlichen Hiobsbotschaften hoffen die Finanzprofis auf eine starke konjunkturelle Erholung für Deutschland und die Welt. Vier von fünf Befragten denken, dass das BIP der Bundesrepublik nach den Rückschlägen 2020 im kommenden Jahr um mehr als 2 Prozent zulegen wird. Für den US-amerikanischen, europäischen und chinesischen Wirtschaftsraum erwartet das Gros der Befragten ebenso ein Wachstum von mehr als zwei Prozent. 55 Prozent denken gar, dass Chinas Wirtschaftswachstum über fünf Prozent liegen wird. Ein Fünftel der Umfrageteilnehmer erwarten selbiges für Schwellenländer, während zwei Drittel hier mit einem Wachstum zwischen zwei bis fünf Prozent rechnen. Signifikante Rezessionsängste sind für keine der Regionen festzustellen.

Etwas mehr als die Hälfte der Befragten glaubt, dass die Aktienindizes nach der Wahl Joe Bidens zum nächsten US-Präsidenten zulegen werden, weil unter anderem für Kurse schädliche Handelskriege weniger werden. Dennoch bleiben die USA ein potentielles Sorgenkind der Weltwirtschaft, allerdings nehmen sie nicht mehr den ersten Platz ein. An dieser Stelle steht, dank des verpassten geordneten EU-Austritts, nun Großbritannien. Auf Rang drei folgt das vom Corona-Virus gebeutelte Italien.

Die Pandemie ist es auch, die für viele der Teilnehmer 2021 noch zu globalen wirtschaftlichen Turbulenzen führen könnte. 45 Prozent der Befragten befürchten, dass es weltweit noch zu starken konjunkturellen Schwankungen kommen wird, 41 Prozent hingegen denken, dass diese regional begrenzt sind, ohne nennenswerte Effekte auf die Weltwirtschaft. Nur 13 Prozent glauben, dass der Virus keinen Einfluss mehr auf wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von Volkswirtschaften haben wird.

In diesem Jahr resultierten Nachrichten zur Pandemie in einer oft höheren Volatilität an den Kapitalmärkten. Überraschenderweise sind sich drei Viertel der Vermögensverwalter einig, dass die Märkte sich an steigende Fallzahlen und Lockdowns gewöhnt haben und die Volatilität abnehmen wird. 17 Prozent gehen von keiner Veränderung gegenüber 2020 aus, dazu zählt auch Patrick Hussy von sentix Asset Management: „2021 wird ein erneut volatiles Jahr werden, in dem Mut zur Antizyklik und Sentiment-Expertise gefragt ist.“ Nur 8 Prozent glauben an eine Zunahme der Bewegungen.

Diversifikation bleibt die zentrale Empfehlung – bei weniger Anleihen und mehr Aktien

Wie sollten sich Anleger also 2021 verhalten? „Diversifizierung über alle Assetklassen ist das Stichwort“, rät Rainer Fritzsche von OVIDpartner. Dennoch bilden Aktien den größten Teil des durchschnittlich empfohlenen Depots. „Ein deutliches Übergewicht in den sogenannten Risikoassets erscheint wegen der erwarteten starken wirtschaftlichen Erholung und der Unterstützung durch eine lockere Geld- und Fiskalpolitik ratsam“, empfiehlt Andreas Rachor von Prisma Investment und stößt damit ins selbe Horn wie vieler seiner Kollegen.

„Anleger sollten auf jeden Fall an den Kapitalmärkten investiert sein. Es wird 2021 einen temporären Boom geben, auch mit inflationären Tendenzen. Diese werden sich in erster Linie in weiter steigenden Asset-Preisen manifestieren“, ist sich Daniel Zindstein von der gleichnamigen Vermögensverwaltung sicher. Andreas Grünewald, Vorstandsvorsitzender der FIVV AG und vom Verband unabhängiger Vermögensverwalter e.V. empfiehlt ebenfalls eine hohe Aktienquote und favorisiert „breit gestreute Investitionen in dividendenstarke Weltmarktführer, deren Geschäftsmodelle zukunftweisend sind und deren Unternehmenswert nicht bereits überbewertet ist“.

Prozentuale Länderallokation

Nach Meinung der Investmentexperten sollten Aktien aus Industrienationen mit 40,7 Prozent den Schwerpunkt bilden und um Titel aus Schwellenländern ergänzt werden (15,7 Prozent). Renten sollten mit 16,6 Prozent nur noch einen kleineren Anteil des Portfolios bilden (nach 26 Prozent 2018 und 21,9 Prozent 2019). Für eine gute Diversifikation sind sie dennoch weiterhin wichtig: „Nach wie vor gehören Zinsanlagen in jedes gut diversifizierte Depot, wobei aktive Manager für die Auswahl wichtiger denn je sind“, argumentiert Alexander Karbstein von Capitulum Asset Management. Daneben sollten Anleger Immobilien (8,9 Prozent) und Gold (8,6 Prozent) halten. Wer Zugang hat, sollte noch Alternative Investments wie Hedge Funds oder Private Equity ergänzen (5,2 Prozent).

Immerhin 28 Prozent der Befragten empfehlen ihren Anlegern außerdem in Krypto-Währungen wie Bitcoin oder Ethereum zu investieren. Für die meisten Vermögensverwalter ist dies aber keine Option. „Kryptowährungen sind fundamental schwer zu bewerten und stellen eher ein Spekulationsobjekt als eine werthaltige Investitionsmöglichkeit dar“, erklärt Harry Heinemann von Honestas Finanzmanagement seine Position gegenüber den virtuellen Währungen.
Anders als im Vorjahr setzen die Vermögensverwalter in der regionalen Allokation den Fokus weniger stark auf Deutschland (14,3 Prozent) und Europa (20,1 Prozent). Während der US-Anteil unverändert bleibt (29,6 Prozent), ist der Anteil Chinas (12,1 Prozent), Japans (7,1 Prozent) und der Schwellenländer (11,7 Prozent) am weltweit gestreuten Portfolio gestiegen. Dafür sprechen auch hoch bewertete Aktien in den Industrienationen, erklärt Japan-Experte Pieter van Putten von Pelargos Capital: „In Emerging Markets und Asien gibt es noch Schnäppchen zu holen.“

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