US Life Settlements - Renaissance einer alternativen nicht-korrelierten Assetklasse

- Thomas Graf von Hedemann
- Fidelity of Georgetown Inc.
Thomas Graf von Hedemann, Director Relationship Management von Fidelity of Georgetown Inc., über die Vorteile US-amerikanischer Zweitmarktpolicen (Life Settlements), einer alternativen Anlageklasse, die nicht mit den Aktien- oder Anleihemärkten korreliert.
Auf dem Life-Settlement-Markt verkauft der Versicherungsnehmer seine Lebensversicherungspolice an einen Drittinvestor. Damit kann ein nicht mehr benötigter, eigentlich illiquider Vermögenswert zu Lebzeiten zu Geld gemacht werden. Der Verkäufer erhält dafür in der Regel einen einmaligen Pauschalbetrag. Der Wert einer Police lässt sich relativ leicht berechnen: Dieser entspricht dem diskontierten Barwert, der anhand der Todesfallleistung, der voraussichtlichen Lebenserwartung des Versicherten und der Prämien, die für die Mindestrestlaufzeit anfallen würden, berechnet wird. Daraus ergibt sich die vom Anleger erwartete Rendite, die nicht mit Aktien- oder Anleihemärkten korreliert. Im Gegenzug wird die Versicherungsleistung an den Investor ausgezahlt, wenn der Versicherte stirbt.
Der Grundstein für den Zweitmarkt wurde bereits im Jahr 1911 durch ein Verfahren durch den obersten Gerichtshof der USA gelegt. Dieser urteilte, dass eine Lebensversicherung persönliches Eigentum ist. Damit kann ein US-Bürger seine Lebensversicherungspolice jederzeit verkaufen, so wie man ein Auto oder ein Haus verkaufen kann. Im Jahr 2015 haben die Vereinten Nationen in ihren Prinzipien für verantwortliches Investieren Life Settlements sogar befürwortet. Dahinter steckt der Gedanke, dass Versicherte über den LV-Zweitmarkt auf einem geregelten Weg an Kapital kommen, das ihnen rechtmäßig zusteht.
Obwohl US-Zweitmarktpolicen schon seit über 100 Jahren gehandelt werden, begann ein deutliches Marktwachstum erst in den 1990er-Jahren. In den 2000er-Jahren erlebte diese Assetklasse einen Rückschlag, da sie aufgrund mangelhafter Lebenserwartungsgutachten in der Kritik stand. In den Turbulenzen der Finanzkrise 2008 kam es zu einem weiteren Rückgang des Geschäfts. Die Regierung und die Aufsichtsbehörden haben daraufhin auf die gravierenden Probleme reagiert und den Life Settlement Markt in den kommenden Jahren in fast allen Bundesstaaten strenger reguliert.
Diese Lebenserwartungsgutachten sind im Hinblick auf den Policen-Kaufpreis, die Fälligkeit und für den Investmenterfolg von enormer Bedeutung. Warum? Eine Besonderheit bei US Life Settlement ist, dass man zwar die Ablaufleistung der Versicherung eindeutig kennt, jedoch der Zeitpunkt des Eintritts des Versicherungsfalls nicht exakt bekannt ist. Mittlerweile ist jedoch die Prognosequalität der Gutachter sehr hoch. Denn diesen Experten steht eine größere Datenbasis als noch vor einigen Jahren zur Verfügung und sie konnten sich spezielles Know-how sowie Marktkenntnisse aneignen. Indem demografische und medizinische Entwicklungen in die Prognosen einbezogen werden, hat sich die Qualität der Aussagen noch einmal verbessert. Dies alles hat dazu beigetragen, dass eine die Nachfrage nach US-Zweitmarktpolicen deutlich gestiegen ist.
„Forecast des jährlichen Volumens bis 2030“
In Deutschland führte die heftig diskutierte Ethikfrage dazu, dass die Assetklasse US Life Settlements lange Zeit einen schlechten Ruf hatte. Der Vorwurf war, dabei handele es sich um ein „Geschäft mit dem Tod“. Dabei wurden aber die Vorteile für den Verkäufer völlig außer Acht gelassen. Denn bei meist lebenslang laufende Risikolebensversicherungen zahlt der Versicherte zwar hohe Beiträge ein, muss aber bei Vertragsauflösung hohe Stornokosten tragen und bekommt in diesem Fall wenig bis gar nichts ausgezahlt. Bei US-Policen sind die Rückkaufswerte bei vorzeitiger Kündigung minimal, bisweilen sogar gleich null. Dagegen bekommt der Versicherte eine faire Chance, über den Verkauf der Policen auf dem Zweitmarkt einen erheblichen Teil der gezahlten Prämien zurückzubekommen. Darüber hinaus tragen die Erlöse aus dem Life Settlement zum sozialen Wohlergehen und der Gesundheitsversorgung älterer Menschen in den USA bei. Sie ermöglichen ein Leben im Alter mit guter medizinischer Versorgung und Pflege. Daher ist eine Investition in Life Settlements nicht nur eine Investition in das finanzielle, sondern auch das physische Wohlergehen älterer US-Bürger.
Warum nutzen nun zunehmend semi- und professionelle Investoren diese alternative Assetklasse als Diversifikator für ihr Anlageportfolio?
Die Anlageklasse korreliert mit keinem Markt, hat eine minimale Volatilität und eine gute Vorhersagbarkeit. Es handelt sich im Grunde genommen um eine Null-Kupon-Anleihe mit einer prognostizierten Fälligkeit. Life Settlements haben historisch Renditen von 12 bis 20 Prozent pro Jahr erzielt. Somit sind die Renditen höher als im breiten Aktienmarkt und eher mit Private Equity zu vergleichen. Sie liegen deutlich höher als bei anderen festverzinslichen Produkten. Das Gegenparteienrisiko für die zugrunde liegenden Vermögenswerte ist sehr gering, da Lebensversicherungspolicen, die von uns gekauft werden, in der Regel von Versicherungsgesellschaften mit einem Investment-Grade-Rating ausgegeben werden. Ebenso wird aufgrund der steigenden Bedeutung von Nachhaltigkeitsaspekten auch das ESG-Rating des Versicherers miteinbezogen. Besonders hervorzuheben ist die Sicherheit für den Anleger bei dieser Anlageklasse. Zum einen handelt es sich bei der Todesfallleistung um eine „vertraglich zugesicherte und vorrangig besicherte Forderung gegenüber einem Versicherer“ (contractual-cashflow). Zum anderen bestehen für US-Lebensversicherungsgesellschaften sehr proaktive aufsichtsrechtliche Vorschriften und hohe Eigenkapitalanforderungen. Darüber hinaus können die Aufsichtsbehörden den Verkauf eines in Schwierigkeiten geratenen Versicherers an ein gesünderes Unternehmen erzwingen.
„Marktpotential bis 2030 im Verhältnis zum aktuellen bis geplanten investierten Volumen“
Fazit: „Life Settlements sind sowohl für den Anleger als auch für den Versicherungsnehmer von Vorteil. Es handelt sich also um eine Win-Win-Situation. Wer als Investor Renditen sucht, die nicht mit traditionellen Anlageklassen korrelieren, gepaart mit der Sicherheit von Anleihen, der kommt an US Life Settlements nicht vorbei.“