Unterschiedliche Vorzeichen für Amerika, Europa und Großbritannien

  • Chris Iggo
  • AXA IM

FRANKFURT – Für Chris Iggo, CIO Core Investments bei AXA IM, sind die Perspektiven für Amerika, Europa und Großbritannien höchst unterschiedlich. Während er in den USA Antriebskräfte sieht, die die Märkte auch über den Wahltermin hinaus antreiben sollten, ist er insbesondere Großbritannien gegenüber sehr pessimistisch eingestellt.


Ab hier folgt die unredigierte Mitteilung der Gesellschaft:

USA: Aussicht auf Biden-Sieg treibt die Märkte – auch nach dem 3. November

Meiner Einschätzung nach könnten die Wähler erwarten, dass eine Biden-Administration der Kontrolle der Pandemie eine höhere Priorität einräumen würde. Es erscheint für viele offensichtlich, dass gerade in den Bundesstaaten, die bei der Durchsetzung von Social Distancing und des Tragens von Gesichtsbedeckungen nicht übermäßig streng waren, die Infektionszahlen mit Covid-19 steigen. Dies hat wirtschaftliche Auswirkungen, da Staaten wie Wisconsin einen Anstieg der Infektionen und in der vergangenen Woche auch eine starke Zunahme der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung zu verzeichnen hatten. Ein möglicher klarer Wahlsieg und zyklische reflationären Aussichten haben die Märkte in letzter Zeit angetrieben und werden wahrscheinlich vor dem 3. November und möglicherweise auch darüber hinaus die dominierenden Antriebskräfte bleiben.

Europa: Banken mit Kopfschmerzen

In einer Phase, in der die europäischen Volkswirtschaften auf einem niedrigeren Niveau als Ende 2019 stehen, werden neue Corona-Beschränkungen auferlegt. Die Sektoren, auf die sich die neuen Beschränkungen konzentrieren, sind diejenigen, die bereits durch frühere Maßnahmen und Veränderungen im Verbraucherverhalten getroffen wurden. Es ist wahrscheinlich, dass noch mehr Unternehmen schließen werden, die Arbeitslosigkeit weiter ansteigt und die Haushaltseinkommen und -ausgaben einen weiteren Schlag erleiden. Eine Verschlechterung der Kreditvergabe ist im Unternehmens- und Haushaltssektor wahrscheinlich, und das bereitet einem Bankensystem Kopfschmerzen, das bereits mit einem wenig hilfreichen Zinsumfeld zu kämpfen hat.

Brexit-Verhandlungen: UK nimmt Schaden

Nach einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts, der für das Vereinigten Königreich stärker ausfiel als für die meisten der eigenen Handelspartner, erscheint es nicht sehr vernünftig, den Export an diese Partner zu erschweren. Es ist schwer, gegen die Ansicht zu argumentieren, dass britische Firmen durch eine solche Entwicklung sowohl auf der Kosten- als auch auf der Einnahmenseite getroffen werden könnten. Der erfolgreiche Umgang mit der Pandemie und die Aushandlung des größten Handelsabkommens in der modernen Geschichte – dem Brexit-Deal – wäre für jede Regierung eine Herausforderung, erweist sich aber für die derzeitige britische Regierung als außerordentlich schwierig. Obwohl britische Aktien relativ gesehen billig sind, gibt es derzeit kaum Meldungen, die internationale Vermögensverwalter in Bezug auf das Vereinigte Königreich ermutigen würden, ihre Gewichtung von UK-Titeln zu erhöhen.

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