„Unser Trendfolgesystem geht im Grundsatz davon aus, dass der Markt immer Recht hat“

- Uwe Diehl
- Arts Asset Management
FRANKFURT – Uwe Diehl sieht die Psychologie als wesentlichen Faktor bei Anlageentscheidungen. Der Head of Sales von Arts Asset Management ist beim Hedgework-Event im November der Frage nachgegangen, welches die typischen menschlichen Fehler beim Investieren sind und wie sich diese vermeiden, oder im Gegensatz sogar nutzen lassen.
Hedgework: Herr Diehl, welche Rolle spielt Ihrer Ansicht nach die Psychologie bei Anlageentscheidungen?
Uwe Diehl: Die Psychologie ist ja die Wissenschaft, die versucht, menschliches Verhalten und Erleben zu verstehen und zu erklären. Da jeder Anleger, auch der Profi, ein Mensch ist und als solcher handelt, müssen wir die Psychologie natürlich als wesentlichen Faktor berücksichtigen.
Hedgework: Worauf genau heben Sie dabei ab?
Diehl: Viele Untersuchungen und wissenschaftliche Studien, für die es bereits einige Nobelpreise gab, belegen, dass der Mensch immer wieder die gleichen Verhaltensmuster zeigt und gerade auch bei Investitionen irrationale Entscheidungen trifft. Deshalb ist es gut, sich mit diesem psychologischen Phänomen zu beschäftigen.
Hedgework: Wie macht sich das in den Anlageentscheidungen bemerkbar?
Diehl: Anlageentscheidungen unterliegen gewissen Fehleranfälligkeiten, die aus verschieden Quellen herrühren. So beispielsweise dem unterschiedlichen Informationsstand, der individuellen kognitiven Verarbeitungsfähigkeit der zur Verfügung stehenden Informationen und natürlich auch dem psychischen Stress, dem wir zum Zeitpunkt der Entscheidung unterliegen. Dazu kommen noch andere Faktoren, wie Angst und Gier oder Selbstüberschätzung.
Hedgework: Der Homo oeconomicus ist demnach eher eine Einbildung, oder?
Diehl: Wenn man den Wissenschaftlern und ihren Studien folgt, dann eindeutig „Ja“! Den rein faktenbasierend investierenden und der Ratio folgenden Anleger gibt es leider nicht. Dies trifft sowohl auf Privatanleger als auch auf Profis zu.
Hedgework: Was sind denn die typischen Fehler beim Investieren, die auf psychologische Effekte zurückgeführt werden können, und welche Folgen hat dies?
Diehl: Um nur einige zu nennen, sind das etwa das sogenannte „Anchoring“, wo man sich an willkürlich festgelegten Ankern wie Höchstkursen, Einstandskursen oder Kurszielen orientiert und diese selbst dann noch beibehält, wenn diese längst völlig unrealistisch geworden sind. Dazu zählt aber auch das typische Herdenverhalten, welches die Momentum-Strategie mitbegründet. Wo sich der Anleger einfach wohler fühlt, das zu machen, was die Mehrheit tut und mitläuft – und damit einen Trend verstärkt. Ein drittes Beispiel ist die Tatsache, dass viele Anleger oft unmittelbar vor einem Höchststand einsteigen und bei einer dann einsetzenden Kurskorrektur viel zu spät aussteigen. Dies zeigt sich dann in einer deutlich schwächeren Performance als der des Marktes, was die Dauer, bis man seine Verluste wieder aufgeholt hat, enorm verlängern kann.
Hedgework: Wie würden sich solche Fehler vermeiden lassen – und ist das überhaupt realistisch?
Diehl: Vermeiden lassen sich solche Fehler nur, wenn man es schafft, völlig emotionsfrei zu investieren. Das heißt, den Menschen mit seinen Gefühlen, Einschätzungen, Prognosen und Meinungen aus dem Investmentprozess rauszuhalten.
Hedgework: Anders gefragt, was hätte ein Anleger davon, die Psychologie zu umgehen?
Diehl: Ich würde es eher so formulieren, dass man sich als Anleger die Psychologie und unser Wissen darum, zu nutzen machen sollte.
Hedgework: Das hört sich gut an – die Anlagestrategie von Arts Asset Management, für die Sie tätig sind, versucht diese psychologischen Einflüsse zu nutzen. Wie geht das?
Diehl: Unser Trendfolgesystem geht ja im Grundsatz davon aus, dass der Markt immer Recht hat. Innerhalb der Märkte gibt es dann wiederum Anomalien aufgrund menschlicher Verhaltensmuster, die man sehr gut nutzen kann. Wir tun das in unserem System beispielsweise mit dem Herdenverhalten oder neudeutsch Momentum. Das ist die – übrigens seit Jahrhunderten am besten untersuchte Anomalie –, die man in allen Bereichen des Lebens finden kann. Das heißt, wenn wir einen Trend oder anders gesagt ein Momentum erkennen, investieren wir hinein, bis dieser wieder bricht. So lange lässt man im positiven Falle die Gewinne laufen oder bleibt im negativen Falle an der Seitenlinie, bis sich wieder ein positives Momentum bildet. Das Ganze erfolgt wiederum nur anhand von Preisen, die sich an den Märkten bilden und nicht aufgrund von Prognosen oder Einschätzungen. Hierfür haben wir bei ARTS vor 20 Jahren einen Algorithmus entwickelt, der diese Anlageentscheidung selbstständig steuert, ohne dass ein Mensch eingreift. Die größte Herausforderung hierbei ist tatsächlich, die Maschine machen zu lassen und der Versuchung zu widerstehen, in Stressphasen manuell einzugreifen.
Hedgework: Lässt sich der Erfolg einer solchen Strategie beschreiben, oder eventuell sogar quantifizieren?
Diehl: Ich denke, dass die mehr als 360 internationalen Auszeichnungen, die wir über die letzten 20 Jahre erhalten haben, darunter auch sehr viele erste Plätze, den Erfolg sehr gut beschreiben. Vor allem stechen dabei immer wieder die geringe Volatilität und die konsequente Verlustreduzierung in Stressphasen hervor.
Hedgework: Wie oft musste oder muss bei Ihnen bei der Strategie nachjustiert werden?
Diehl: Um unsere Strategie erfolgreich zu managen, müssen wir unser Anlageuniversum täglich screenen, das sind etwa 3,5 Millionen Datensätze pro Monat; und einmal die Woche müssen die Portfolios angepasst bzw. adjustiert werden.
Hedgework: Abschließend gefragt, wäre ein Investor denn in der Lage, die ARTS-Strategie selbst umzusetzen?
Diehl: Unser System basiert ja aus mehreren Teilen, die unabdingbar zusammenpassen müssen, damit die Strategie funktioniert. Das beginnt zunächst mit der Selektion sinnvoller, relevanter Daten, die man betrachtet. Danach müssen diese aufwendig analysiert werden. In unserem Falle wie gesagt mehr als 3,5 Millionen Datensätze pro Monat. Und last but not least müssen Sie dann auch noch einen erprobten und funktionierenden Algorithmus haben, dem sie vertrauen und der die Anlageentscheidung trifft. Vor allem aber müssten Sie es dann noch schaffen, egal was an den Märkten gerade passiert, und ganz gleich, welche Entscheidung das System trifft, diesem zu folgen, ohne selbst einzugreifen. Ich überlasse es nun Ihrer Fantasie zu beurteilen, ob dies realistisch und möglich wäre.
Uwe Diehl ist Head of Sales bei Arts Asset Management. Nach einer Ausbildung zum Offizier und einem wirtschaftswissenschaftlichen Studium umfasst seine Karriere in der Finanzdienstleistungsindustrie mehr als 26 Jahre, wobei er Positionen in Leitungsfunktionen und dem Vertrieb sowohl nationaler als auch internationaler, großer und kleinerer Unternehmen ausgefüllt hat. Wichtigste Stationen waren etwa die Volksfürsorge Versicherung, DVAG, Advance Bank, DWS, Henderson Global Investors, Lombard Odier IM, Axa IM, Eyb & Wallwitz und nun ARTS Asset Management.
ARTS Asset Management ist ein Unternehmen der C-Quadrat Investment Gruppe, das 2003 von Leo Willert und Thomas Rieß gegründet wurde und sich auf das Managen von quantitativen Total-Return-Strategien spezialisiert hat.
ARTS zählt mit seinen Mischfonds zu den Pionieren der Trendfolge. Die Fonds repräsentieren einen aktiven Vermögensverwaltungs-Ansatz und orientieren sich an keiner Benchmark (Marktindex).
Auf Grundlage eines selbstentwickelten, technischen Handelssystems werden sämtliche Anlageentscheidungen anhand klar definierter, mathematischer Algorithmen und daher unabhängig von menschlichen Emotionen, wie Angst und Gier, getroffen.
Investiert wird systematisch, nach quantitativen Kriterien, in jene Branchen bzw. Sektoren, die ein kurz- bis mittelfristig positives Trendverhalten zeigen. Basis für den erfolgreichen Einsatz der ARTS-Handelssysteme bildet eine eigens entwickelte, sorgfältig gepflegte und mehrmals täglich aktualisierte Datenbank, die Daten mit weit mehr als 10.000 Investmentfonds und ETFs weltweit umfasst.