„Unser langfristiges Ziel ist eine bessere Wertentwicklung als der NASDAQ 100“

- Kay Tönnes
- Antecedo
FRANKFURT – Antecedo ist für seine diffizilen quantitativen Anlagestrategien bekannt. So auch beim Antecedo Defensive Growth Fund, der die Corona-Krise bislang sehr gut gemeistert hat. HEDGEWORK hat Antecedo-Manager Kay Tönnes nach den Besonderheiten seiner Anlagestrategie gefragt.
HEDGEWORK: Der Antecedo Defensive Growth Fund hat sich in der Corona-Krise auffallend gut behauptet. Welche Strategie verfolgt Antecedo mit diesem Fonds?
Kay Tönnes: Der Defensive Growth ist ein abgesicherter Aktienfonds, der relativ stark an den Aufwärtsentwicklungen des NASDAQ 100 Aktienindex partizipieren und die Abwärtsbewegungen nur sehr eingeschränkt nachvollziehen soll.
HEDGEWORK: Wie ist der Fonds aufgebaut? Welches sind die Basisinvestments? Wie funktioniert die Absicherung?
Kay Tönnes: Das Basisinvestment sind die Aktien des NASDAQ 100, die wir entsprechend der Indexgewichtung kaufen. Eine Selektion zwischen den einzelnen Aktien betreiben wir nicht. Dieses Basisinvestment ist auch der langfristige Werttreiber des Fonds. Alle Optionen die wir einsetzen dienen nur der Risikosteuerung des Gesamtportfolios. Diese Risikosteuerung erfolgt in drei Schritten. Im ersten Schritt kaufen wir Put-Optionen auf den NASDAQ 100, die das Portfolio nach unten absichern. Dieser reine Kauf von Put-Optionen wäre auf Dauer aber viel zu teuer, so dass wir in einem zweiten Schritt die Kosten der Absicherung ausgleichen, in dem wir Call-Optionen verkaufen. Diese Call-Optionen lauten jetzt aber nicht auf den Index, sondern auf die einzelnen Aktien im Portfolio. Hierdurch erzielen wir eine höhere Optionsprämie und können den Anteil der verkauften Optionen gering halten, was dann zu der starken Partizipation an Aktienanstiegen führt. Der dritte Schritt der Risikosteuerung ist die fortlaufende Anpassung der Gesamtstrategie, mit dem Ziel, die erzielten Kursgewinne zumindest zum Teil direkt wieder abzusichern.
HEDGEWORK: Welches Anlageziel verfolgt Antecedo mit dem Defensive Growth?
Kay Tönnes: Das langfristige Ziel des Fonds ist es, eine bessere Wertentwicklung zu erreichen als der NASDAQ 100. Hierbei soll in guten Aktienjahren zumindest eine Partizipation von 70% an den Kursanstiegen des Index und in schlechten Aktienjahren eine Begrenzung der Verluste auf -10% erreicht werden. In so bewegten Jahren wie diesem können wir auch direkt deutlich vor den Index kommen. Denn bei starken Kursrückgängen können wir neue Aktien aus den Gewinnen der Absicherungen kaufen und dann die kalkulierte Wertuntergrenze nach oben mit hochziehen. In solchen Phasen kommt die Asymmetrie des Konzeptes voll zum Tragen.
HEDGEWORK: Der Fonds wurde erst im September 2019 aufgelegt, weshalb noch keine Langfristperformance vorliegt. Doch wie lässt sich die bisherige Entwicklung beschreiben?
Kay Tönnes: Die Strategie des Defensive Growth hat eine sehr lange Vorgeschichte. Letztendlich beruht der Fonds auf der Systematik der abgesicherten Aktienportfolios, die Antecedo schon seit über zehn Jahren im Spezialfondsbereich umsetzt. Der Defensive Growth ist jetzt der erste Publikumsfonds dieser Produktreihe, mit der Spezialität, dass wir für ihn einen der zukunftsträchtigsten Aktienindizes ausgewählt haben.
Aus den Erfahrungen mit dieser Strategie ist die Wertentwicklung des Defensive Growth für uns nicht wirklich überraschend. In diesem Jahr sind wir mit dem Aktienmarkteinbruch relativ schnell in die Absicherung gefallen, konnten mit sehr hohen Optionsprämien neue Call-Optionen verkaufen und uns gleichzeitig neue Aktien aus den Absicherungsgewinnen leisten, um dann wieder relativ stark am Wiederanstieg der Aktienkurse zu partizipieren.
HEDGEWORK: Wurde aus ersten Erfahrungen heraus die Anlagestrategie bereits modifiziert?
Kay Tönnes: Wie gesagt, die Strategie an sich wird bei uns schon sehr lange eingesetzt und wir haben damit erfolgreich schon alle möglichen Börsenphasen erlebt. Wir versuchen zwar immer etwas zu verbessern, aber dass hier in absehbarer Zeit entscheidende Veränderungen vorgenommen werden, sehe ich nicht.
HEDGEWORK: Für den Fonds gibt es eine Wertuntergrenze. Was besagt die und wie berechnet sie sich?
Kay Tönnes: Um eine Absicherungsstrategie umzusetzen, benötigen wir auch ein Maß für ein kalkuliertes Verlustpotential. Für den Defensive Growth haben wir uns für ein geplantes maximales Verlustpotential von -10% entschieden. Ein nicht zu hohes Sicherungslevel, das genügend Raum für mögliche Kursgewinne lässt.
Die Wertuntergrenze wird jährlich festgelegt – als 90% vom Jahresanfangskurs. Im Jahresverlauf schwankt der Abstand zu dieser Wertuntergrenze durch die Kursbewegung des Anteilspreises. Bei steigenden Kursen ziehen wir die Wertuntergrenze auch unterjährig nach, jedoch können Anleger, die unterjährig einsteigen, jeweils ein etwas höheres oder niedrigeres Sicherungslevel haben.
Wichtig zu wissen ist, dass es sich bei dieser Wertuntergrenze um keine Garantie handelt, die dürfen Asset Manager gar nicht geben. Bei der Wertuntergrenze handelt es sich um einen mathematischen Faktor, der in alle unsere Portfoliosimulationen eingeht, der regelbasiert überwacht wird und den wir sehr ernst nehmen. Es ist aber beispielsweise möglich, dass die kalkulierte Wertuntergrenze im Jahresverlauf leicht unterschritten wird. Denn wir berechnen die Wertuntergrenze immer auf den Kalenderjahresultimo. In diese Berechnung gehen auch erwartete Dividenden- und Prämieneinnahmen mit ein. Wenn aber zur Jahresmitte die Hälfte dieser Einnahmen noch nicht geflossen ist, dann kann es in diesem Ausmaß auch zu einer Unterschreitung der Untergrenze kommen, die in diesem Zusammenhang völlig normal wäre.
HEDGEWORK: Für welche Kundengruppe und Einsatzzwecke ist der Fonds konzipiert?
Kay Tönnes: Nach unserer Planung sollen dem Defensive Growth noch weitere absicherte Fondskonzepte folgen, die ähnlich funktionieren wie dieser Fonds. Unsere Angebote werden sich an alle Kundengruppen richten, die aus der Falle der manipulierten Anleihemärkte entkommen wollen und nicht das volle Risiko der Aktienmärkte eingehen wollen.
HEDGEWORK: Und wie groß ist er inzwischen?
Kay Tönnes: Mittlerweile hat der Fonds über 250 Millionen Euro Volumen. Wir erwarten aber noch weitere Zuflüsse in den nächsten Wochen.
Kay-Peter Tönnes ist Geschäftsführer von Antecedo Asset Management mit Bereichsverantwortung für Produktentwicklung und Portfolio Management. Seine berufliche Laufbahn begann er 1992 nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre bei den Basler Versicherungen. Im Jahr 1998 wechselte er als Senior Portfolio Manager zur Metzler Investment GmbH in Frankfurt und schließlich im März 2003 zu Lupus alpha.
Antecedo Ist ein Asset Manager, dessen Investmentphilosophie auf dem Gedanken beruht, Renditen vor allem über kalkulierbare Erträge zu erzielen und sich nur in geringem Umfang auf Prognosen zu verlassen. In diesem Zusammenhang erlangt die Zeit, in der die Investmentziele erreicht werden, eine äußerst hohe Bedeutung. So besteht bei jeder Strategie eine klare Zielvorgabe und ein definiertes Risikobudget für einen fest definierten Zeitabschnitt. Zur Erreichung der Investmentziele werden modernste Methoden im Risikomanagement eingesetzt, welche nicht nur kontrollierende Funktionen haben, sondern schon die Grundlage bilden für die Entscheidungen im Portfoliomanagement. Vor diesem Hintergrund sollen die Ergebnisse der Produkte nicht nur absolut attraktive Renditen erzielen, sondern auch außergewöhnlich gute Rendite-/ Risikorelationen ermöglichen.