Unkomplizierter Zugang zu Private-Equity-Fonds

- Csaba Erik Dani
- Neuberger Berman
FRANKFURT – Private Equity hat sich in Deutschland etabliert und ist nach wie vor gesucht – gern auch in Form von Co-Investments. Das New Yorker Investmenthaus Neuberger Berman hat dazu seinen dritten European Long-Term Investment Fund (ELTIF) gestartet, wie Senior Vice President Csaba Erik Dani berichtet.
„Am Markt ist ein rasant wachsendes Interesse an ELTIF-Investments zu erkennen. ELTIFs sind European Long-Term Investment Funds und wurden im Jahr 2015 innerhalb der EU als regulatorisches Vehikel geschaffen, um semiprofessionellen Investoren sowie qualifizierten Privatanlegern einen leichteren Einstieg in illiquide Anlageklassen zu erleichtern. Im Vordergrund stehen dabei Private Equity, Private Credit, Infrastruktur sowie Immobilieninvestments.
Der Ansatz von Neuberger Berman
Das New Yorker Investmenthaus, das auch in Deutschland Niederlassungen unterhält, hat sich entschlossen, die Möglichkeiten des European Long-Term Investment Fund zu nutzen und regelmäßig neue ELTIFs an den Markt zu bringen, zunächst jährlich. Entsprechend ist im Januar dieses Jahres die Lancierung des NB Direct Private Equity Fund 2023 als drittem ELTIF des Hauses erfolgt.
Das Anlageziel des Fonds sind attraktive risikoadjustierte Erträge durch ausgewählte Private-Equity-Co-Investments, die gemeinsam mit führenden Private-Equity-Gesellschaften ausgeführt werden. Schwerpunkt der Strategie sind Buy-outs in Europa und Nordamerika. Dabei gibt es keine spezifischen Beschränkungen bezüglich Branchen, Sektoren oder der Unternehmensgröße.
Konkret investieren die NB-Fonds sehr selektiv in nicht börsennotierte Unternehmen unterschiedlicher Entwicklungsstadien, die solide wirtschaften und ein angemessenes Gewinnwachstum erwarten lassen. Auf Venture Capital und Start-up-Finanzierungen wird aus Risikogründen verzichtet. Ansonsten reicht die Bandbreite von spezialisierten Softwarefirmen bis hin zu Einzelhändlern, denen gemein ist, dass die Aussicht auf einen maßgeblichen Anstieg des Unternehmenswerts gepaart mit zumindest einer klaren Exit-Strategie besteht.
ELTIF 2.0
Neuberger Berman kommt entgegen, dass im April dieses Jahres eine Novellierung der ELTIF-Regelungen beschlossen wurde, was die Hoffnung nährt, dass diesem vielversprechenden Anlageinstrument nun der endgültige Durchbruch gelingt. Aus Sicht der Investmentmanager bieten die Long-Term-Investments ohne Zweifel eine attraktive Anlagealternative, gerade auch im Hinblick auf das Ende der Niedrigzinsphase und die gestiegene Volatilität an den Anlagemärkten.
Bislang war die Nachfrage nach ELTIFs eher verhalten, obwohl der Regulator den Schutz der Anleger in den Mittelpunkt gestellt hat. Die Auflagen mögen im Sinne des Anlegerschutzes gedacht gewesen sein, doch bewirkten sie eher Zurückhaltung, sowohl vonseiten der Kunden als auch der Anbieter. Demzufolge mussten sich Anleger vor einem Einstieg einem individuellen Vermögenscheck und einer separaten Geeignetheitsprüfung unterziehen. Und der ELTIF selbst musste strenge Regeln hinsichtlich Kostentransparenz, begrenztem Fremdkapitaleinsatz, Depotfähigkeit und auch Anforderungen in Bezug auf Diversifikation erfüllen.
So mussten laut ursprünglicher ELTIF-Verordnung beispielsweise mindestens 70 Prozent der Fondsvolumens langfristig in Infrastruktur, Unternehmensbeteiligungen, Fremdkapitalfinanzierungen oder mittelständische Unternehmen gesteckt werden. Immobilienanlagen wiederum mussten langfristigen Zwecken mit sozialem oder ökonomischem Nutzen dienen.
Erst in den vergangenen zwei bis drei Jahren zeigte sich eine gewisse Belebung. Ende 2022 waren nach Recherchen des Analysehauses Scope rund 11,3 Milliarden Euro in 77 registrierten ELTIFs investiert, rund 3,4 Milliarden Euro mehr als Ende 2021, als den Anlegern nur 54 ELTIFs zur Verfügung standen.
Neue ELTIF-Regeln bringen Erleichterungen
Die Novellierung der ELTIF-Regelungen ermöglicht einen deutlich vereinfachten Zugang insbesondere zu Anlageklassen wie Private Equity und Private Credit, die bislang institutionellen Investoren mit größeren Anlagevolumina vorbehalten waren. Man könnte deshalb sagen, die geringeren Einstiegshürden und die Standardisierung unter europäischem Recht sorgen de facto für eine Art Demokratisierung im Bereich illiquider Investments.
Positiv ist beispielsweise, dass die Mindestanlage in zulässigen Vermögenswerten von 70 auf 55 Prozent gesenkt und das Maximum an liquiden Vermögenswerten entsprechend von 30 auf 45 Prozent angehoben wird. Der Begriff der „zulässigen Vermögenswerte“ wurde erweitert, sodass nunmehr auch Green Bonds oder Fintechs investierbar sein werden. Überdies dürfen ELTIFs nun auch als Dachfonds konzipiert werden, und es soll möglich sein, Anteilsrücknahmen vor dem Ende der Laufzeit zu ermöglichen – als semiliquide ELTIFs.
Die Vorteile von Co-Investments
Die Neuerungen des ELTIFs-Rechts will das Investmenthaus Neuberger Berman weidlich nutzen und setzt beispielsweise bevorzugt auf Co-Investments. Neben Engagements in mittlerweile bereits rund 600 Primary- und Secondary-Fonds wurden zwischen 2009 und März 2022 weltweit fast 17 Milliarden Dollar in rund 360 Co-Investments angelegt.
Bei diesen Deals investiert Neuberger Berman grundsätzlich immer Seite an Seite mit Lead-Investoren, die auf bestimmte Private-Equity-Segmente spezialisiert sind. Das sind Experten, mit denen gemeinsam eine doppelte Due Diligence vor der Investition durchgeführt wird, die die ausgewählten Unternehmen aktiv begleiten, sich um deren Wertschöpfung kümmern und final auch für den Exit beispielsweise im Rahmen eines IPO sorgen.
Insgesamt kann Neuberger Berman bei der Auswahl der Zielinvestments auf mehr als 30 Jahre Erfahrung in Private Equity und ein ressourcenstarkes Team zurückgreifen. Auf der hauseigenen Private-Equity-Plattform wird ein Vermögen von 110 Milliarden Dollar verwaltet. Das dafür verantwortliche Team setzt sich aus knapp 300 Personen, davon über 150 Investmentspezialisten, zusammen.
Attraktive Kostenstruktur
Dank einer symbiotischen und langjährigen Zusammenarbeit mit den Lead-Investoren sowie der Größe der eigenen PE-Plattform nimmt Neuberger Berman eine einzigartige Position im Private-Equity-Ökosystem ein. Dies ermöglicht es dem Team, bei der Auswahl der Deals sehr selektiv zu sein und gleichzeitig die Kosten gering zu halten. Davon profitieren auch die Anleger im Neuberger-Berman-ELTIF, bei einer Managementgebühr von 1,8 Prozent, zuzüglich einer bei PE-Fonds üblichen Erfolgsbeteiligung (Carry) von 15 Prozent für Erträge über eine Gesamtrendite von 25 Prozent.
Dafür erhält der Anleger Zugang zu einer Anlagestrategie, die bis dato institutionellen Investoren vorbehalten war. Das Portfolio ist breit diversifiziert und setzt sich aus rund 25 überwiegend europäischen und amerikanischen Unternehmen zusammen, ohne besonderen Sektor- oder Größenfokus.
Ein weiterer Vorteil des ELTIF von Neuberger Berman ist die mit acht Jahren vergleichsweise kurze Laufzeit und die ebenfalls verkürzte Investmentperiode von zwölf bis 18 Monaten, die benötigt wird, um das Portfolio aufzubauen. Dies trägt auch dazu bei, dass Anleger trotz der geschlossenen Natur des Fonds bereits ab Jahr fünf bis sechs mit den ersten Kapitalrückflüssen aus erfolgreich veräußerten Beteiligungen rechnen können. Übergeordnetes Ziel ist es dabei, das von den Anlegern investierte Geld über die Haltedauer zu verdoppeln.
Csaba Erik Dani ist Senior Vice President bei Neuberger Berman. Er trat 2021 in das Unternehmen ein und ist in Deutschland und Österreich für das Relationship-Management und den Vertrieb verantwortlich. Er hat einen Bachelor in Politikwissenschaften und einen Master in Finanzen und Strategie.
Hinweis: Dieser Beitrag ist zuerst erschienen in TiAM 02/2023
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