Trendwende – Von TINA zu TARA

- Philip Bold
- Ethenea Independent Investors
FRANKFURT – TINA ist vorbei, sodass Aktien ihren jahrelangen Status als alternativloses Asset verlieren, prognostiziert Philip Bold von Ethenea Independent Investors. Stattdessen kommt TARA – There are reasonable alternatives“, womit Anleihen in der Multi-Asset-Allokation institutioneller Investoren wieder eine größere Bedeutung erhalten.
Ab hier folgt die Mitteilung der Gesellschaft:
„Den Status TINA – There is no alternative – haben Aktien insbesondere im Niedrig(st)zinsumfeld der letzten Dekade gewonnen“, sagt Philip Bold: Wer eine positive Realrendite einfahren wollte, kam zuletzt am Aktienmarkt kaum vorbei. In den zehn Jahren zwischen (Anfang) 2012 und (Ende) 2021 stand einer Aktiengewinnrendite von durchschnittlich 5,8 % im S&P 500 eine Rendite von 2,0 % bei 10-jährigen US-Staatsanleihen gegenüber. „Letztere konnten also gerade so die Inflationsrate kompensieren“, sagt der Portfolio Manager. Der Renditevergleich zwischen Staatsanleihen höchster Bonität und Aktienmarkt hinke natürlich, da er die unterschiedlichen Risikoprofile ausklammert, so Bold weiter: „Allerdings rentierten auch US-Unternehmensanleihen, die sich am Rande zum Ramschstatus bewegten (BBB-Anleihen), im genannten Zeitraum im Durchschnitt gerade einmal mit 3,6 %“.
Investoren kletterten Risikoskala hoch
„Aufgrund dieses realen Renditedrucks waren auch konservativere Multi-Asset-Investoren, beispielsweise Versicherungen, in den letzten Jahren dazu gezwungen, die Risikoskala weiter hochzusteigen“, so Bold. Folglich sei das Engagement im Anleihenmarkt zugunsten des Aktienmarktes abgebaut worden. Diese Zuflüsse waren in der Vergangenheit eine Stütze des Aktienmarktes und wurden mit dem Akronym TINA („There Is No Alternative“) popularisiert.
„Der Rückenwind relativer Attraktivität von Aktien gegenüber Anleihen legte sich 2022 allerdings – zum einen, weil die Notenbanken zur Inflationsbekämpfung das Zinsniveau rasant angehoben haben und weiter anheben werden – und zum anderen, weil die Risikoprämien zuletzt wieder deutlich gestiegen sind“, erläutert Bold. 10-jährige US-Staatsanleihen würden mittlerweile wieder über 4 % gehandelt und BBB-US-Unternehmensanleihen böten eine Rendite von rund 6,2 %. „Letztere sind also an den erwarteten Gewinnrenditen des S&P 500 vorbeigezogen“, so Bold.
„Zugegeben: Das ist eine reine US-Betrachtung und der europäische Renditevergleich sieht beispielsweise anders aus“, räumt der Portfolio Manager ein. „Trotzdem ist die Tendenz klar – eine Verlagerung von TINA zu TARA – There are reasonable alternatives.“