Secondaries als smarter Zugang zu Private Equity

  • Benjamin Böhner
  • Bellevue Private Markets

München – Ein Großteil der Unternehmen weltweit ist nicht börsennotiert. Gleichwohl können sich Investoren mit Private-Equity-Fonds an aussichtsreichen Firmen beteiligen. Bellevue Asset Management hat nun einen Fonds gestartet, der die Anlageklasse via Zweitmarktinvestments erschließt, wie Benjamin Böhner von Bellevue Private Markets berichtet.

Private Equity bleibt gefragt. Investoren griffen zuletzt verstärkt zu. Denn zum einen hat die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen stark zugenommen, zum anderen hat Private Equity weiterhin gute Renditeperspektiven. „Die Anlageklasse weist einen hohen Diversifikationsnutzen auf und verbessert im Portfoliokontext sowohl die Effizienz als auch die Risiko-Rendite-Relation“, erklärt Benjamin Böhner, Business Developer bei Bellevue Private Markets. Er beziffert die jährliche Überrendite eines durchschnittlichen Private-Equity-Managers auf vier bis sieben Prozent pro Jahr.

Zudem zeichne sich Private Equity durch eine geringe Korrelation zu den klassischen Anlageklassen aus. So sei die Attraktivität von Private Equity auch darin begründet, dass 99 Prozent aller Unternehmen weltweit nicht an einer Börse gelistet sind und somit auch nicht über die Börse erworben werden können – via Private Investments indes schon.

„Die spannendsten Wachstumsstorys entwickeln sich meist abseits der Aktienmärkte“, betont Böhner. Allerdings bestehe auch eine ausgeprägte Informationsasymmetrie, was der Experte als „inhärente Eigenschaft des Privatmarkts“ bezeichnet. Dies könnten sich Investmentmanager mit starkem Netzwerk wiederum systematisch zu Nutze machen, um Rendite für ihre Investoren zu generieren.

Das Netzwerk bestimmt den Erfolg

„Anders als bei öffentlichen Märkten ist der Zugang zum Dealflow und zu den richtigen Gegenparteien entscheidend für den Erfolg“, so Böhner. Eine wichtige Rolle spiele auch die Verwendung von quantitativen Finanzmodellierungs- und Bewertungstools in Kombination mit der systematischen Sammlung einer sehr hohen Anzahl von Datenpunkten. Dies sei entscheidend für die Fähigkeit des Teams, erfolgreich und schnell vielversprechende Anlageziele auszuwählen.

Bleibt die Frage, wie es aktuell um die Anlageklasse steht, die in der jüngeren Vergangenheit bereits sehr gut gelaufen ist. „Wir konzentrieren uns auf Private-Equity-Secondary-Transaktionen, für die das Marktumfeld derzeit so gut ist wie seit der großen Finanzkrise nicht mehr“, sagt Böhner. Er hat festgestellt, dass die Cashflows von PE-Primärmarktfonds seit längerer Zeit netto negativ sind – weil sich für viele Manager sehr gute Kaufgelegenheiten bieten, andererseits jedoch das Umfeld für den Verkauf der Portfoliounternehmen bei gesunkenen Bewertungen derzeit weniger günstig sei.

Unter dem Strich bringe dies exzellente Anlageopportunitäten: Um die für Neukäufe benötigte Liquidität zu beschaffen, stoßen Primärmarktfonds ihre Beteiligungen oftmals unter Wert ab, was nichts mit der Qualität der Investments zu tun habe. „Wir sehen Abschläge zum Nettoinventarwert – selbst auf Fondsanteile von erstklassigen Managern, was attraktive Einstiegskonditionen darstellt, während wir dank des ständig wachsenden Angebots auf dem Sekundärmarkt äußerst selektiv vorgehen können“, erläutert Böhner.

Bellevue lanciert Private-Equity-Fonds

Mit der Global-Private-Equity-Secondary-Strategie engagiert sich Bellevue ab sofort bei kleineren Transaktionsgrößen von bis zu 30 Millionen Dollar, was Böhner als das attraktivste Segment des Sekundärmarkts bezeichnet. Weil dieser Bereich von größeren Playern vernachlässigt werde, sei hier das Potenzial, Alpha zu generieren, am größten.

„Wir setzen auf erstklassige Manager mit starkem Track Record im Small- und Mid-Market-Buyout-Segment, die Outperformance generieren können und bei denen wir attraktive Einstiegskonditionen finden“, präzisiert Böhner. Angestrebt werde „ein ausgewogenes Allwetterportfolio aus über 150 Unternehmen mit Fokus auf Europa und Nordamerika, das einen erheblichen Schutz vor Kursverlusten bietet“. Der Zugang zu diesen Portfolios werde wiederum durch ein umfangreiches Expertennetzwerk ermöglicht.

4 Fragen an Benjamin Böhner …

? Sie gehen mit dem Bellevue Global Private Equity Fonds an den Start. Was zeichnet den Fonds aus?
Benjamin Böhner: Unser Fokus liegt auf dem kleineren, weniger effizienten Segment des Sekundärmarkts als klares Differenzierungsmerkmal unserer Strategie. Dabei setzen wir konsequent auf Technologie und unsere proprietären quantitativen Bewertungssysteme. Dieses Set-up ermöglicht uns eine präzise Bottom-up-Analyse jeder potenziellen Opportunität und verschafft uns den entscheidenden Vorsprung.

? Machen nicht kleinere Transaktionen in Summe mehr Arbeit und bergen die Gefahr, sich zu verzetteln?
Böhner: Wir haben die Zielgröße unseres Fonds sorgfältig kalibriert, um ausschließlich auf High-Conviction-Transaktionen setzen zu können. Außerdem können wir dank unseres proprietären quantitativen Set-ups einen hohen Dealflow systematisch analysieren – und schnell die attraktivsten Opportunitäten identifizieren.

? Welches Team ist für den Fonds verantwortlich?
Böhner: Das Kernteam besteht aus Steven Kroese, Chris Davies und Lars Honegger, die von Partners Group zu uns gestoßen sind, sowie Jan Kollros, dem CEO von Bellevue Private Markets. Sie verfügen über ein hervorragendes Netzwerk und einen ausgezeichneten Track Record. Und sie arbeiten mit quantitativen Finanzmodellierungs- und Bewertungstools und einer umfangreichen Datenbank mit PE-Fondsdaten. Das ermöglicht eine blitzschnelle Analyse und präzise Kalibrierung der Angebotspreise.

? Welche Zielgröße bezüglich des langfristigen Anlageerfolgs haben Sie vor Augen?
Böhner: Wir streben eine mit Primary-Buyout-Fonds vergleichbare Rendite bei wesentlich höherer Sicherheitsmarge an. Im langjährigen Vergleich mit Primary Buyouts und Venture-Managern wird deutlich, dass PE-Secondaries erheblich bessere Renditen erwirtschaften. Dabei sind die Verlustrisiken für Anleger gleichzeitig deutlich geringer. Dies wird am unteren Ende der jeweiligen Vergleichsgruppe besonders deutlich.

Benjamin Böhner, CFA, ist Präsident des Investment Committee Bellevue Global Private Equity. Er wechselte 2021 von Credit Suisse zu Bellevue Asset Management und ist unter anderem für das Business Delevopment von Bellevue Private Markets zuständig.

Hinweis: Dieser Beitrag ist zuerst erschienen in TiAM 01/2023
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