Prozessfinanzierung – Mit Litigation Funds partizipieren

  • Maximilian Voigt
  • Digital Finance Argonauts AG

FRANKFURT — „Die Prozessfinanzierung bietet aufgrund der Renditechancen sowie der Unkorreliertheit zu anderen Assetklassen ein hervorragendes Mittel zur Portfoliodiversifikation und zum Hedging“, sagt Maximilian Voigt, Vorstand der Digital Finance Argonauts AG. Allerdings komme der Fondsauswahl große Bedeutung zu, so Voigt weiter.


Ab hier folgt die unredigierte Mitteilung des Emittenten:

„Litigation Financing oder Prozessfinanzierung bezeichnet die finanzielle Beteiligung an der gerichtlichen und außergerichtlichen Geltendmachung von Rechtsansprüchen Dritter“, erklärt Maximilian Voigt, Vorstand der Digital Finance Argonauts AG, die im Segment der Prozessfinanzierung aktiv ist und die Gründung eines Litigation Funds plant. „Obwohl es gewerbliche Prozessfinanzierer in Deutschland bereits seit den späten 1990er Jahren gibt, hat sich diese Branche in den angeloamerikanischen Rechtssystemen erheblich bedeutender etabliert“, führt Voigt weiter aus. „Zugleich erlebt dieser Markt in Deutschland einen neuen Höhepunkt im Zuge des Dieselskandals, der Einführung der Musterfeststellungsklage und verschiedener Kartellverfahren.

Marktübersicht

Bereits seit der Gründung der Foris AG im Jahr 1998 gibt es in Deutschland Prozessfinanzierer, die sich an kleinen bis mittelgroßen Prozessen mit einem Mindestforderungswert zwischen 25.000 und 100.000 Euro finanziell beteiligen. Diese traditionellen Geldgeber finanzieren in der Regel eine Vielzahl von Fällen und beschränken ihr Angebot nicht auf bestimmte Rechtsgebiete.

Neben der Foris AG haben mehrere deutsche Versicherungsunternehmen ihr Produktportfolio erweitert, um die Finanzierung von Fällen abzudecken, in denen bereits ein Streitfall aufgetreten ist (After-the-event insurance). Dazu gehören die Legial AG und die Roland Prozessfinanz AG (2017 vom Omni Bridgeway Fund übernommen).

Des Weiteren haben mehrere angloamerikanische und australische Unternehmen Rechtsstreitigkeiten in Deutschland finanziert, darunter Burford Capital, Vannin und IWF Bentham. Diese angloamerikanisch geprägten Investoren finanzieren dabei üblicherweise sehr große Verfahren, wie etwa Prozesse gegen VW im Dieselskandal oder gegen die Kartellanten des LKW-Kartells.

Zudem gibt es in Deutschland in der Prozessfinanzierung Akteure, die man als atypische Fondsgesellschaften bezeichnen kann. Diese Unternehmen, wie die Litigation Financing & Capital, CDC oder Flightright, sind oft auf die Finanzierung von Ansprüchen spezialisiert, die einzeln einen relativ geringen Anspruchswert haben. Durch die Gleichartigkeit der Ansprüche kann die Bearbeitung des Falles jedoch durch hochspezialisierte Partnerkanzleien gestrafft werden und, ähnlich wie bei Sammelklagen, zu einem sehr hohen gesamten Schadensersatz führen.

Eine hoch attraktive Anlageklasse …

Der Prozessfinanzierer übernimmt üblicherweise die Kosten der gerichtlichen und außergerichtlichen Einigung sowie etwaiger Gutachter. Dafür erhält er im Fall einer erfolgreichen Durchsetzung der Ansprüche einen Anteil am Schadensersatz, der sich auf bis zu 50% beläuft.

Damit erreichen Prozessfinanzierer oft überdurchschnittliche Renditen von 20% - 30% p.a. Beispielsweise hat der weltweit größte Prozessfinanzierer, Burford Capital, nach eigenen Angaben über seine bisherige Lebenszeit einen IRR von 32% erzielt. In einzelnen Fällen sind auch wesentlich höhere Renditen möglich, die sich insbesondere über die Bündelung verschiedener Ansprüche erreichen lassen. Wobei diese Renditen angesichts des binären Risikos durchaus als gerechtfertigt erscheinen. Das binäre Risiko lässt sich andererseits begrenzen, wenn man in einen diversifizierten Fonds investiert, der seine Investments nach Rechtsgebiet, erwarteter Dauer, Jurisdiktion, etc. streut. Hierdurch kann eine erhebliche Reduktion des Gesamtrisikos erreicht werden.

Ein weiterer Faktor, der die Prozessfinanzierung insbesondere im aktuellen Marktumfeld attraktiv macht, ist die Unabhängigkeit von den etablierten Kapitalmärkten. Während die meisten alternativen Anlageklassen eine gewisse Korrelation mit Aktien- oder Bondmärkten aufweisen, ist die Prozessfinanzierung unkorreliert dazu und eignet sich daher zum Hedging eines diversifizierten Portfolios. Allerdings ist bei einer Investition in die Prozessfinanzierung auch eine gute Managerwahl unerlässlich, um die Risiken zu minimieren.

… mit kleineren Schwierigkeiten

Da die Dauer von Rechtsstreitigkeiten oft schwer zu beeinflussen ist, sind die investierten Mittel in einzelnen Fällen lange gebunden (5-10 Jahre), was sich entsprechend negativ auf den IRR auswirken kann. Wobei sich auch hier mit einem Portfolioansatz gegensteuern lässt. Burford Capital etwa weist eine durchschnittliche Duration von 2 Jahren aus.

Des Weiteren können Investitionen in rechtliche Verfahren intransparent sein. Da es sich hierbei um Level-3-Assets handelt, werden diese Investments in einem „Mark to Model“-Verfahren bewertet, was einen Spielraum beim Ausweis der Performance bietet. Dies wird u.a. Burford Capital gerade von dem Short-Seller Muddy Waters vorgeworfen. Letztendlich bedeutet dies allerdings, dass Investoren bei der Auswahl des Managers auf eine gute Governance und vertrauensvolle Zusammenarbeit achten sollten und müssen.

Last but not least sind die Kostenstrukturen vieler Prozessfinanzierer aufgrund des Due-Diligence-Aufwandes – ca. 90% der Fälle werden abgelehnt – höher als bei anderen alternativen Investoren, zumal viele Fälle von juristischen Experten betreut werden. Daher ist es wichtig, bei der Auswahl des Managers darauf zu achten, dass der Fonds eine flexible Kostenstruktur aufweist. Zudem ermöglichen zunehmend erfolgreiche LegalTech-Anwendungen eine Reduktion der Kosten entlang der Wertschöpfungskette des Litigation Funds, sodass eine Technologiekompetenz notwendig ist.

Fazit
Die Prozessfinanzierung bietet aufgrund der durchschnittlich hohen Renditen und Unkorreliertheit zu anderen Assetklassen ein hervorragendes Mittel zur Portfoliodiversifikation und zum Hedging. Allerdings sollte bei der Auswahl des Vehikels auf ein breit gestreutes Investmentportfolio ebenso geachtet werden wie auf eine flexible Kostenstruktur und ein gutes Vertrauensverhältnis.“

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