Postera Capital: Tokens sind keine reinen Spekulationsobjekte

  • Nicolas Biagosch
  • Partner
  • Postera Capital

Düsseldorf — Während der Einsatz der Blockchain in Logistik, Energie und Finanzen als positiv bewertet wird, gelten Coins oder Tokens auf dieser Technologie oft als Spekulationsobjekte. Zu Unrecht, glaubt Nicolas Biagosch, Partner bei Postera Capital. Denn praktische Anwendungen erzeugten Nachfrage nach Krypto-Assets und könnten zu einem Wertzuwachs führen.


Ab hier folgt die unredigierte Mitteilung des Emittenten:

  • XRP von Ripple, Stellar und IOTA in aktuellen Blockchain-Projekten eingesetzt
  • Konzerne wie Volkswagen, IBM und DZ-Bank arbeiten mit handelbaren Tokens
  • Praktische Anwendungen erzeugen Nachfrage nach Kryptoassets und begründen somit einen fundamentalen Wert der Tokens

In der öffentlichen Wahrnehmung zeigt sich gerade eine bemerkenswerte Diskrepanz: Die meisten Blockchain-Projekte in Branchen wie Logistik, Energie, Mobilität und Finanzen werden positiv beurteilt. Blockchain ist eine Schlüsseltechnologie, die Unternehmen helfen kann, bestehende Prozesse zu optimieren oder ganz neue Geschäftsmodelle zu entwickeln – diese Erkenntnis hat sich im öffentlichen Diskurs mittlerweile durchgesetzt. Die Coins oder Tokens, die auf der Blockchain-Technologie basieren, werden dagegen deutlich kritischer gesehen und mitunter als reine Spekulationsobjekte bezeichnet. Diese Gegenüberstellung ist unserer Ansicht irreführend, denn sie verkennt den Zusammenhang zwischen Blockchain und kryptographisch abgesicherten Tokens.

Zur Erläuterung: Basis jeder Blockchain ist zunächst eine Datenbank, von der zahlreiche Kopien auf verschiedenen Speicherorten, also dezentral, gespeichert sind. Wenn in solch einem dezentralen System Werte abgebildet werden sollen – und genau darum geht es in einer Blockchain – dann stellt sich die Frage, wer für die Richtigkeit dieser Werte einsteht. Ihre wahre Kraft entfalten Blockchains erst dann, wenn dies tatsächlich dezentral geschieht – nicht durch eine Partei, sondern durch in die Funktionsweise des Netzwerkes integrierte Mechanismen. Und genau hier kommen die Tokens ins Spiel: Diese dienen unter anderem dazu, die Betreiber des Netzwerks, die dessen Sicherheit gewährleisten, zu entlohnen. Etwas verkürzt könnte man sagen: Erst durch die Tokens wird eine Blockchain wirklich nützlich.

Bei der Ausgestaltung der Tokens gibt es die unterschiedlichsten Varianten. Gemeinsam ist ihnen jedoch die Handelbarkeit. Als echte digitale Assets können diese ge- und verkauft werden; wer also eine bestimmte Blockchain-Anwendung nutzen möchte, kauft sich im Regelfall die entsprechenden Tokens – da diese den Zugang zu den Diensten der Blockchain gewähren. Und genau das passiert bereits: Viele etablierte Konzerne erwerben Tokens. Nicht als Spekulationsobjekt, sondern um den Zugang zu den Diensten der jeweiligen Blockchain zu erhalten. Teilweise werden die Tokens bereits eingesetzt, oder deren Einsatz ist geplant.

Für Investoren ist das eine wichtige Information: Die Verwendung der Tokens wird die Nachfrage nach einzelnen Coins oder Tokens erhöhen, nach den Gesetzen des Marktes wirkt sich eine Steigerung der Nachfrage positiv auf den Kursverlauf aus. Und auch wenn die Preise der Kryptoassets noch starken spekulativen Schwankungen unterliegen, ist es wichtig, die fundamentale Entwicklung im Blick zu behalten.

Im Folgenden skizzieren wir drei aktuelle Anwendungen:

  • Im Juli 2018 haben Volkswagen und Bosch bekanntgegeben, an einer Lösung auf Basis von IOTA zu arbeiten. Hier geht es darum, Transaktionen zu steuern und zu dokumentieren, die von autonom fahrenden Autos und anderen beteiligten Partnern ausgelöst werden könnten: zum Beispiel die Bezahlung für die Aufladung der Batterien, die Parkplatzgebühr, die Miete für das Fahrzeug. IOTA basiert zwar auf einem anderen technischen Prinzip als die bekannten Kryptoassets wie Bitcoin; die dahinterliegende Funktionsweise ist aber gleich. (IOTA Marktkapitalisierung:1,6 Mrd USD)
    Fazit Postera: IOTA ist ein interessantes Kryptoasset, nicht nur wegen der technischen Besonderheiten, sondern insbesondere wegen des klaren Nutzungs-Szenarios: Im Vordergrund stehen Anwendungen im „Internet of Things“ – daher das Interesse großer Konzerne.
  • XRP ist ein Coin der Firma Ripple Corp., der für etablierte Finanzkonzerne entwickelt wurde. Mehr als 100 Finanzinstitute weltweit sind an XRP-Projekten beteiligt, deren Hauptziel länderübergreifende Transaktionen in Echtzeit sind. Somit greift Ripple und die XRP-Technologie den Markt von Swift an. Nach Angaben von Marjan Delatinne, Global Head of Banking bei Ripple, erzielt Ripple einen Effizienzgewinn von mehr als 70 Prozent bei Banken im Vergleich zu herkömmlichen internationalen Überweisungen. Aus Deutschland ist die DZ Bank mit der Tochter Reisebank beteiligt. Andere Banken sind Santander oder Standard Chartered (XRP Marktkapitalisierung: 10,9 Mrd USD
    Fazit Postera: XRP ist einer der Coins mit der längsten Historie für Anwendungen bei großen (Finanz-)Konzernen. Bei der Analyse ist zwar Vorsicht geboten, da nur ein kleiner Teil der Banken, die mit Ripple zusammenarbeiten, tatsächlich den XRP-Coin nutzt. Trotzdem kann XRP eine gute Ergänzung in Kryptoasset-Portfolien sein.
  • Der Technologiekonzern IBM arbeitet an einem Projekt basierend auf der Stellar-Blockchain. Das Fintech-Unternehmen Veridium erstellt umweltbezogene Coins, um den Handel mit Emissionszertifikaten mithilfe der Blockchain-Technologie zu erleichtern. Veridium stellt die Strukturen, Stellar fungiert als digitale Datenbank für die Transaktionen, und IBM wird die Grundlagen der Handelsaktivitäten, des Kaufens, des Verkaufs und des Verwaltens der Token übernehmen. Durch die Integration des gesamten Prozesses der Kohlenstoffbilanzierung und -verrechnung in ein digitales Token, das auf einem öffentlichen, genehmigten Blockchain-Netzwerk läuft, können die Umweltauswirkungen gemessen, Eigentumsrechte übertragen und die zugrundeliegende CO2-Kompensation effizienter gestaltet werden. (Stellar Marktkapitalisierung: 3,7 Mrd USD)
    Fazit Postera: In der Medienberichterstattung geht Stellar gegenüber Größen wie Ripple oder IOTA oft etwas unter, möglicherweise zu Unrecht, denn es besitzt eine Historie spannender Anwendungsfälle und Industriepartnerschaften.

Erfolgreiche Anwendungen als wichtiger Teil der Analyse
Nach Überzeugung von Postera Capital ist die Analyse dieser oder ähnlicher Anwendungsfälle ein wesentlicher Bestandteil, um die Attraktivität eines Assets für ein Investment beurteilen zu können. Denn eine auf realwirtschaftlichen Prozessen steigende Nachfrage wird langfristig zu einer positiven Kursentwicklung führen. Die unterschiedliche Nutzung von Coins und Tokens in verschiedenen Anwendungen ist auch ein Grund, weshalb nicht von der Entwicklung „des“ Kryptoasset-Marktes gesprochen werden kann. Die Wertentwicklungen einzelner Kryptoassets unterliegen sehr unterschiedlichen Faktoren. Daher lässt sich durch aktives Management die Volatilität in einem Kryptoassets-Portfolio deutlich senken. Durch eine intelligente Zusammenstellung von Portfolios können Investoren diesen Effekt für sich nutzen.

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