Postera Capital: Sind Kryptowährungen etabliert? Jein!

DÜSSELDORF — Zwar deutet der jüngste Kursanstieg beim Bitcoin nicht zwangsläufig darauf hin, dass Kryptoassets als Anlageklasse bereits voll akzeptiert sind. Doch scheint es, als sei der Wert der Anlage deutlich resilienter als gedacht. Auch die Tokenisierung mit der Blockchain schreitet voran, wovon insbesondere die Energiebranche profitieren möchte.


Ab hier folgt die unredigierte Mitteilung des Emittenten:

Viel wurde bereits gesagt und geschrieben über den aktuell wichtigsten Krypto-Neuzugang, Facebooks Libra. Klar ist bisher: Mit diesem Giganten aus der Internetwelt im Markt der Krypto-Welt ändert sich das Gemengelage nahezu komplett – denn nahezu gleichzeitig rief das Vorhaben eine einzigartige Allianz aus Zentralbanken, Verbraucher- und Datenschützer, Politiker aller Richtungen und sogar Globalisierungsgegner auf den Plan. Hier wirkte sich allein schon die schiere Größe des Konzerns aus. Und zeitgleich haben Stable-Coins in dieser Debatte einen neuen Aufwind bekommen, offizielle Stellen wie Zentralbanken und Politiker scheinen eine Digitalisierung ihrer Währungen über diesen Weg testen zu wollen. Während Ethereum inzwischen Hardforks zwecks technologischer Verbesserungen zu etwas Planbarem macht, schreitet die Tokenisierung also unermüdlich voran und die Welt der Krypto-Assets etabliert sich immer weiter. Davon möchte nun auch die Energiebranche profitieren, die neue Strom-Blockchain soll alles was mit Energie und Handel zusammenhängt, integrieren und die Energiewende mitgestalten.

Kampf um die digitale Vorherrschaft ist eröffnet

Die geplante Kryptowährung Libra von Facebook ist noch nicht gestartet und sorgt doch schon für Aufregung. Das ist wenig verwunderlich, hat Facebook doch mit geschätzt 2,4 Milliarden Nutzern eine potenziell gewaltige Reichweite. Was bisher bekannt ist: Die neue Währung wird von der in Genf ansässigen Libra Association herausgegeben werden, an der neben Facebook weiter mächtige Tech-Konzerne, wie Visa, Paypal und Uber, beteiligt sind. Der Wert von Libra soll als Stablecoin an einen Währungskorb gekoppelt sein, zudem soll Libra mit Staatsanleihen hinterlegt werden. Prof. Philipp Sandner von der Frankfurt School of Finance hält ein Marktvolumen von 250 Mrd. USD Dollar schon kurzfristig für realistisch. Damit wäre die Libra Association ein bedeutender Nachfrager für Staatsanleihen weltweit. Viele Beobachter vermuten, dass Facebook Libra einsetzen wird, um Nutzer noch enger an sich zu binden – vor allem in Schwellenländern, die über keinen Zugang zu einer Bank-Infrastruktur verfügen. Bisher ist Facebook in der Welt der Tech-Konzerne nicht als Zahlungsdienstleister aufgetreten und möchte hier aufholen. Doch die Kombination aus umfassendem Datensammler und Finanzdienstleister könnte Abhängigkeiten entstehen lassen, die bereits zu Kritik von verschiedensten Seiten führte, nicht zuletzt auch aus der Politik. Ein Beleg für die Tragweite ist die Forderung des US-Repräsentantenhauses an Facebook, das Projekt so lange auf Eis zulegen, bis sich die Abgeordneten ein Bild gemacht haben. Facebook signalisierte zwar bereits Bereitschaft zur behördlichen Zusammenarbeit. Trotzdem bleibt es schwer zu glauben, dass sich diese Dynamik so einfach aufhalten lässt.

Stable Coins für alle

Neben Facebook arbeiten laut Angaben der Bank für Internationale Zusammenarbeit (BIZ) weltweit 60 Notenbanken an eigenen Stablecoins. Damit sind Kryptowährungen gemeint, die nicht im Wert schwanken, im Regelfall durch Bindung an den Wert einer bestehenden „analogen“ Währung. Notenbanken versuchen damit, der steigenden Nachfrage und dem zunehmenden Interesse an Kryptowährungen gerecht zu werden und eigenes Wissen und eigene Lösungen anbieten zu können. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion fordert nun von der Bundesbank die Schaffung eines solchen "digitalen Euro". Allerdings hat Bundesbank-Präsident Jens Weidemann der Schaffung von "digitalem Zentralbankgeld" schon im Mai eine Absage erteilt, auch wenn dadurch kein neues Geld geschaffen werde, sondern lediglich ein Teil der bestehenden Geldmenge digitalisiert angeboten werden soll. Zudem zweifelt Weidmann daran, dass der Wert von Stablecoins garantiert werden könne. Sie würden somit ein Risiko für Verbraucher darstellen. Da sind andere Länder – wieder einmal – weiter. Die schwedische riksbank zum Beispiel forscht an der e-krona. Privatwirtschaftliche Stablecoins, gekoppelt an US-Dollar, Schweizer Franken und Pfund, sind bereits im Umlauf. Dieses E-Geld kann bereits einfach, schnell und kostengünstig im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr verwendet werden.

Energiewirtschaft trommelt füre den Einsatz von Blockchain-Technologie

Schon seit längerem gilt die Energiebranche als ideales Feld für den Einsatz der Blockchain. Zu diesem Schluss ist jetzt auch die Deutsche Energie-Agentur (dena) in ihrer Studie „Blockchain in der integrierten Energiewende“ gekommen. Insgesamt werden elf konkrete Anwendungsfälle der Blockchain-Technologie genannt, zum Beispiel beim Handel mit Strom, bei der Marktkommunikation oder Datenmanagement. Als Erfolgsentscheidend sind wirtschaftliche, technologische und regulatorische Einschätzungen, so die Studie weiter. Die Schweiz ist diesbezüglich, erneut, einen Schritt weiter. Die Schweizer Energy Web Foundation hat mit der Energy Web Chain die erste öffentliche Blockchain für den Energiesektor in Betrieb genommen. Einsatzgebiete der sogenannten Strom-Blockchain sind der direkte Handel erneuerbarer Energien und beispielsweise das automatisierte Bezahlen von Ladevorgängen bei Elektroautos. Auf der Blockchain sollen dann Abrechnung und Bestätigung der Transaktionen hochskalierbar möglich werden.

Ethereum plant Update für den Herbst 2019

Ethereum plant für den Herbst 2019 ein größeres Update, eine sogenannte Hard Fork. Das bedeutet, dass sich die Ethereum-Blockchain „gabelt“ in eine alte und neue Version. Entscheidend wird sein, ob alle Ethereum-Nutzer die neue Version mittragen, dann wird es auch weiterhin nur eine allgemein akzeptierte Ethereum-Blockchain geben. Bei Ethereum gab es übrigens schon fünf Hard Forks, nur einmal hat dies dauerhaft zu einem Ableger geführt (Ethereum Classic). Grundsätzlich können Hard Forks für Unruhe in der Nutzergemeinde sorgen. Zwar könnte Ethereum mit dem nächsten Update zu einer State-of-the-Art Blockchain werden und die Bereitstellungszeit für Aktualisierungen so deutlich verkürzen. Jedoch wird teilweise bemängelt, dass die Zeit fehlt, Sicherheitsupdates ausreichend zu testen und zu bewerten. Häufige Updates erfordern stets auch einen hohen Aufwand bis sie zu allen Clients durchgerungen sind und stellen so unter anderem die Benutzerkoordination vor große Aufgaben. Mit dem nun im Herbst anstehenden Update mit dem Namen Istanbul soll beispielsweise ProgPow (Programatic Proof-of-Work) eingeführt werden, um das Mining mit weniger stromintensiver Hardware durchführen zu können.

Sind Kryptowährungen etabliert? Jein!

Der jüngste Kursanstieg deutet nicht zwangsläufig darauf hin, dass Kryptoassets als Anlageklasse seitens der Anleger voll akzeptiert sind. Jedoch scheint sicher, dass sie vorerst nicht in der Versenkung verschwinden werden. Denn zumindest mittelfristig scheint der Wert des Bitcoins deutlich resilienter zu sein als von vielen gedacht. Viele der Eigenschaften, die dem Bitcoin seit der Gründung gegeben worden sind, machen ihn zudem zu einer, besonders im Vergleich zu dem von Zentralbanken ausgegebenen Geld, relativ harten Währung. Zentralbankgeld hat seit der Entkopplung von Gold und insbesondere in den Zeiten ultralockerer Geldpolitik seit der vergangenen Weltfinanzkrise viel Wert verloren. Die ausgegebene Geldmenge an Euro oder US-Dollar ist im letzten Jahrzehnt massiv gestiegen. Die Auswirkungen davon sind vielfältig: steigende Vermögenspreise bis hin zu Blasenbildungen in vielen Anlageklassen, anhaltende Negativzinsen und damit eine schleichende Enteignung von Sparern. Die Verwerfungen, die sich hierdurch ergeben, sind enorm. Kryptowährungen wie Bitcoin bieten hier ein alternatives Konzept: Der im Code festgelegte deflationäre Mechanismus lässt die neu ausgegebene Menge der Bitcoins mit der Zeit gegen 0 tendieren und limitiert sie somit unveränderbar. Das macht den Bitcoin frei von politisch motivierten Steuerungsmaßnahmen. Ob diese Alternative besser ist? Offen gesagt: Wir wissen es noch nicht. Bitcoin ist ein Experiment, dessen Ausgang nach wie vor ungewiss ist. Wem das zu unsicher ist, sollte sich allerdings vor Augen halten: Auch die aktuelle Zentralbankpolitik des ultralockeren Geldes ist ein Experiment, von dem noch niemand weiß, wie es ausgehen wird. Sich mit Alternativen zu beschäftigen, kann also nicht schaden.

Zurückzum Seitenanfang