Positiver Ausblick für Asien-Investments
Raymond Ma und Teera Chanpongsang sind nah dran an den asiatischen Investmentmärkten. Bei verschiedenen Unternehmensbesuchen haben die Portfoliomanager von Fidelity International festgestellt, dass sich die Stimmung aufgehellt und die Aussichten verbessert haben. Insbesondere dem E-Commerce bzw. internetbasierten Unternehmen messen sie gut Chancen bei. Im Gastbeitrag für Hedgework News präsentieren sie ihren Ausblick.

- Raymond Ma und Teera Chanpongsang
- Fidelity International
Asien bietet ein langfristiges Wachstum, das von einer geringen Marktdurchdringung und einem starken Wachstumspotenzial für die Wirtschaft getragen wird. Die regionalen Aktienmärkte wiederum profitieren von relativ attraktiven Gewinnwachstumsaussichten, die für eine Bottom-up-Titelauswahl und langfristige Investitionen gut geeignet sind. In den letzten Jahren waren positive Veränderungen zu beobachten, wie etwa die Steigerung der Aktionärsrendite in der Region.
Besondere Bedeutung kommt beispielsweise dem Internetsektor in China zu, wo die Veränderungen hin zu E-Commerce, Online-Zahlungen und Streaming-Entertainment erheblich sind. Der Aufstieg von Internet-basierten Unternehmen in China ist bereits weiter fortgeschritten als in einigen entwickelten Ländern. Zum Beispiel war der chinesische E-Commerce-Markt 2016 fast doppelt so groß wie sein US-Pendant. Südkorea und Taiwan auf der anderen Seite konnten von Gewinnsteigerungen im Technologiesektor profitieren, angetrieben von einer starken Nachfrage nach Speichermedien und Dual-Kameras. Eine verbesserte Corporate-Governance-Politik in Korea könnte überdies dazu beitragen, die Aktienbewertungen anzuheben. In der ASEAN-Region sticht Thailand hervor, wo für die neue Regierung eine stabile Amtszeit zu erwarten ist, was für die langfristige Wirtschaftspolitik von Vorteil wäre.
Die jüngsten Unternehmensbesuche in der asiatischen Region haben gezeigt, dass das Management in Bezug auf ihre Volkswirtschaften generell zuversichtlicher ist, da sich die lokalen Währungen stabilisiert haben. Verbesserungen in der Innenpolitik wie Chinas angebotsorientierte Reformen oder die Einführung einer standardisierten Güter- und Dienstleistungssteuer (GST) in Indien wurden gut aufgenommen, da von diesen erwartet wird, dass sie das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Insgesamt sind Unternehmen im Vorteil, die von visionären Managementteams geleitet werden und auf lange Sicht ein nachhaltiges Wachstum und stabile Gewinne erzielen können. Ein Problembereich könnten Indiens Banken sein, die sich trotz der jüngsten Reformankündigungen – insbesondere bei staatlichen Banken sowie einigen privaten Kreditgebern – weiterhin mit notleidenden Krediten (NPLs) im Infrastruktursektor konfrontiert sehen.
Doch zurück zu China. Die Branchen des „neuen China“, also vor allem Konsum und Dienstleistungen, dürften 2018 am stärksten von den wachsenden Verbraucherausgaben und von Innovationen profitieren. Für sie wird in den nächsten drei bis fünf Jahren das stärkste Wachstum prognostiziert. An die Spitze werden sich aller Voraussicht nach Unternehmen mit überragendem technischen Know-how und innovativen Produkten setzen.
Ganz allgemein könnte 2018 nach den beachtlichen, überdurchschnittlichen Kursgewinnen im Jahr 2017 ein weiteres starkes Jahr für chinesische Aktien werden. Für Rückenwind sorgen stabile Wirtschaftsdaten, nach oben korrigierte Gewinne sowie vernünftige Bewertungen. Unterdessen richtet die chinesische Regierung ihr Hauptaugenmerk nicht mehr auf das Erreichen konkreter Wachstumsziele, sondern auf die Qualität des Wachstums und auf eine ausgewogene Entwicklung. Daher wird sich das Wirtschaftswachstum in China in den nächsten Jahren wahrscheinlich etwas verlangsamen. Denn die Wirtschaft soll künftig nicht mehr von Investitionen und der Auslandsnachfrage, sondern vor allem vom Binnenkonsum getragen werden. Im Reich der Mitte dürfte der Konsum weiter solide wachsen und 2018 erneut die Zuwächse bei Bruttoinlandsprodukt und Investitionen übertreffen. Unterstützt wird dieser Trend durch einen intakten Arbeitsmarkt, kräftige Einkommenszuwächse und weiter steigende Konsumausgaben.
Dank des soliden Wirtschaftswachstums und moderaten Preisauftriebs werden chinesische Unternehmen ihre Gewinne 2018 voraussichtlich um rund 15 Prozent steigern. Anhaltende Reformen auf Angebotsseite dürften für eine effizientere Produktion sorgen und die Unternehmensgewinne in die Höhe treiben. Positive Impulse sollten ferner von steigenden Investitionen der Unternehmen ausgehen. Die Wirtschaftszweige des „neuen China“ wie Internet, E-Commerce, Konsum und Versicherungen werden voraussichtlich auch künftig besonders kräftig wachsen und positive Gewinnkorrekturen die Marktstimmung weiter aufhellen. Der MSCI China Index wurde zuletzt mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 14,2 basierend auf den Gewinnen der nächsten zwölf Monate gehandelt bei einem Gewinnwachstum von rund 15 Prozent. Das scheint im langjährigen Vergleich sowie gegenüber anderen Ländern angemessen.
Als vorteilhaft für erfolgreiche Investments in Asien empfiehlt sich ein fundamentaler Bottom-up-Ansatz, bei dem die Einzeltitelauswahl im Vordergrund steht. Gesucht werden demnach attraktiv bewertete Unternehmen mit guten Wachstumsperspektiven und solidem Betriebskapital, die einen robusten Cashflow generieren. Hier sollten sich in den Branchen des neuen China aussichtsreiche Titel finden lassen. Das gilt vor allem für Unternehmen, denen ein steigender Konsum und Innovationen zugutekommen – Firmen mit starkem technischen Know-how und innovativen Produkten, da sie auf absehbare Zeit wohl am stärksten wachsen werden.
Risikofaktoren sind einerseits geopolitische Risiken, die Anleger wohl auch 2018 am meisten umtreiben werden. Vor allem das nordkoreanische Raketen- und Nuklearprogramm dürfte für vermehrte Spannungen sorgen. Der wachsende Protektionismus und wirtschaftliche Nationalismus könnten den Welthandel bremsen und zu einer Eskalation der geopolitischen Spannungen in der Region führen. Andererseits ist Chinas Schuldenstand seit der Finanzkrise 2008 in die Höhe geschnellt und gibt Anlass zur Sorge. Insbesondere die Verschuldung der Privathaushalte hat angesichts rasant steigender Hypotheken- und Verbraucherkredite alarmierend zugenommen.
Die wachsenden Schulden des Landes könnte die wirtschaftliche und finanzielle Stabilität weltweit gefährden. Deshalb hat die chinesische Regierung erste Schritte unternommen, um die Verschuldung im Privatsektor zu senken. Mit ersten Erfolgen, denn Kreditvergabe und Verschuldung der Unternehmen wachsen inzwischen langsamer. Hinzu kommt, dass bei den Gewinnen chinesischer Unternehmen dank des besseren Produktmix und der erzielten Effizienzsteigerungen positive Überraschungen nicht ausgeschlossen sind. Das könnte das Anlegervertrauen stärken und die Kurse zusätzlich stützen.
Teera Chanpongsang
ist Portfoliomanager bei Fidelity International. Er kam 1994 als Research Analyst und wurde 1998 Manager des Fidelity Thailand Fund. 2004 wechselte er nach London, um den Global Telecommunication Fund zu leiten. Teera zog 2007 zurück nach Hong Kong, um aufstrebende Asien-Portfolios zu verwalten. Teera hat einen Bachelor of Arts (Accounting) von der Chulalongkorn University in Thailand und einen MBA von der University of California in Berkeley.
Raymond Ma
ist Portfoliomanager mit Sitz in Hongkong bei Fidelity International und verfügt über 15 Jahre Investmenterfahrung. Raymond wechselte im Jahr 2006 als Investment Analyst für chinesische Telekommunikations-, Finanz- und Konsumwerte zu Fidelity. Im Jahr 2009 übernahm er die Leitung des Konsumgüterbereichs, 2010 wurde er zum Forschungsdirektor und 2011 zum Portfoliomanager ernannt.
Bevor er zu Fidelity kam, war Raymond von 2000 bis 2006 stellvertretender Direktor der BNP Paribas Peregrine in Shanghai. Er schloss sein Studium an der Fudan University mit einem Master of Law ab.
Fidelity International
bietet erstklassige Investment- und Altersvorsorgelösungen an. Das unabhängige Unternehmen in Privatbesitz verwaltet 265,4 Milliarden Euro für Anleger in Europa, Asien, Australien und Südamerika. Fidelity ist davon überzeugt, dass ein aktives Fondsmanagement und die Einzeltitelauswahl auf Grundlage fundierter Unternehmensanalysen Anlegern echten Mehrwert liefern. Daher verfügt Fidelity über eines der größten Research-Netzwerke mit mehr als 400 Anlageexperten weltweit. Sie nehmen jährlich an rund 17.000 Gesprächen mit Unternehmen teil, um sich ein umfassendes Bild über deren Situation und Aussichten machen zu können.