Physische Nachfrage nach Silber stützt den Kurs

- Benjamin Louvet
- Ofi Invest Asset Management
FRANKFURT – Der Silberpreis hat sich in diesem Jahr ziemlich stabil gehalten: In den ersten acht Monaten verbilligte sich das Edelmetall um lediglich -0,98 Prozent. Dafür gebe es zwei Gründe, sagt Benjamin Louvet von Ofi Invest Asset Management.
Ab hier folgt der Marktkommentar von Benjamin Louvet, Head of Commodities bei Ofi Invest Asset Management:
„Erstens ist Silber sowohl ein Industrie- als auch ein Edelmetall und als solches weiterhin eng an die Preisentwicklung von Gold gekoppelt. Dementsprechend hat die robuste Kursentwicklung von Gold dazu beigetragen, dass sich auch der Silberpreis recht gut behauptet hat. Außerdem hat die Kombination aus höherer Inflation und straffer Geldpolitik in den USA zum einen dazu geführt, dass Anleger auf der Suche nach einem Inflationsschutz physisches Silber stärker nachgefragt haben. Zum anderen kam es aufgrund höherer Zinssätze und der Erwartung, dass dieser Trend anhalten wird, verstärkt zu Leerverkäufen.
Aber auch die steigende Nachfrage nach Silber im Zuge der Energiewende hat die Preisentwicklung gestützt. Als das am besten elektrisch leitende Metall wird es zum Beispiel für die Herstellung von Photovoltaik-Paneelen und Batterien für Elektrofahrzeuge benötigt. Entsprechend hat die Photovoltaik-Branche die Silbernachfrage besonders stark angetrieben. Insbesondere China, wo in den ersten sechs Monaten des Jahres mehr Produktionskapazitäten als im gesamten Jahr 2022 installiert wurden, hat die Erwartungen weit übertroffen. Darüber hinaus geht der technologische Trend zu einem höheren Silberanteil in Solarzellen. Nachdem die energieeffizienteren N-Paneele in die Massenproduktion gegangen sind, war der Silberverbrauch der Branche im Jahr 2022 fast dreimal so hoch wie 2010.
Robuste Nachfrage
In den kommenden Monaten wird die physische Nachfrage nach Silber voraussichtlich robust bleiben. Das Angebotsdefizit wird dieses Jahr höchstwahrscheinlich 4500 Tonnen betragen, was 12 Prozent der für dieses Jahr prognostizierten weltweiten Nachfrage entspricht. Bereits 2022 war die Nachfrage nach physischem Silber, die nicht gedeckt werden konnte, auf Rekordniveau.
Die Verkaufswelle institutioneller Anleger könnte in Anbetracht des Endes des Zinserhöhungszyklus allmählich abklingen. Wir glauben, dass die steigende physische Nachfrage nach Silber für die Entwicklung CO2-armer Technologien letztlich den Ausschlag für die Preisentwicklung von Silber geben wird. Wir gehen davon aus, dass Silber zumindest wieder auf seinen Höchststand von 2021 steigen wird.“