Nikkei auf 33-Jahreshoch

- Naoki Kamiyama
- Nikko AM
FRANKFURT – Japans Aktienindex Nikkei hat seit Jahresbeginn über 25% zugelegt und damit S&P 500, DAX und den britischen FTSE deutlich übertroffen. Naoki Kamiyama von Nikko Asset Management sieht als Auslöser dafür die belebte Binnennachfrage, die stetige Nachfrage nach japanischen Exporten sowie nicht zuletzt die Hoffnung auf fortschreitende Corporate-Governance-Reformen.
Ab hier folgt der Marktkommentar von Naoki Kamiyama, Nikko AM:
„Der Nikkei hat zum ersten Mal seit 1990, als Japan den Höhepunkt seiner „Blasen-Ära“ erreichte, die Marke von 32.000 Punkten überschritten. Vor fast zwei Jahren hatte er bereits ein ähnliches Hoch erklommen, doch die Hausse verlor an Schwung, als das Corona-Virus und die folgenden Beschränkungen die Hoffnungen auf eine binnenmarktorientierte Erholung vertagten.
Diesmal zeigen jedoch die Binnennachfrage und die stetige externe Nachfrage nach japanischen Exporten Anzeichen einer ernsthaften Erholung. Die Wirtschaft ist nach der Pandemie wieder vollständig geöffnet. Beides zusammen hat den Aufschwung des Nikkei ermöglicht. Eine starke Binnennachfrage könnte auch eventuelle Rückgänge der externen Nachfrage ausgleichen, sollten Bedenken hinsichtlich Inflation und hoher Zinssätze im Rest der Welt auf die Exporte drücken.
Auslöser des japanischen Kursaufschwungs
Ein Teil des Kursanstiegs basiert auf Hoffnungen. Dazu gehören die Erwartungen an die fortschreitenden Corporate-Governance-Reformen – insbesondere die Bestrebungen der Tokioter Börse, das Kurs-Buchwert-Verhältnis unterdurchschnittlicher Unternehmen zu steigern –, die Erhöhung von Gehältern auf ein seit Jahrzehnten nicht mehr gesehenes Niveau und die Hoffnung, dass Japan endlich seine deflationäre Denkweise abschüttelt.
Die Rolle der Politik in Japan
Diese Erwartungen sind optimistisch, aber nachvollziehbar. Ein weiterer marktstützender Faktor ist die Führung von Premierminister Fumio Kishida. Seine Wirtschaftspolitik war nicht perfekt; kurz nach seinem Amtsantritt Ende 2021 verunsicherte seine neue Initiative zur Vermögensumverteilung den heimischen Aktienmarkt. Erfolge auf der diplomatischen Bühne haben jedoch seine Zustimmungsraten steigen lassen. Im Mai zeigte Kishida seine diplomatischen Fähigkeiten auf dem G7-Gipfel in Hiroshima, der mit einem überraschenden Auftritt des ukrainischen Präsidenten Selensky und allgemeinem Lob als Erfolg gefeiert wurde. Dieses Lob wird seine wirtschaftlichen Pläne wie eine Initiative zur Qualifizierung von Arbeitskräften nicht direkt unterstützen. Dennoch bergen anhaltend positive Zustimmungsraten langfristig das politische Kapital, mit dem sich Initiativen vorantreiben lassen.“