Neuer Boom bei Meme-Aktien dürfte in Asien tränenreich enden

  • Robin Parbrook
  • Schroders

FRANKFURT – In einigen asiatischen Sektoren – beispielsweise im KI- und Batteriesektor –zeichnet sich eine Blasenbildung ab, wie Schroders-Experte Robin Parbrook erklärt. Und wie beim Boom US-amerikanischer Meme-Aktien sei ein Happy End für viele überschwängliche Anleger eher unwahrscheinlich.

Ab hier folgt der Marktkommentar von Robin Parbrook, Co-Leiter Asian Equity Alternative Investments bei Schroders:

„In einigen Sektoren in Taiwan und Korea bilden sich erste Blasen. Im Fall von Korea ähnelt die Entwicklung der von US-amerikanischen Titeln wie Gamestop, die zuerst enorm in die Höhe schossen und dann tief stürzten.

Künstliche Intelligenz (KI) in Taiwan

In Taiwan wurde zuletzt alles, was mit künstlicher Intelligenz zu tun hatte, von den Kleinanlegern in die Höhe getrieben. Insbesondere Unternehmen für die Basismontage von Gehäusen und Auftragsfertiger wie Quanta, Wistron und Inventec legten laut Factset allein im Juli um 50 % zu. Seit Jahresbeginn haben sich die Aktienpreise dieser Unternehmen mehr als verdoppelt. Der Kurs von Wistron hat sich in dem Zeitraum sogar mehr als vervierfacht.

Alle drei Unternehmen stellen neben anderen Produkten KI-Server her. Asiatische Kleinanleger glauben nun offenbar, dass sich dadurch ihr Geschäft enorm verändern wird. Dies ist unserer Meinung nach unwahrscheinlich. Die Fertigung von KI-Servern unterscheidet sich nicht so sehr von der Fertigung herkömmlicher Server. Da KI-Server zudem weitaus leistungsfähiger sind, glauben wir, dass das Gesamtvolumen der zu fertigenden Server sogar sinken könnte. Die operative Marge des Fertigungsgeschäfts aller drei Unternehmen ist mit 1 % bis 2 % sehr gering, was Ausdruck der geringen Wertschöpfung ihrer Tätigkeiten ist.

Künstliche Intelligenz ist zweifelsohne eine potenziell bahnbrechende Technologie. Allerdings steckt sie noch in den Kinderschuhen und Anwendungsmöglichkeiten müssen sich erst noch herausstellen. Der Wissenschaftler und Futurist Roy Amara sagte einst: „Wir überschätzen tendenziell die Auswirkungen der Technologie kurzfristig und unterschätzen sie langfristig.“ Dies ist bekannt als Amaras Gesetz. Angesichts dessen dürften wir derzeit auf die Spitze der überhöhten Erwartungen zusteuern – zumindest was KI-Aktien in Taiwan betrifft.

„Mr. Batt-Man“ und koreanische EF-Manie

In Korea scheint die Leidenschaft der Kleinanleger noch irrationaler und ist vergleichbar mit dem Boom bei Meme-Aktien in den USA.

Die koreanischen Kleinanleger haben sich vollkommen auf alles fixiert, was vermeintlich mit Batterien für Elektrofahrzeuge (EF) zu tun hat. Dies alles geschieht vor dem Hintergrund der US-Regulierungen im Rahmen des Inflation Reduction Act, um Investitionen in den USA zu fördern und chinesische Batterieunternehmen vom US-Markt auszuschließen.

Unter koreanischen Kleinanlegern hat dies in den Sektoren zu einem Kaufrausch geführt, der noch zusätzlich gefördert wurde durch einen fragwürdigen Online-Tippgeber für „brandaktuelle Aktien“, der sich selbst „Mr. Batt-Man“ oder „Mr. Battery“ nennt und der eine riesige Anhängerschaft unter den Kleinanlegern hat.

In der Folge konnten einige recht außergewöhnliche Entwicklungen bei ausgewählten Aktien in Korea beobachtet werden. Thematische Titel wie Ecopro, Posco Future M, Ecopro BM und Posco (zu 80 % ein Stahlunternehmen) verdoppelten sich seit Ende März und legten allein im Juli um 60 % bis 70 % zu.

Wir sind uns sicher, dass das Ende tränenreich wird. Die Umsätze an den koreanischen Märkten erreichten an mehreren Tagen im Juli fast ein Allzeithoch (im Fall des KOSDAQ-Index wurden frühere Höchststände übertroffen), wobei sich 40 % bis 50 % der Umsätze auf nur vier oder fünf Batterietitel konzentrierten. Die Bewegungen innerhalb einzelner Tage waren ebenfalls wild und volatil.

Dies ist für uns umso verwunderlicher, da wir zwar die Begeisterung der Kleinanleger für KI-Aktien angesichts des weltweiten Hypes verstehen können, es sich im Bereich der Elektrofahrzeugbatterien jedoch um ein rein koreanisches Konzept handelt. Ansonsten sind die Batterietitel in der Region schwach. Sorgen bereiten den Anlegern nämlich die sich abschwächende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen in China sowie die enorme Überkapazität im Batteriebereich – insbesondere bei Kathoden, Anoden und Separatoren (die Titel, die von Mr. Batt-Man in die Höhe getrieben werden).“

Hinweis: Die Bezugnahme auf Sektoren, Länder, Aktien oder andere Wertpapiere dient ausschließlich zur Veranschaulichung und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung oder eine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten/Wertpapieren oder zur Verfolgung einer Anlagestrategie dar.

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