Neuberger Berman: Trump und Brexit sind Folgen der Lehman-Pleite
FRANKFURT — Die Finanzkrise von 2008 hat Faktoren geschaffen, die nicht nur die heutige Wirtschaft, sondern auch die Ökonomie der Zukunft bestimmen werden, glaubt Joseph V. Amato CIO, bei Neuberger Berman. So verweist er auf den gestiegenen Einfluss der Politik über die Regulierung. Auch Trump und den Brexit führt er auf die Lehman-Pleite zurück.
Ab hier folgt die unredigierte Mitteilung des Emittenten:
- Brexit und Trump-Präsidentschaft sind Folgen der Finanzkrise 2008
- Politik sowie technologischer Fortschritt nehmen zunehmend Einfluss auf die Weltwirtschaft
Demnächst wird sich die große Finanzkrise zum zehnten Mal jähren – was diesen Sommer zu einer besonders guten Zeit zum Nachdenken macht, um sich mit den Veränderungen von Märkten, Wirtschaft und Gesellschaft seit der Finanzkrise zu befassen.
Wir haben die Gelegenheit genutzt sowohl zurückzublicken als auch nach vorn zu schauen und uns zu fragen, welche der heute relevanten Marktkräfte auch in zehn Jahren noch die Investmentwelt bestimmen werden.
Die Ereignisse des Jahres 2008 waren so gewaltig, dass einige ihrer Auswirkungen erst jetzt deutlich werden – und weit in die Zukunft reichen. In diesem Sommer gab es nur wenige Wochen ohne Schlagzeilen zu den großen Trends.
Politik übt zunehmend Einfluss aus
Ein Hauptthema war, wie die Regierungen immer mehr Einfluss auf die Weltwirtschaft nehmen, sei es durch kontinuierliche Haushaltsdefizite, die Explosion der Notenbankbilanzen, den Aufstieg Chinas oder die massive Regulierung von Banken und Finanzmärkten nach der Krise. Erst in diesem Sommer sind die Europäische Zentralbank und die Bank of Japan der Fed gefolgt und haben mitgeteilt, wie sie ihre extrem expansive Geldpolitik zumindest teilweise zurückführen wollen. Im Mai hat der US-Kongress erste Teile der Dodd-Frank-Regulierungen zur Förderung der Stabilität des Finanzmarktes in den USA zurückgenommen. Die Rücknahme hat uns einmal mehr gezeigt, dass Entwicklungen nur selten gradlinig sind und wir es eher mit einem Auf und Ab zu tun haben.
Brexit und Trump-Präsidentschaft haben ihre Wurzeln in der Finanzkrise
Ebenso im Fokus stand der Wandel zu einer wirklich globalen, zugleich aber auch gespaltenen multipolaren Welt, zwar mit einer besseren Integration der Emerging Markets, aber auch mit zunehmendem Wirtschaftsnationalismus. Sowohl der Brexit als auch die Trump-Präsidentschaft haben ihre Wurzeln wohl in der Finanzkrise. In diesem Sommer wurden chinesische Onshore-Aktien in die internationalen Benchmarkindizes aufgenommen, und es wurden die ersten Schritte unternommen, dies auch für chinesische Onshore-Anleihen zu tun – und das zu Zeiten der ersten Scharmützel im amerikanisch-chinesischen Handelskrieg.
Technischer Fortschritt ordnet Finanzmärkte neu
Ein weiteres zentrales Thema ist auch die Restrukturierung der Finanzmärkte, dazu gehören die Disintermediationstendenzen nach der Finanzkrise sowie die Bedeutung privater Märkte neben den klassischen Börsen. Dies hat viel mit Regulierungen wie Dodd-Frank zu tun, aber auch mit technischem Fortschritt, einem weiteren wichtigen Trend. Wir glauben, dass er sowohl als gesellschaftliche Kraft als auch als Investmentthema immer wichtiger wird. In diesem Monat hat sich beides bestätigt: Apple wurde das erste Unternehmen mit einem Börsenwert von einer Billion US-Dollar. Und mit Elon Musk sprach einer der größten Querdenker unter den Industrie- und Technologie-CEOs davon, dass Tesla zum bislang größten Unternehmen werden könnte, das möglicherweise von der Börse genommen wird. Natürlich nutzte er für diese Ankündigung die sozialen Medien.