Nachrangige Anleihen: Aktienähnliche Renditen mit geringem Ausfallrisiko

  • Romain Miginiac
  • Atlanticomnium

FRANKFURT – „Das Jahr 2022 war für nachrangige Anleihen von Finanzunternehmen ein wahres Paradoxon“, sagt Romain Miginiac von Atlanticomnium. Während sich die höheren Zinsen vorteilhaft auf die Fundamentaldaten auswirkten, gerieten die Bewertungen völlig aus dem Gleichgewicht. Doch nun bezeichnet er die Aussichten als „ausgezeichnet“.

Ab hier folgt der Marktkommentar von Romain Miginiac, Fondsmanager und Head of Research bei Atlanticomnium:
„Für Anleger stellt sich die Frage: Was könnte der Katalysator für eine Erholung sein? – zum Beispiel ein Höchststand der Zinsen für High-Yield-Anleihen oder ein sich verbesserndes makroökonomisches Umfeld für Aktien. Angesichts des hohen Renditeniveaus nachrangiger Anleihen von Finanzunternehmen und Kapitalstrukturen, die vom derzeitigen inflationären Umfeld profitieren, wurde sogar der Zeitfaktor zu einem Katalysator der letzten Instanz. Selbst wenn keine anderen Katalysatoren eintreten, bietet die Festschreibung dieser Renditen das Beste aus beiden Welten – aktienähnliche Renditen festverzinslicher Wertpapiere mit geringem Ausfallrisiko.

Abgesehen von den offensichtlichen makroökonomischen Katalysatoren, die eine Preiserholung unterstützen würden, sind die Fundamentaldaten der wichtigste Katalysator für nachrangige Anleihen von Finanzunternehmen. Ausgangsbasis für den Finanzsektor sind felsenfeste Fundamentaldaten, nachdem mehr als ein Jahrzehnt des Risikoabbaus und der Kapitalakkumulation, ausgelöst durch strenge Regulierung, hinter uns liegt. Der Bankensektor ist derzeit eine der widerstandsfähigsten Branchen, und die Anleihegläubiger waren noch nie so gut geschützt, da die Finanzinstitute über Hunderte von Milliarden an überschüssigem Kapital verfügen. Darüber hinaus sind steigende Zinsen ein bedeutender Rückenwind, und der Finanzsektor ist einer der wenigen Sektoren, die vom derzeitigen Umfeld profitieren, was uns in unserer Überzeugung bestärkt, dass allein die laufenden Erträge ausreichen, um die Auswirkungen eines Stressszenarios aufzufangen.

Trotz der Bonität des Sektors besteht eine krasse Diskrepanz zwischen den Fundamentaldaten und den Bewertungen, da die Anlageklasse gegen die negative Marktstimmung nicht immun ist. Die Aussichten für nachrangige Schuldtitel sind in den nächsten 12 bis 24 Monaten trotz der erhöhten makroökonomischen Unsicherheit ausgezeichnet. Die Spreads haben sich im Verlauf des Jahres 2022 aggressiv ausgeweitet und die Renditen liegen mittlerweile bei über 10 Prozent. Das Risiko der Laufzeitverlängerung hat die Renditen erneut belastet, und da mehr als 80 Prozent des AT1-Marktes derzeit mit einer unbegrenzten Laufzeit bewertet sind, besteht ein zusätzliches Aufwärtspotenzial, sobald die Anleihen wieder auf Kündigung bewertet werden.

Nachrangige Anleihen aus dem High Yield-Segment sind günstig bewertet, wobei die neuen Tier-1-Anleihen von Banken und Versicherern (AT1 CoCos und RT1s) Renditen von nahezu 11 Prozent bieten. Auf dem High-Yield-Markt bieten lediglich CCC-geratete Unternehmen höhere Renditen, was den hohen Wert nachrangiger Anleihen unterstreicht, insbesondere in Zeiten der Unsicherheit.

Schließlich bieten nachrangige Anleihen den Vorteil einer geringen Sensibilität gegenüber Zinsveränderungen, was angesichts der hohen Zinsvolatilität positiv einzuschätzen ist. Noch wichtiger ist, dass eine geringe Zinsempfindlichkeit auch bedeutet, dass ein Zinsrückgang keine Voraussetzung für eine starke zukünftige Performance ist. Dies ist bei Investment-Grade- und Staatsanleihen der Fall, bei denen die Zinssätze ein Hauptbestimmungsfaktor der Rendite sind. Eine Spread-Einengung und eine Neubewertung auf den nächsten Kündigungstermin sind die wichtigsten Faktoren für die zukünftige Performance, die durch die hohe Kreditqualität des Sektors unterstützt wird.

Mit Renditen von bis zu 10 Prozent oder mehr bieten nachrangige Anleihen aktienähnliche Renditen, mit einem klaren Katalysator für die Performance: Den Faktor „Zeit“. Bei einer makroökonomischen Wende, die eine Kurserholung unterstützen würde, profitieren Anleger von hohen Erträgen und soliden Fundamentaldaten. Bei Anleihen hochwertiger Emittenten, die zum Nennwert begeben und zum Nennwert zurückgezahlt werden, führen hohe Erträge und der Pull-to-Par-Effekt nach einem starken Kursrückgang automatisch zu Performance. Angesichts der Diskrepanzen zwischen den Fundamentaldaten und den Bewertungen erwarten wir jedoch zusätzlich zu den hohen Erträgen ein starkes Aufwärtspotenzial.“

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