„Luxusaktien – mehr als eine Wette auf die chinesische Wirtschaft“

  • Prof. Dr. Jan Viebig
  • ODDO BHF SE

FRANKFURT – „Zu den langjährigen geschäftlichen Erfolgen der Luxushersteller dürfte ein Effekt beitragen, der unter Ökonomen „Snob-Effekt“ genannt wird“, sagt Prof. Dr. Jan Viebig, CIO bei ODDO BHF SE. Preiserhöhungen würden eher zu steigender Nachfrage, weil das Produkt exklusiver und begehrenswerter wirke.

Ab hier folgt der Marktkommentar von Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer der ODDO BHF SE:

„Da die Käufer Exklusivität anstreben und sich von der Masse abheben wollen, würde eine Preissenkung möglicherweise sogar einen Rückgang des Interesses bedeuten. Unbestritten ist es aus unternehmerischer Sicht eine große Leistung, die den Luxuskonzernen gelungen ist: Die großen Fünf kommen auf weltweite Umsätze von zusammen 222 Milliarden Euro und schaffen es dennoch, ihre Produkte weiterhin mit einem Flair von Exklusivität zu umgeben.

Dieser Welterfolg ist den Luxusunternehmen dank der Globalisierung gelungen. Doch haben sie nicht nur von ihr profitiert. Sie sind in gewisser Hinsicht auch Sinnbild dieser globalen Welt geworden. Exquisite Uhren, Champagner, erlesene Weine, Handtaschen aus feinstem Leder und Krawatten aus edler Seide haben kulturübergreifend und weltumfassend Liebhaber gefunden.

Asien-Pazifik ist heute der weltgrößte Absatzmarkt für Luxusgüter. China und Japan allein stehen für die Hälfte der Weltumsätze auf diesem Markt. In der Stärke ihres Asien-Geschäfts liegt aus unserer Sicht auch die Verwundbarkeit der europäischen Luxusunternehmen. Bei LVMH machte Asien einschließlich Japan 41 Prozent des Umsatzes im ersten Halbjahr aus. Vor allem in China haben die wirtschaftlichen Risiken in den vergangenen Monaten zugenommen. Die chinesische Wirtschaft hat sich bisher nicht in vollem Umfang vom Einschnitt des harten Corona-Lockdowns erholt, und der überdimensionierte Bausektor hat sich vom Wachstumsmotor zum Krisenherd gewandelt.

Aber auch wenn die chinesischen Wirtschaftswunderjahre auszuklingen beginnen, ist die Luxusgüterbranche nach unserer Überzeugung gut aufgestellt. Zum einen dürfte China auch weiterhin stärker als der Weltdurchschnitt wachsen, zum anderen ist Asien auch jenseits von China eine außerordentlich dynamische Region mit einer riesigen Bevölkerung. Und typisch für Luxusgüter steigt die Nachfrage überproportional, wenn das Einkommen steigt. Zusätzlich verfügen die Hersteller über eine bemerkenswerte Preissetzungsmacht. Einer Studie der Unternehmensberatung Bain& Company zufolge gingen 70 % des Umsatzwachstum im Bereich der Lederwaren im vergangenen Jahr auf Preissteigerungen zurück – ohne dass die Käufer den Rücken kehrten. Der Snob-Effekt lässt grüßen. Wir sind überzeugt, dass die langfristigen Wachstumsperspektiven der Luxusgüterbranche trotz des schwierigeren Umfelds intakt sind.“

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