Japan bietet Profitabilität zu vernünftigen Preisen

- Yuichi Murao
- Nomura Asset Management
FRANKFURT – „Der lange Zeit unterschätzte japanische Aktienmarkt hat sich auf den Weg gemacht, alte Vorurteile hinter sich zu lassen“, sagt Yuichi Murao, CIO bei Nomura Asset Management. Spätestens seit dem Einstieg von Warren Buffetts Investmentholding Berkshire Hathaway bei einigen japanischen Unternehmen würden auch andere internationale Investoren eine Neubewertung vornehmen.
Ab hier folgt die Mitteilung der Gesellschaft:
„Tatsächlich finden Investoren in Japan eine große Zahl hochprofitabler Unternehmen vor“, erklärt Yuichi Murao, Chief Investment Officer, Active Japan Equity bei Nomura Asset Management. Im Prime-Segment der Tokioter Börse (TSE) notierten per Jahresende 2023 genau 564 Unternehmen mit einer Eigenkapitalrendite von mehr als 12 Prozent. Das sind zwar nur 31 Prozent aller 1827 Unternehmen im Index, aber in absoluten Zahlen immer noch deutlich mehr als beispielsweise im US-Leitindex S&P 500. Dort wiesen 290 Firmen, also 61 Prozent der 472 Aktien, eine solche Eigenkapitalrendite auf.
Außerdem gibt es in Japan die Aktien profitabler Unternehmen insgesamt zu deutlich günstigeren Bewertungen als in den USA. Dies zeigt sich an einer Variante des japanischen TOPIX-Index, die Murao berechnet hat, indem er nur Unternehmen mit einer Eigenkapitalrendite von mehr als 12 Prozent einfließen lässt und die Sektorgewichtung derjenigen des S&P 500 anpasst. Dieser Index der hochprofitablen japanischen Unternehmen weist im Durchschnitt ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 13,4 auf. Im S&P 500 liegt das durchschnittliche KGV bei 21,6.
Attraktive Geschäftsmodelle zu vernünftigen Preisen
In attraktive Geschäftsmodelle zu vernünftigen Preisen investieren zu können, ist Murao zufolge einer der wichtigsten Vorzüge des japanischen Aktienmarkts: „In Japan haben Sie zum Beispiel einige Firmen entlang der Wertschöpfungskette des Halbleitermarkts, doch diese sind nicht annähernd so hoch bewertet wie die großen Namen dieser Industrie. Dabei gibt es japanische Firmen, die in ihrem jeweiligen Geschäftsfeld eine geradezu marktdominierende Stellung einnehmen“, sagt Murao.
Einer der häufigsten Kritikpunkte an japanischen Unternehmen war lange Zeit, dass sich die Firmenlenker nicht besonders stark für die Interessen der Aktionäre interessierten. Dies hat sich jedoch gewandelt, insbesondere in der Unternehmensführung. So hatten im Jahr 2014 lediglich rund 1,3 Prozent der Unternehmen im Tokioter „Prime“-Segment mindestens ein Drittel unabhängige Mitglieder im Board of Directors. Inzwischen gilt dies für mehr als 92 Prozent der Unternehmen. Auch gab es im Jahr 2014 in weniger als einem Zehntel der Unternehmen einen Nominierungs- und Vergütungsausschuss im Board of Directors. Heute trifft dies auf fast neun von zehn Firmen zu.
Die starke Fokussierung auf den „Shareholder Value“, die es beispielsweise in den USA gibt, wird sich Murao zufolge in Japan mittelfristig nicht durchsetzen – und das sei in weiten Teilen auch sinnvoll so. Die Ausschüttungsquote der S&P 500-Titel beispielsweise liegt per Jahresende 2022 bei über 90 Prozent, wohingegen es in dem von Murao berechneten Index nur 37 Prozent seien. „Doch dies ist auch als Investition in die Stabilität der Bilanzen und die Krisenfestigkeit der Unternehmen zu sehen. Diese hat sich in vergangenen Krisen gezeigt und sollte sich auch bei künftigen Turbulenzen als vorteilhaft erweisen.“