Investieren nach christlichen Grundsätzen

  • Katharine Trimpop
  • Monega KAG

MÜNCHEN – Nachhaltig und ethisch interessierte Investoren finden passende Investments nicht nur bei ESG-Fonds, sondern auch bei Fondsinitiatoren aus kirchennahen Bereichen, etwa bei Kirchen- oder Ordensbanken, wie Katharine Trimpop, Nachhaltigkeitsexpertin bei der Monega KAG, erklärt.

„Der Boom der nachhaltigen Fonds hat auch Schattenseiten. Das verwaltete Vermögen nachhaltiger Fonds erreichte in Europa laut einer Studie von ZEB und Morningstar per Ende 2020 ein Volumen von 1155 Milliarden Euro. Doch das starke Wachstum basiert auch auf einer Neukategorisierung von Fonds gemäß den Vorgaben aus Offenlegungsverordnung und Taxonomie – in denen der Fokus vor allem auf der Reduzierung des CO2-Ausstoßes liegt, um das Klimaziel der Pariser Klimakonferenz von 2015 zu erreichen. Institutionellen Anlegern wie Stiftungen oder kirchennahen Institutionen kommen in diesem Zusammenhang die soziale Komponente und die Unternehmensführungsgrundsätze, also der Mensch und seine Stellung in der Gesellschaft und Arbeitswelt, oft zu kurz.
Auch sind für diese Investoren neben der Rendite die Auswirkungen des Investments wichtig. Solche Anleger werden eher bei Fonds, die von Kirchenbanken oder kirchennahen Institutionen initiiert werden, fündig. Denn hier sind christliche Werte wie Nächstenliebe, Menschenwürde, Respekt und Ehrlichkeit seit Langem fest in den Anlagezielen verankert.

Christliche Werte als Anlagephilosophie
Der wahrscheinlich älteste Fonds, der nach ethischen Kriterien investierte, wurde bereits 1932 vom Church of Scotland Trust gegründet. Der verantwortliche Umgang mit dem anvertrauten Geld bedeutet bei kirchennahen Fonds, dass nicht nur die ökonomischen Ziele – also Rendite, Liquidität und Sicherheit – abgewogen werden, sondern auch die Auseinandersetzung mit der Wirkung des Investments auf Umwelt und Gesellschaft unabdingbar ist. Dabei stehen Grundsätze wie die Unantastbarkeit der Würde des Menschen ebenso im Vordergrund wie die Bewahrung der Schöpfung.

Bewahrung der Schöpfung
In den frei zugänglichen Leitfäden der großen Kirchen in Deutschland werden den Verantwortlichen deshalb neben Positiv- auch klare Ausschlusskriterien an die Hand gegeben. Dabei geht es nicht darum, ein Unternehmen prinzipiell auszuschließen, indem keine Investition erfolgt. Vielmehr bringt der Investor zum Ausdruck, dass er an den Gewinnen, die das Unternehmen gegebenenfalls aus kontroversen Bereichen wie der Produktion von Rüstungsgütern oder hochprozentigem Alkohol generiert, nicht teilhaben oder dem Unternehmen für diese Geschäfte kein Geld zur Verfügung stellen möchte.
Diese Motive bewegen zunehmend immer mehr Investoren, die vermeiden möchten, dass ihr investiertes Geld Menschen und Umwelt Schaden zufügt. Denn diese Anleger haben erkannt, dass zur Bewahrung der Schöpfung und der menschlichen Lebensgrundlage viele verschiedene Bereiche zusammenspielen. Mit Plastik verseuchte Meere zum Beispiel schaden Fischen und Seevögeln, über die Nahrungskette aber auch dem Menschen. Bestimmte Branchen wie der Tourismus, der unter plastikverschmutzten Stränden leidet, oder die Schifffahrt, die Plastikmüll in Schiffsschrauben und Ansaugstutzen fürchtet, sind ebenso betroffen und damit ebenfalls wieder Menschen, die in diesen Branchen arbeiten.
Die christlichen Grundsätze der Nächstenliebe und Menschenwürde finden durch die Berücksichtigung weltweiter Normen, wie den zehn Prinzipien des UN Global Compact, internationalen Arbeitsschutznormen oder dem Freedom-House-Index Eingang in die Anlageziele christlich orientierter Fonds. Auch eigenes Research kommt bei kirchennahen Fondsinitiatoren wie der Steyler Ethik Bank, der ältesten ethischen Bank Deutschlands, zum Tragen, indem Informationen aus den eigenen Reihen – beispielsweise zu kritischen Aktivitäten von Unternehmen im globalen Süden – in die Wertpapierauswahl einfließen oder unabhängige Ethikräte bei der Titelauswahl ein Mitsprache- oder Vetorecht haben.
Die Steyler Ethik Bank verwendet ihre Bankgewinne zudem direkt und ohne Abzüge für weltweite Hilfsprojekte. Darüber hinaus gibt es einige kirchliche Fonds – wie den BIB Nachhaltigkeit Aktien Global –, die den Fokus auch auf einen positiven Impact zur Erreichung der 17 Social Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen ausrichten, in dem Wissen, dass sich die Erreichung dieser Ziele positiv auf Mensch und Natur auswirkt.
Dem Fonds liegen, wie allen Produkten im Rahmen des Leitwortes „Fair Banking“ der Bank im Bistum Essen eG, ein umfassender Wertekanon und strenge Kriterien zugrunde, die über die Webseite im Detail einsehbar sind. Impact Investments wie Mikrofinanzfonds sind eine weitere, noch direktere Möglichkeit zur Armutsbekämpfung und Förderung nachhaltiger Wirtschaft, die christlichen Werten entspricht und von kirchlichen Investoren unterstützt wird.

Unterschiedliche Fonds mit Kirchenlabel
Wie aber lässt sich das richtige Anlageprodukt finden, um die gewünschten christlichen Werte auch bei der Geldanlage umzusetzen? Leicht zugänglich sind Fonds, die den Namen des jeweiligen kirchlichen Mitbegründers im Namen tragen, wie KirAc Stiftungsfonds (Pax-Bank und Monega für kirchliche Stiftungen im Bistum Aachen), BIB Nachhaltigkeit Aktien Global (Bank im Bistum Essen eG) oder Steyler Fair Invest (Steyler Ethik Bank). Bei vielen Kirchenbanken oder kirchennahen Instituten kann auch direkt investiert werden.
Einige Fonds bilden zudem Indizes verschiedener Konfessionen ab, die von namhaften Ratingagenturen zur Verfügung gestellt werden, beispielsweise MSCI World Select Catholic Principles, ESG Universal and Environment Index oder S & P 500 Catholic Values.
Dabei lohnt es sich genau hinzuschauen, denn auch in Investmentfonds mit einem Kirchenlabel kann der Teufel im Detail stecken. So haben die Fonds teilweise keine Vertriebszulassung für den deutschen Markt oder bilden aufgrund der Indexnähe nur Large und Mid Caps der Developed Markets ab oder sie sind überwiegend in den USA investiert.

Unterschiede im Detail
Wichtig ist außerdem: Ein Fonds, der über einen Index den Wertekanon amerikanischer Katholiken abbildet, muss nicht unbedingt kongruent mit den Werten eines deutschen Protestanten sein, auch wenn sich die Leitfäden und Orientierungshilfen der großen Kirchen weltweit durchaus ähnlich sind.
Dabei sind Fonds, die sich an evangelischen Werten ausrichten, wie der VM Nachhaltig Aktien, der von der VM Vermögens-Management GmbH beraten wird und bei der Auswahl der Nachhaltigkeitskriterien auf die Beschlüsse der Synode der evangelischen Kirche aufsetzt und diese vertieft – ohne dabei ein Kirchenfonds zu sein –, noch unterrepräsentiert.

Fazit
Unabhängig davon, ob Anleger dem Grundgedanken der vielbeachteten Enzyklika „Laudato si’“ von Papst Franziskus, die auf die Zusammenhänge zwischen einem guten Leben und Gerechtigkeit, zwischen technischem Fortschritt und der Rücksicht auf die natürlichen Grenzen unseres Planeten Erde hinweist, folgen möchten, oder ob sie wünschen, mit ihrem Investment im Sinne der Leuenberger Konkordie für Gerechtigkeit und Frieden einzutreten: Christlich orientierte Anleger können heute aus einer kleinen, aber feinen Palette an Offenen Publikumsfonds wählen, ohne dabei auf eine gute Wertentwicklung verzichten zu müssen.“

Katharine Trimpop ist Nachhaltigkeitsexpertin bei der Monega KAG und verantwortet dort den Bereich Vertrieb & Marketing Publikumsfonds.

Hinweis: Dieser Beitrag ist zuerst erschienen in TiAM – Trends im Asset Management 04/2021
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