„Inflationsschutz gibt es derzeit zum Nulltarif“

  • Heimo Flink
  • Fondsmanager und Inflationsexperte
  • Kepler-Fonds

FRANKFURT – Heimo Flink, Fondsmanager und Inflationsexperte bei Kepler-Fonds, erläutert, warum inflationsgeschützte Anleihen derzeit keinen Aufpreis kosten und er sie als wichtigen Baustein der Asset Allokation betrachtet.

Ab hier folgt die unredigierte Mitteilung der Gesellschaft:

„Der Ukraine-Krieg und die schnell steigenden Energiepreise schüren Sorgen vor dauerhaft hoher Inflation. Auch schon vor Beginn des Ukraine-Krieges herrschten jedoch große Meinungsunterschiede darüber, wo es mit der Inflation wohl hingehen wird. Seit etwa zwei Jahren ist der Anstieg der Inflation sichtbar.

Zudem gibt es Befürchtungen, dass die aktuell hohen Preisanstiege schnurstracks in die Stagflation führen könnten. Der Krieg in der Ukraine hat insbesondere in Europa Stagflationssorgen – also eine stagnierende Wirtschaft bei gleichzeitig stark steigenden Preisen – ausgelöst. Die Sorgen vor noch höheren Inflationsraten, weiter steigenden Rohstoffpreisen und der Versorgungssicherheit hat sich insgesamt erhöht.

Einordnung der Inflationssorgen: Fakten vs. Wahrnehmung

Das Hauptszenario für KEPLER-Fonds bleibt trotz der sichtbaren Preisanstiege und der Sorgen um Stagflation, dass die Inflation wieder deutlich sinken wird – wahrscheinlich sogar unter das vom Markt derzeit eingepreiste Niveau. Durch die Verwerfungen am Energiemarkt in Folge des russischen Angriffes auf die Ukraine wird das nur etwas später passieren. Auch Themen wie das schrumpfende Arbeitskräfteangebot, die Rückholung von Lieferketten oder „Greenflation“ unterstützen die Preisanstiege und können dazu führen, dass das mittelfristige Niveau vermutlich etwas höher sein wird als zuletzt angenommen.

Wir stützen unsere Aussagen auf die Entwicklung der Einkaufsmanager-Indizes. Sie befinden sich in der Eurozone unverändert im expansiven Bereich. Die Marktteilnehmer haben zwar ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum in der Eurozone gesenkt, erwarten aber 2,8 Prozent für 2022. Hinsichtlich der Preissteigerungen liegt die Erwartung für 2022 bei 6,5 Prozent. Merklich angestiegen ist in den letzten Monaten auch die Prognoseunsicherheit.

Inflationsschutz zum Nulltarif

Inflationsgeschützte Anleihen sind für Anleger geeignete Instrumente gegen eine erwartete Inflation. Bei KEPLER bleibt dieses Vehikel auch nach zwei Jahren gestiegener Inflation ein wesentlicher Baustein der Asset Allokation in den Mischportfolios. Die Übergewichtung wurde aber im Jahresverlauf 2021 auf eine neutrale Positionierung reduziert, da unser Hauptszenario eine wieder sinkende Inflationsrate unterstellt.

Erstaunlich ist, dass die Absicherung der Inflationsunsicherheit bei den derzeitigen Kursniveaus für inflationsgeschützte Anleihen nichts kostet. Wir nutzen diesen Gratisschutz vor dem für uns weniger wahrscheinlichen Szenario, dass die Inflation doch noch länger nicht zurückkommen sollte.

Innerhalb unseres Einzeltitelfonds für inflationsgeschützte Anleihen haben wir zuletzt die Duration verkürzt – im Gegensatz zu unserer zuletzt antizyklisch etwas angehobenen und nun neutralen Duration-Positionierung bei EUR-Papieren. Mit dem Anstieg der Inflation und der gleichzeitig tiefen, wenngleich zuletzt deutlich gestiegenen nominellen Renditen, sind die realen Pendants immer noch auf historisch tiefen Niveaus. Sollten die nominellen Renditen mittelfristig weiter leicht steigen, dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass dies durch einen Anstieg der Realrenditen passiert. Die kürzere Duration im Fonds sollte dann diesen Effekt abschwächen.“

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