„Individual Investor Survey 2023“ zeigt großen Optimismus unter Anlegern

- Patrick Sobotta
- Natixis
FRANKFURT – „Trotz der hartnäckigen Inflation, einer drohenden Rezession und der Aktienmarktverluste des vergangenen Jahres sind Anleger weiter positiv gestimmt. Das ergab der weltweite „Individual Investor Survey“ von Natixis IM unter 8550 Privatanlegern, von denen mehr als zwei Drittel positiv auf ihre Geldanlage blicken, wie Natixis-Manager Patrick Sobotta berichtet.
Ab hier folgt die Mitteilung der Gesellschaft:
Die Vorzeichen für Wirtschaft und Märkte haben sich im vergangenen Jahr fundamental gewandelt: hohe Inflation und steigende Zinsen dominieren nun das Investitionsumfeld. Solche Umbrüche können kritische Defizite im Finanzwissen von Anlegern und damit in deren Anlageportfolios aufzeigen. Ein Indiz dafür sind die ungebrochen hohen Renditeerwartungen: die befragten Privatanleger erwarten für dieses Jahr immer noch Renditen von 8,6 % über der Inflationsrate (langfristig von 13 %). Hier stechen die Befragten aus Deutschland mit 11,1 % besonders hervor und sind etwa doppelt so hungrig nach Rendite wie die Kanadier (6,9 %).
Dabei sind sich die Befragten des sich verändernden wirtschaftlichen Umfelds sehr wohl bewusst und haben Angst vor den möglichen Risiken – zwei Drittel (62 %) geben etwa an, dass höhere Lebenshaltungskosten ihre größte finanzielle Sorge sind. Dahinter rangieren Themen wie eine große, unerwartete Ausgabe (44 %), gefolgt von Steuererhöhungen (36%) und dem Verlust des Arbeitsplatzes (24%).
Patrick Sobotta, Head of Distribution Germany, Austria & Central Eastern Europe, Natixis IM, sagte: „Nach einem relativ ruhigen Jahrzehnt für Anleger, in denen der weltweit größte Aktienindex S&P im Durchschnitt jedes Jahr eine Rendite von 13,7 % erzielt hat, sind die Vorzeichen nun ganz andere. Das scheint angesichts der anhaltend hohen Renditeerwartungen aber noch nicht im Bewusstsein vieler Privatanleger angekommen zu sein.“
Mehr Unterstützung bei der richtigen Portfolioallokation nötig
Mehr als die Hälfte der Anleger (58 %) und sogar 70,5% der deutschen Befragten gaben an, dass die Inflation derzeit ihre größte Sorge ist, und zwei Drittel (66 %) sagen, dass sie sich erheblich auf die Fähigkeit auswirkt, für den eigenen Ruhestand vorzusorgen. 60 % glauben, dass sie mehr investieren müssen, um die Inflation auszugleichen, und 76 % sagen, dass die steigenden Kosten ihnen bewusst gemacht haben, dass sie mehr Geld sparen müssen, doch nur 32 % tun dies auch.
Nach der Sorge vor Inflation sehen 38 % eine Rezession als größtes Risiko für ihr Portfolio. Danach folgen mit 37 % die Marktvolatilität und mit 28 % die steigenden Zinsen. Bei den deutschen Befragten ist wiederum die Sorge um Auswirkungen des Ukraine-Krieges (49%) besonders präsent und etwa doppelt so hoch wie in Großbritannien (24,5%).
In Anbetracht des neuen Anlageumfelds geben 47 % an, dass Anleihen im Jahr 2023 besser abschneiden dürften als Aktien. Als Reaktion auf steigende Zinsen haben 46 % ihre Allokation in Anleihen erhöht. Während jedoch fast sechs von zehn Befragten (59 %) sagen, dass sie die Rolle von Anleihen in den Portfolios und die Auswirkungen steigender Zinsen auf Anleihen (57 %) verstehen, konnten auf die Frage, was mit Anleihen in einem Umfeld steigender Zinsen passiert, nur 2 % (171 von 8550) der Anleger die richtigen Antworten geben. 30 % gaben zudem an, dass sie die richtigen Antworten nicht wissen.
„Für uns als aktiver Manager ist es daher jetzt umso wichtiger, unsere Kunden bei der Überprüfung ihrer individuellen Vermögensallokation und Risikobereitschaft zu begleiten. Der Dialog zwischen Kunde und Finanzberater ist neben einem gut diversifizierten Portfolio eine wichtige Voraussetzung, um das eigene Vermögen auch in einem volatilen Marktumfeld geschickt zu managen“, führt Sobotta weiter aus.
„Buy and hold“ hat ausgedient
In den vergangenen zehn Jahren erlebten die Anleger einen stetigen Aufwärtstrend an den Anlagemärkten, was kostengünstige Indexfonds attraktiv machte. Passive Anlagen und Do-it-yourself-Portfolios schnitten gut ab. Nun ist die Welt komplizierter geworden und damit der Bedarf hoch, das eigene Portfolio den neuen Marktgegebenheiten anzupassen. Nur etwa sechs von zehn befragten Anlegern (63 %) erkennen, dass Indexfonds Renditen bieten, die mit dem Markt vergleichbar sind, während 66 % davon ausgehen, dass Indexfonds ihnen helfen, Verluste zu minimieren, und 61 %, dass Indexfonds weniger riskant sind als andere Anlagen.
Was das Risiko angeht, so definieren 26 % der Befragten es als Risiko, ihr Vermögen der Volatilität auszusetzen, und 23 % ihr Vermögen zu verlieren. Auch wenn dies zutrifft, scheinen die Anleger das Gesamtbild aus den Augen verloren zu haben. Nur 11 % definieren Risiko im Sinne von Verfehlung ihrer langfristigen finanziellen Ziele.
Die gestiegene Inflation unterstreicht für 68% der Befragten zwar die Bedeutung einer fachkundigen Beratung, aber nur 51 % von ihnen glauben, dass sie eine professionelle Beratung bei ihrer Geldanlage benötigen. Auf die Frage, welche Beratungsleistungen sie am meisten interessieren, stehen Finanzplanung und Altersvorsorge mit 46 % bzw. 43 % an erster Stelle. Bei der Frage nach der Anlageberatung wünschen sich 43 % der Anleger, dass ihr Berater ihnen nachhaltige Anlagen sowie Anlagemöglichkeiten auf den Privatmärkten (34 %) und steuereffiziente Anlagestrategien (32 %) anbietet.
Große Erwartungen
Trotz des Abschwungs im vergangenen Jahr, als die meisten großen Indizes zweistellige Verluste verzeichneten, gaben die Befragten an, dass sie im Durchschnitt eine positive Rendite von 1,9 % erzielten – mit den Anlegern aus Australien an der Spitze (+4,3 %) und den Anlegern aus Großbritannien am anderen Ende (+0,6 %). Deutsche Anleger lagen im Jahr 2022 mit einer durchschnittlichen Rendite von 0,9% ebenfalls am unteren Ende. Sobotta: „Angesichts des Umfelds im vergangenen Jahr war dies ein ordentliches Ergebnis, das vielleicht die hohen Erwartungen für die Zukunft erklärt.“