Interview |

„Der Markt gleicht einem Boxer im Ring“

  1. Jonathan Ruffer
  2. Ruffer LLP

FRANKFURT — Jonathan Ruffer, Gründer und Vorstandvorsitzender von Ruffer LLP, erläutert im Interview mit Hedgework die Strategie seines Hauses und den Ansatz, risikokontrolliert dauerhaft attraktive Erträge zu erzielen. Ruffer LLP war Teilnehmer der von Kepler Partners aus London veranstalteten „Liquid Alternatives & Absolute Return“ am 19. Juni in Frankfurt.

Hedgework: Mr. Ruffer, Ruffer LLP bietet Portfolios an, mit dem Ziel, dauerhaft positive Anlageerträge zu erzielen. Können Sie erklären, wie Sie dabei vorgehen?

Jonathan Ruffer: Bei Ruffer geht es uns in erster Linie um positive Anlageerträge. Für uns ist es irrelevant, in welche Richtung sich die Finanzmärkte entwickeln. Deshalb achten wir in jedem Portfolio auf eine durch Gegenpositionen ausgewogene Aufstellung: Wachstumsanlagen werden grundsätzlich mit entsprechenden Sicherungsgeschäften ergänzt, wobei die jeweiligen Allokationen im Laufe der Zeit variieren. Bei den Wachstumswerten handelt es sich hauptsächlich um Aktien; die Sicherungsgeschäfte entfallen in der Regel auf eine Kombination aus konventionellen und inflationsgeschützten Anleihen, Währungen, Rohstoffen und Derivaten.

Hedgework: Ihr Ziel ist es, neben absoluten positiven Returns auch eine reine Bareinlage zu schlagen. Inwiefern erhöhen Sie dabei das Risiko?

Ruffer: Der Portfolioaufbau ist unsere Hauptstrategie zur Absicherung von Portfoliorisiken. Wir versuchen, das Marktrisiko durch den Aufbau eines ausgewogenen Portfolios von Wachstums- und Schutzwerten zu kontrollieren, deren Verhältnis im Laufe der Zeit variiert, je nach Marktperspektive. Unsere Aktienallokation betrug im Jahr 2002 nur 19 Prozent, im Jahr 2005 und 2012 aber bis zu 64 Prozent.

Hedgework: Wie tun Sie, um zu vermeiden, dass das Risiko gegen Sie läuft?

Ruffer: Kapitalerhalt steht im Mittelpunkt unserer Anlagephilosophie. Dadurch minimieren wir die Versuchung, spekulative Positionen einzugehen, die das Gesamtrisiko erhöhen. Während der gesamten Laufzeit der Strategie betrug der größte Verlust – über 12 Monate rollierend bis Ende März 2018 – 5,5 Prozent, was unsere Fähigkeit belegt, das Geld unserer Kunden über verschiedene Marktzyklen hinweg zu schützen.

Hedgework: Können Sie auch short gehen?

Ruffer: Wir verfolgen eine Long-only-Strategie und nutzen kein Leverage. Shorting würde unserer Philosophie der Kapitalerhaltung widersprechen. Wir halten Derivate nur, um den Portfolioschutz zu erhöhen.

Hedgework: Sie sagen, Sie investieren auf lange Sicht, andererseits müssen Sie mit den Sicherheitsmaßnahmen wahrscheinlich recht kurzfristig agieren. Ein Widerspruch?

Ruffer: Früher reichte ein diversifiziertes Portfolio aus, um zumindest einige Gewinne zu erzielen. Seit geraumer Zeit – auch durch den ‚Greenspan-put‘ – haben Nullzinsen Renditen gedrückt und gleichzeitig Aktienwerte in die Höhe getrieben. Dies hat zu einer deutlichen Zunahme der Korrelation zwischen Aktien und Anleihen geführt, was die Wirksamkeit der traditionellen Gegenpositionen deutlich reduziert hat. Deshalb ziehen wir  'esoterischere' Schutzmaßnahmen für das Portfolio in Betracht.

Hedgework: Was verstehen Sie unter esoterischeren Schutzmaßnahmen?

Ruffer: Unsere Schutzgeschäfte sind langfristige als auch kurzfristige Anlagen. Wir investieren bereits seit 2008 in inflationsgeschützte Anleihen; unsere VIX-Optionen als Schutz gegen einen Crash sind allerdings jüngere Investments.

Hedgework: Sie managen einen Total-Return- und einen Absolute-Return-Fonds. Wodurch unterscheiden die Fonds sich, welche sind für Internationale Investoren geeignet?

Ruffer: Als Ruffer 1994 gegründet wurde, beschränkte sich das Angebot auf segregierte Portfolios. Für alle galt derselbe Anlageansatz nach dem Top-Down-Prinzip. Im Jahr 2000 und 2006 lancierten wir gepoolte Varianten unseres zentralen Anlagekonzepts, den LF Ruffer Total Return Fund und den LF Ruffer Absolute Return Fund, die nur in UK zum Vertrieb zugelassen sind. 2011 schließlich reagierten wir auf die Nachfrage internationaler Investoren und legten den Ruffer Total Return International Fund auf. Dieser Fonds richtet sich an die speziellen Bedürfnisse, etwa in Form währungsgesicherter Anteilklassen, lokaler Vertriebszulassungen etc. Alle folgen demselben Ansatz und bieten Investoren eine Beteiligung an der Ruffer-Philosophie.

Hedgework: Wie ist der bisherige Track-Record der Fonds?

Ruffer: Seit der Firmengründung hat Ruffer stetig positive Anlageerträge erzielt. Dabei hat das Kapital unserer Kunden mehrfach sehr schwierige Marktphasen überstanden, unter anderem die Crashs von 2000 bis 2003 bzw. 2007 bis 2009. In den 22 Jahren bis Ende März 2018 hat ein typisches Ruffer-Portfolio – samt Abzug aller Gebühren – eine Durchschnittsrendite von 9,2 Prozent pro Jahr in GBP gerechnet erzielt. Vor allem aber ist uns dieses Ergebnis mit einer geringeren Volatilität und einer geringen Korrelation gegenüber traditionellen Anlageklassen gelungen.

Hedgework: Sie sind bereits seit 1994 am Markt. Wie sind Sie insbesondere durch die Crashs und Krisen gekommen?

Ruffer: In der Vergangenheit konnten wir Überbewertungen wie etwa die Dotcom-Blase im Jahr 2000 vermeiden und daher dem Preisverfall beim Platzen der Blasen entgegenwirken. In den Monaten vor Marktkorrekturen weist die Ruffer-Strategie oft eine unterdurchschnittliche Performance auf, da wir uns auf Wendepunkte vorbereiten. Und so stellt sich uns heute die entscheidende Frage, wie man die Gegenposition der jetzigen Manie, die alle Anlageklassen infiziert hat, umsetzen kann.

Hedgework: Sie investieren stark themenbezogen. Können Sie ein Beispiel geben, auf welche Themen Sie reagieren und wie Sie dann investieren?

Ruffer: Nehmen wir das Beispiel der Zentralbanken, denen höhere Inflationsraten als der aktuelle Zinssatz als Heilmittel gegen die wachsende Schuldenlast der Welt erscheinen. Aber in diesem Rahmen dürften sich nur wenige Anlageklassen gut entwickeln – konventionelle Anleihen würden fallen. Aus diesem Grund haben wir die Anlageklasse vollständig gemieden. Aktien würden wahrscheinlich auch an Wert verlieren, da Diskontsätze steigen. Indexgebundene Staatsanleihen hingegen bieten in dieser Hinsicht einen ultimativen Schutz.

Hedgework: Wie sieht also dann die entsprechende Gegenposition aus?

Ruffer: Der Traum des Wirtschaftspolitikers, nämlich eine Normalisierung der Geldpolitik, bei der das Wirtschaftswachstum und die Zinsen vom Notstandsniveau sich wieder normalisieren, ist nicht unmöglich. Sollte die Konjunkturerholung anhalten, könnten Anleiherenditen stärker steigen als die Inflation. Daher haben wir unsere Wachstumsanlagen auf zyklische Unternehmen ausgerichtet, die dem globalen Wachstum am stärksten ausgesetzt sind.

Hedgework: Wie werden bei Ihnen die Einzeltitel ausgewählt, in die investiert werden soll?

Ruffer: Unser hauseigenes Analystenteam sucht die weltweit besten Anlagemöglichkeiten, ohne Sektor- oder Ländervorgaben einhalten zu müssen. Viele Anlageideen ergeben sich aus der Top-Down-Vermögensallokation, andere sind dagegen titelspezifisch.

Hedgework: Und wie bestimmen Sie anschließend die Gewichtung der Positionen?

Ruffer: Ein typisches Ruffer-Portfolio besteht aus 40 bis 50 Positionen, wovon 30 bis 40 den Aktienteil ausmachen, der Rest wird in festverzinsliche Wertpapiere investiert. Das typische Volumen einer Aktienposition entspricht ein bis zwei Prozent des Portfoliowerts. Da die Portfolios nicht an eine Benchmark gebunden sind, liegt unser Hauptaugenmerk auf dem absoluten Risiko, das jede Position für den Portfoliowert darstellt.

Hedgework: Wie sind Sie abschließend gefragt zurzeit positioniert?

Ruffer: Die Ereignisse im Februar und März haben gezeigt, wie anfällig der Markt derzeit ist. Wir vergleichen ihn mit einem Boxer im Ring. Ihm wurde ein kräftiger Schlag versetzt, und es gibt drei mögliche Folgen: ein K.O., eine Erholung, oder – für uns am wahrscheinlichsten – eine starke Schwächung. Der Boxer ist nun für weitere Schläge viel anfälliger. Dies zeigt sich in der anhaltenden Verunsicherung der Märkte und dem langsamen Übergreifen der Volatilität auf andere Anlageklassen. Deshalb halten wir Sicherungspositionen im Portfolio und sorgen dafür, dass unsere Aktienpositionen ausreichende Erträge liefern, falls der Boxer sich doch aufrecht halten kann.


Das Interview führte Ronny Kohl

Jonathan Ruffer Gründer und Vorstandsvorsitzender von Ruffer LLP. Nach seiner Ausbildung zum Börsenmakler und Rechtsanwalt wechselte er 1980 zur Anlageverwaltung für Privatkunden bei Dunbar Fund Managers. Im Jahr 1994 gründete er Ruffer Investment Management Limited, das sein Anlagegeschäft 2004 auf Ruffer LLP übertragen hat.

 

Ruffer LLP wurde im Jahr 1994 gegründet und ist seither unverändert auf das Erzielen positiver Anlageerträge ausgerichtet. In welche Richtung sich die Finanzmärkte entwickeln, ist dabei irrelevant. Der Absolute-Return-Investor verfolgt mit seiner Multi-Asset-Strategie das Anlageziel über einen beliebigen Zwölfmonatszeitraum kein Geld zu verlieren und mehr Kapitalzuwachs zu erwirtschaften, als eine reine Bareinlage.

Dabei investiert Ruffer mit einem konservativen Anlageansatz überwiegend in konventionelle Vermögenswerte. Anfangs war dieser Ansatz nur für Privatkundenportfolios vorgesehen, die als „segregierte Portfolios“ bezeichnet werden. Seit dem Jahr 2000 wird die Ruffer-Strategie auch in Fonds in einem regulierten, offenen OGAW-Format umgesetzt.

Die im vorliegenden Dokument zum Ausdruck gebrachten Einschätzungen sind nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf einer Kapitalanlage oder eines Finanzinstrumentes zu verstehen. Die hierin enthaltenen Angaben beruhen auf Fakten und stellen weder eine Anlageberatung noch eine persönliche Empfehlung dar. Sie sollten nicht als Grundlage für eine Anlageentscheidung dienen. Der Verweis auf bestimmte Wertpapiere sollte nicht als Empfehlung zum Kauf oder Verkauf dieser Wertpapiere interpretiert werden. Bitte beachten Sie, dass die in der Vergangenheit erzielte Wertentwicklung kein zuverlässiger Indikator für künftige Ergebnisse ist. Der Wert von Kapitalanlagen und die damit erzielten Erträge können sowohl steigen als auch fallen. Unter Umständen erhalten Sie den ursprünglich investierten Betrag nicht in vollem Umfang zurück. Der Wert ausländischer Kapitalanlagen hängt vom jeweiligen Wechselkurs ab.

© Ruffer LLP 2018. Ruffer LLP ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die in England unter der Registernummer OC305288 eingetragen ist. Der Hauptgeschäftssitz des Unternehmens befindet sich unter folgender Adresse: 80 Victoria Street, London SW1E 5JL. Ruffer LLP ist von der Financial Conduct Authority zugelassen und steht unter deren Aufsicht.

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