„Hundert Jahre Risiko“ – Analyse und aktueller Bezug

  • Kay Tönnes
  • Antecedo Asset Management

FRANKFURT – „Anleger müssen zunehmend auf eine von Krisen beherrschte Welt reagieren“, sagt Kay Tönnes von Antecedo AM. Daher sei es wichtig zu kalkulieren, mit welchen Auswirkungen an den Kapitalmärkten zu rechnen ist. In der aktuellen Situation falle auf, dass viele Voraussetzungen für eine Phase größerer Kursrückgänge vorliegen.

Ab hier folgt die Marktanalyse von Kay Tönnes, Geschäftsführer und Portfoliomanager Antecedo Asset Management:

Um Antworten auf die Frage zu finden, mit welchen Entwicklungen an den Kapitalmärkten zu rechnen ist und wie man sich darauf einstellen kann, hat Tönnes einen Blick in die Geschichte geworfen und die Krisen und Markteinbrüche der vergangenen 100 Jahre analysiert. Datenbasis war die Kursentwicklung des US-Standardwerteindex S&P 500. In seinem Quartalsnewsletter „Hundert Jahre Risiko“ kommt er zu folgenden Erkenntnissen:

  • In diesen 100 Jahren hat es insgesamt 31 Jahre im S&P 500 mit negativem Aktienmarktergebnis gegeben. Also statistisch alle 3,2 Jahre. Wenn es ein Verlustjahr gab, dann betrug der Wertrückgang im Durchschnitt 14,3 Prozent im Kalenderjahr.

  • Bei den zehn wichtigsten Krisen, die Tönnes identifiziert, waren Anleger mit Verlusten – gemessen vom letzten Hochpunkt vor der Krise bis zum absoluten Tiefpunkt – von -19,3 bis -86,2 Prozent konfrontiert.

  • In Zeiträumen mit häufigen Kurseinbrüchen sind meist folgende Faktoren zu finden: Am Ende einer Aufschwungphase und vor dem Wechsel in eine Risikophase, besteht normalerweise eine Knappheit an verfügbaren Arbeitskräften.

  • In Risikophasen ist eine ungewöhnlich starke Veränderung des Geldwerts zu beobachten. Die Weltwirtschaftskrise war begleitet von einer unglaublichen Kapitalvernichtung und einer extremen Deflation. In allen anderen, auch kleineren Krisen, bestanden dagegen leichte oder auch starke inflationäre Tendenzen.

  • Konfliktbeladene internationale Beziehungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, eine Zeit größerer Einbrüche an den Börsen zu erleben. Damit sind nicht unmittelbare Kriegsauswirkungen gemeint. Aber zurückgehende internationale Zusammenarbeit erhöht den Inflationsdruck und lenkt Investitionen in unproduktive Bereiche.

Bei Betrachtung der heutigen Situation fällt auf, dass viele der genannten Voraussetzungen für eine Phase größerer Kursrückgänge vorliegen. Darauf sollte sich der Anleger im Risikomanagement einstellen.

Zurückzum Seitenanfang