Günstige Bewertung macht Wachstumswerte für Value-Investoren attraktiv

  • Isabel Levy
  • Metropole Gestion

FRANKFURT – In den vergangenen Jahren der Niedrigzinspolitik war an den europäischen Börsen eine „beispiellose Inflation der Bewertungskennzahlen“ zu beobachten, konstatiert Isabel Levy, Co-CIO bei Metropole Gestion, in einem aktuellen Marktkommentar.

Ab hier folgt die Mitteilung der Gesellschaft:
„Ihren Höhepunkt erreichten die meist völlig von den Fundamentaldaten der Unternehmen entkoppelten Bewertungen mit dem Ausbruch der Gesundheitskrise“, sagt Isabel Levy, Co-CIO bei Metropole Gestion. Das habe sich nun mit der Rückkehr der Inflation und dem starken Anstieg der langfristigen Zinssätze geändert – insbesondere bei Growth-Indizes. Die Kennzahlen von Wachstumstiteln wären zuvor vielfach allein aufgrund des Rückgangs der für ihre Bewertung zugrunde gelegten Abzinsungssätze in die Höhe geschnellt. „So sank das KGV des MSCI Europe Growth zwischen Jahresbeginn und Ende Mai von 26 auf nur noch 20“, hält Levy fest. Das sei ein beeindruckender Rückgang, trotzdem belaufe sich die Bewertung auf noch immer 125 Prozent des Durchschnitts des Index. Ein großer Teil der Unternehmen sei folglich noch überbewertet, andere Unternehmen wiesen aber schon attraktive Unterbewertungen auf.

Luxuswerte attraktiv
In welche Wachstumswerte man bei der zu ODDO BHF AM gehörenden Value-Boutique Metropole Gestion trotz – oder gerade wegen? – des vorherrschenden Value-Ansatzes investiert, darüber entscheidet der industrielle Wert des Unternehmens. Ist das Unternehmen hinsichtlich dieses Wertes unterbewertet, böten sich neue Anlagemöglichkeiten. Im Moment sei dies bei Unternehmen aus der Luxusbranche der Fall.

„Die von Natur aus mit Wachstum assoziierten Unternehmen der Luxusbranche werden gemeinhin nicht zu den Anlagemöglichkeiten eines Value-Managers gezählt.“ Trotzdem habe es immer wieder Gelegenheiten gegeben, in denen kurzfristige Unwägbarkeiten zu Einbußen geführt hätten. Aktuell hätten die Ausgangssperren der vergangenen Monate in China und die Befürchtungen einer Rezession der Weltwirtschaft zu attraktiven Bewertungen geführt.

„Vor diesem Hintergrund haben wir Kering neu in unser Portfolio aufgenommen, dessen 12-Monats-KGV sich innerhalb nur weniger Monate von 25 auf 14 verringert hatte. Auch das Verhältnis von Umsatzwert zu Umsatz dieses Unternehmens sank deutlich von 5,5 auf 3“, sagt Levy. „Selbst unter Einbeziehung eines Rezessionsszenarios würde diese Kennzahl noch immer unter der industriellen Bewertung dieses Luxusgüterkonzerns liegen, die sich auf mehr als das Vierfache seines Umsatzes beläuft.“

Marktübertreibungen lassen Wachstumsaufschläge schrumpfen
In den letzten Jahrzehnten gab es solche Gelegenheiten der Expertin zufolge während der großen Finanzkrise oder auch 2014 mit der Einführung der Antikorruptionsmaßnahmen in China. Diese Ereignisse hätten die strukturelle Rentabilität der Konzerne dieser Branche zwar in keiner Weise infrage gestellt, doch trugen die Befürchtungen eines rückläufigen Geschäfts dazu bei, dass sie ihre Wachstumsaufschläge wieder einbüßte. „Wenn man sich von kurzfristigen Unwägbarkeiten und den Marktschwankungen lossagt, eröffnet sich eine ganze Reihe beispielloser Gelegenheiten, mit denen sich eine langfristig positive Performance erzielen lässt“, lautet denn auch das Fazit von Value-Portfoliomanagerin Levy.

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