Gold als Diversifizierungsanker

- Benjamin Louvet
- Ofi Invest Asset Management
FRANKFURT – „Gold wirft keine Zinsen ab – deshalb kann das Edelmetall normalerweise nicht von steigenden Realzinsen profitieren“, erinnert Benjamin Louvet von Ofi Invest. Dennoch habe Gold seit Anfang 2023 um 2,71 Prozent auf 1965 US-Dollar/Unze zugelegt. Louvet nennt die Gründe.
Ab hier folgt der Marktkommentar von Benjamin Louvet, Head of Commodities bei Ofi Invest Asset Management:
„Die Zentralbanken kaufen weiterhin in großen Mengen Gold. Nach einem außergewöhnlichen Jahr 2022, in dem der Goldkauf mit 1136 Tonnen den höchsten Stand seit 1967 erreichte, haben die Zentralbanken in der ersten Hälfte dieses Jahres netto 387 Tonnen Gold erworben. Dieser Betrag wäre sogar noch höher, wenn nicht die türkische Zentralbank seit Jahresbeginn netto 102 Tonnen Gold verkauft hätte.
Andere Marktteilnehmer kaufen Gold zur Inflationsabsicherung. Nach Angaben des World Gold Council stieg die OTC2-Nachfrage in der ersten Hälfte des Jahres 2023 auf insgesamt 398 Tonnen.
Außerdem scheinen Anleger bereits die Realzinsen in den Goldpreis einzupreisen. Sollte die Inflation nachhaltig über dem Niveau vor der Covid-Pandemie und den Zielen der Zentralbanken bleiben, würden sich die Inflationserwartungen anpassen und das Niveau der Realzinsen senken. Der Markt scheint dieses Szenario bereits zu antizipieren. Das wäre in der Tat eine gute Nachricht für Gold, denn dann gäbe es noch ein gewisses Aufwärtspotenzial.
Und schließlich scheint das unsichere Marktumfeld samt geopolitischer Risiken die Diversifizierung in Vermögenswerte, bei denen es kein Kontrahentenrisiko gibt – wie zum Beispiel Gold – zu unterstützen.“