Geschlossene Fonds: Emissionsaktivitäten deutlich zurückgegangen

FRANKFURT – Die Anzahl und das Volumen neu angebotener geschlossener Fonds sind im ersten Halbjahr 2023 signifikant geringer als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, berichten die Analysten von Scop. Zudem befinden sich nur drei Artikel-8-Produkte und ein Artikel-9-Produkt unter den neuen Fonds.
Ab hier folgt die Mitteilung der Gesellschaft:
Scope hat den Markt für geschlossene Publikumsfonds im ersten Halbjahr 2023 analysiert. Insgesamt neun Fonds mit einem Emissionsvolumen von 276 Millionen Euro wurden von der BaFin in Deutschland zum Vertrieb zugelassen. Das geplante Eigenkapitalvolumen war damit nicht einmal halb so hoch wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres (626 Millionen Euro). Die Zahl der zugelassenen Fonds lag rund ein Drittel unter dem Wert des ersten Halbjahres 2022 (13).
Der von Scope am Jahresanfang prognostizierte Rückgang der Emissionsaktivitäten bei geschlossenen Publikums-AIF ist damit bereits im ersten Halbjahr sichtbar geworden. Scope erwartet für 2023 weiterhin ein Gesamtemissionsvolumen von deutlich unter einer Milliarde Euro. Maßgeblich für diese Entwicklung ist in erster Linie das deutlich gestiegene Zinsniveau, das Anlegern attraktive Anlagealternativen bietet. Hinzu kommen besonders im Immobilienbereich große Herausforderungen für die geschlossenen Fonds (mögliche Mieterinsolvenzen, teurere Finanzierungen). Blind Pools im Immobilienbereich, die günstige Kaufgelegenheiten nutzen könnten, haben dagegen neue Chancen, mit attraktiveren Renditeniveaus auf den Markt zu kommen. Allerdings ist es noch unsicher, wann eine Bodenbildung der Immobilienpreise am Markt erreicht sein wird. Scope erwartet diese erst im Jahr 2024.
Die neun neuen Publikums-AIF verfügen im Mittel über ein prospektiertes Eigenkapital von 31 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ging das Durchschnittsvolumen damit um 36% zurück.
Unter dem Neuangebot des ersten Halbjahrs befindet sich nur ein großvolumiger Fonds mit einem Eigenkapital von mehr als 50 Millionen Euro. Die übrigen acht Fonds weisen ein prospektiertes Eigenkapital von durchschnittlich 28 Millionen Euro auf.
Im 1. Halbjahr 2022 hatten sich unter den 13 damals aufgelegten Publikums-AIF vier großvolumige Fonds mit einem Eigenkapital von jeweils mehr als 50 Millionen Euro befunden, davon zwei mit einem Eigenkapital von mehr als 100 Millionen Euro.
Wie in den Vorjahren dominiert die Assetklasse Immobilien: sechs neu angebotene Fonds investieren in diesem Anlagesegment. Fünf davon konzentrieren sich auf deutsche Objekte, einer ist weltweit aktiv. Hinzu kommt jeweils ein Produkt aus den Bereichen Erneuerbare Energien, Infrastruktur und Private Equity. Auch künftig rechnet Scope mit einer Dominanz von Immobilienfonds.
Von den neuen Fonds sind nur drei nach Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung klassifiziert und lediglich einer nach Artikel 9. Gemessen am prospektierten Eigenkapital entspricht das einem Anteil von 45% des Neuangebots. ESG ist darüber hinaus ein relevantes Investmentthema. Vor dem Hintergrund der Anforderungen für den Produktvertrieb, die aus der MiFID II resultieren, wird auch die Ausgestaltung der Produkte nach SFDR, Taxonomie und hinsichtlich der Berücksichtigung von Angaben zu nachteiligen Nachhaltigkeitsauswirkungen (PAIs, Principal Adverse Impact) immer relevanter.