Frank Dornseifer: „Im Jahr 2018 hat der BAI einen weiteren Meilenstein in der Verbandsgeschichte erreicht“

  • Frank Dornseifer
  • Bundesverbands Alternative Investments e.V. (BAI)

 

FRANKFURT — Am 14. und 15. Mai 2019 lädt der Bundesverband Alternative Investments e.V. (BAI) institutionelle Investoren, Anbieter, Aufseher und Dienstleister zur diesjährigen BAI Alternative Investor Conference. Hedgework sprach mit Geschäftsführer Frank Dornseifer über aktuelle Trends und die Perspektiven für Alternative Investments.

HEDGEWORK NEWS: Herr Dornseifer, wie hat sich der BAI 2018 entwickelt?
Frank Dornseifer: Im Jahr 2018 hat der BAI einen weiteren Meilenstein in der Verbandsgeschichte erreicht. Nach unserem 20-jährigen Verbandsjubiläum im Jahre 2017 konnten wir im letzten Herbst unser Mitglied Nummer 200 begrüßen. Damit haben wir unsere Mitgliederzahl innerhalb von 10 Jahren fast verdoppelt – eine Performance, die sich wirklich sehen lässt!
Unsere Kompetenz und Aktivitäten nicht nur auf der liquiden Seite, sondern auch im Bereich Private Markets haben sich herumgesprochen und so war es eine schöne Fügung, dass das 200. Mitglied dann auch genau ein Global Player aus diesem Segment ist, der in Deutschland zwar schon seit vielen Jahren aktiv ist, nun aber seine Präsenz hier verstärken wollte. Das breite Themenspektrum der Alternative Investments, die internationale Vernetzung und die enge Verzahnung mit institutionellen Investoren sind einige der Alleinstellungsmerkmale, die wir uns in den letzten Jahren erarbeitet haben und die Resonanz finden. Daneben gibt es auch eine gute Anzahl von Neugründungen in der Branche, die direkt auf unsere Unterstützung und unsere Expertise setzen, so dass wir in ganz unterschiedlichen Segmenten wachsen.

HEDGEWORK NEWS: Welche Aktivitäten haben Sie auf regulatorischer Seite entfalten müssen?
Frank Dornseifer: Da gibt es natürlich viel zu berichten. Besonders erwähnenswert im letzten Jahr ist aber vielleicht unsere Initiative zur Verbesserung der Eigenmittelunterlegung für Private-Equity-Anlagen. Hier konnten wir auf EU-Ebene mit Vorschlägen punkten, die einen echten Mehrwert für Versicherungsunternehmen liefern und die die überhöhten Eigenmittelanforderungen für sogenannte Unlisted Equities zumindest teilweise beseitigen. Wir konnten darlegen, dass die Stressanforderungen im Standardmodell an der Realität vorbeigehen. Erste Schritte sind jetzt also gemacht, aber gerade im Aktienmodul sind noch weitere Anpassungen erforderlich. Das ist eines unserer Ziele für den bevorstehenden großen Solvency-Review.
Nicht weniger bedeutsam ist der Umstand, dass wir seit letztem Jahr ein – von uns lange gefordertes – Besteuerungsregime für Fonds haben, in dem alternative Anlagen nicht mehr diskriminiert werden. Unter dem alten Investmentsteuerrecht gab es deutliche Brüche mit dem Aufsichtsrecht, heute haben wir zumindest für den steuerrechtlichen Standardtyp des Investmentfonds einen breiten Zugang zu Alternative Investments, was für institutionelle Investoren schon einen gewaltigen Fortschritt bedeutet.

HEDGEWORK NEWS: Da wird es ja auf der BAI Alternative Investor Conference einiges zu berichten geben. Wie viele Teilnehmer erwarten Sie?
Dornseifer: Die AIC ist unser Ankerevent, das nun zum 12. Male stattfindet. Parallel zur dynamischen Verbandsentwicklung verbuchen wir auch hier jedes Jahr neue Erfolge und rechnen daher in diesem Jahr erstmals mit deutlich mehr als 500 Teilnehmern; schon jetzt haben wir über 50 Anmeldungen nur von institutionellen Investoren.

HEDGEWORK NEWS: Vielleicht noch ein paar Worte zum Markt. Welches Volumen hat der AI-Markt in Deutschland aus der Sicht des BAI zurzeit und welche Entwicklung hat er genommen?
Dornseifer: Spezielle Zahlen zu Deutschland zu liefern fällt schwer. Das AI-Geschäft ist alles andere als national geprägt. Das sieht man auch bei unseren Mitgliedern. Diese agieren europaweit bzw. global, Fonds werden regelmäßig außerhalb Deutschlands aufgelegt und schließlich ist die Investitionstätigkeit auch nicht auf Deutschland beschränkt, im Gegenteil. Entsprechend verhalten sich institutionelle Investoren in Deutschland. Sie investieren nicht nur global, auch ihre Fondsstrukturen für die Anlagen in AI werden mittlerweile aus Deutschland verlagert. Es ist daher schon wirklich grotesk, wenn ich mir anschaue, wie sich deutsche Politiker ins Zeug werfen und mit Blick auf den Brexit die britische Finanzindustrie, insbesondere die Banken, umgarnen, während sie in der Vergangenheit zum Beispiel große Teile der deutschen Fondsbranche mit inkonsistenten Gesetzen und Goldplating aus Deutschland vertrieben haben.

HEDGEWORK NEWS: Was wollen Sie damit sagen?
Dornseifer: Mit anderen Worten – das signifikante Wachstum der AI-Branche und die damit verbundene Wertschöpfung haben vor allem außerhalb Deutschlands stattgefunden. Deutschland ist im AI-Bereich eher ein Absatzmarkt und weniger ein Produktionsstandort. Dabei hat die Nachfrage institutioneller Anleger nach AI-Produkten in den letzten Jahren signifikant zugenommen. Private-Markets-Strategien waren die großen Gewinner, also Private Equity, Infrastruktur, Private Debt. Dass Großteile der Asset-Management-Branche, die in Zukunft eine noch wichtigere Rolle bei der Kapitalanlage einnimmt, abgewandert sind, ist ein Kollateralschaden, der nicht damit aufgewogen werden kann, dass jetzt ein paar Dienstleister nach Deutschland gelockt werden sollen.

HEDGEWORK NEWS: Wie schätzen Sie also die Zukunft des Marktes ein?
Dornseifer: Das Wachstumspotential für Alternative Investments ist bestimmt noch nicht ausgeschöpft. Gleichzeitig nimmt der Druck auf die Manager zu. Zum einen ist die Identifizierung und Realisierung von Opportunitäten schwerer geworden. Neue Anbieter, auch aus dem FinTech-Segment, drängen auf den Markt und Investoren fordern Gebührensenkungen ein. Last but not least muss der Risikoabsicherung mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Die Aufsicht warnt vor Preis- bzw. Vermögensblasen und einer zum Teil zu laxen Kreditvergabe. Nicht ohne Grund haben wir daher auch auf der AIC dem Risikomanagement, dem Einsatz von finanzmathematischen Modellen in der Praxis, den Auswirkungen der Niedrigzinspolitik aus mikroökonomischer Sicht und schließlich auch der Effizienz und der Stabilität der Finanzsysteme besonderen Raum gewidmet. Kurzum: auch unsere wissenschaftlichen Key-note-Vorträge sind in diesem Jahr wieder hochaktuell und hochkarätig besetzt.

HEDGEWORK NEWS: Welches sind aus Ihrer Sicht zurzeit die gefragtesten Anlageformen?
Dornseifer: Lassen Sie uns auch hier einen Blick auf die Agenda der AIC in diesem Jahr werfen: natürlich stehen Infrastruktur, Private Equity und Private Debt weiterhin im Fokus. Speziell geht es um die Portfoliooptimierung und Renditeopportunitäten bei den Private-Markets-Strategien. Und nicht weniger relevant: wie kann ich Performance richtig und objektiv messen? Die bisherigen Performance-Kennziffern verfälschen öfter und lassen Benchmarking häufig nicht zu. Hier gibt es neue Ansätze und über diese berichten wir exklusiv auf der AIC. Im Segment Infrastruktur widmen wir uns beispielsweise auch sozioökonomischen Trends, die diese Anlageklasse weiter treiben und neue Anlagemöglichkeiten eröffnen. Infrastruktur bleibt also ein Hot Topic, übrigens auch im exklusiven Investorenworkshop am zweiten Konferenztag.

HEDGEWORK NEWS: Was wäre darüber hinaus zu erwähnen?
Dornseifer: Ein weiteres großes Thema sind alternative Risikoprämien. Die Dynamik in diesem Segment ist beachtlich, auch wenn das Wachstum im letzten Jahr einen Dämpfer erlitten hat. Eine Konsolidierung in diesem Segment ist aber nicht von Nachteil, im Gegenteil.
Und last but not least ist natürlich das Thema ESG zu benennen, das für Investoren weltweit die weitere Portfolioallokation determiniert. Wir haben schon vor Jahren klargestellt: die Implementierung von ESG-Kriterien ist nicht Kür, sondern Pflicht. Es ist schlicht und einfach Risikomanagement! Und deshalb warnen wir auch davor, aus diesem Thema einen Hype zu machen, wie das aktuell leider häufig geschieht. Befeuert wird das Thema natürlich zusätzlich durch die Sustainable-Finance-Initiative der EU, bei der wir uns auch, nicht nur konstruktiv, sondern vor allem kritisch einbringen.
Mein Fazit: wer in diesem Jahr nicht kommt, verpasst wichtige Impulse für die institutionelle Kapitalanlage in den nächsten Jahren.

Die BAI Alternative Investor Conference 2019

Wann:
14. und 15. Mai 2019

Wo:
Kap Europa
Osloer Strasse 5
60327 Frankfurt
www.kapeuropa.de

Kosten:
Die Teilnahmegebühr für beide Tage beträgt 1.450 Euro zzgl. MwSt., beinhaltet aber nicht die Teilnahme an Dinner und Workshop – beides ist nur für Investoren zugelassen. Für Mitglieder des BAI beträgt die Teilnahmegebühr 990 Euro (zzgl. MwSt).

Für Investoren beträgt die Teilnahmegebühr für beide Tage 150 € zzgl. 19 % MwSt. und beinhaltet sowohl die Teilnahme am Investorendinner als auch an den Workshops.

Informationen & Anmeldung

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