Feri: Italien ist der größter Belastungsfaktor der Eurozone

BAD HOMBURG — Die italienische Regierung hat angekündigt, sich künftig an die Spielregeln der EU zu halten. Glaubwürdig scheint das nicht, so eine Studie des Feri Cognitive Finance Institute. Italien sei überschuldet, wirtschaftlich schwach und reformunfähig. Nach der Europawahl sind weitere Drohgebärden in Richtung EU und EZB zu erwarten.


Ab hier folgt die unredigierte Mitteilung des Emittenten:

  • Italien trotz moderater Töne potentielle Zeitbombe der Euro-Zone
  • Ab 2019 erneut harte Attacken gegen EU und EZB wahrscheinlich
  • FERI Cognitive Finance Institute legt aktualisierte Studie zu Euro-Risiken vor

Italiens neue Regierung wird in Kürze den Staatshaushalt für 2019 vorlegen. Entgegen bisheriger Befürchtungen will sich das Land nun an die EU-Spielregeln halten, speziell was die geplante Neuverschuldung angeht. Auch wenn man diese Nachricht in Brüssel und Berlin gerne hören wird, stellt sich sofort die Frage nach ihrer Glaubwürdigkeit. Vieles spricht dafür, dass Italiens populistische Regierung lediglich auf Zeit spielt, um den Verlauf der Europawahlen im Frühjahr 2019 nicht zu gefährden. Danach sind wohl neue Drohgebärden in Richtung EU und EZB zu erwarten. Noch immer ist Italien – mit offiziell 2,3 Billionen Euro Schulden, einem negativen TARGET-Saldo in Höhe von rund 480 Mrd. Euro sowie einem chronisch schwachen Bankensystem – das schwächste Glied der Europäischen Währungsunion (EWU). „Die Brisanz des ,italienischen Patienten‘ für das gesamte Euro-System hat sich zuletzt deutlich erhöht“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Leiter des FERI Cognitive Finance Institute. Italien habe deshalb – trotz aktuell moderater Töne – für die EWU den Charakter einer potentiellen Zeitbombe. Aus diesem Anlass hat das Institut seine Analyse zum „Zukunftsrisiko Euro Break Up“ aktualisiert und erweitert; diese ausführliche Studie liegt nun in zweiter Auflage vor.

Fragilität der Euro-Zone nimmt wieder zu

Gemäß den Ergebnissen der Studie sei Italien derzeit größter Belastungsfaktor des ohnehin fragilen Europäischen Währungssystems. Das Land sei faktisch überschuldet, wirtschaftlich schwach und anhaltend reformunfähig. Auch die Zustimmung zu EU und Euro sei in Italien so niedrig wie nirgendwo sonst in der EWU. Die neue Regierung wolle eine Übernahme von Staatsschulden durch die EZB und schrecke dabei auch vor Erpressung der EWU nicht zurück. Nach anfänglicher Ignoranz hätten inzwischen auch die Finanzmärkte begonnen, offenkundige Italien-Risiken in Form steigender Zinsen und Risikozuschläge einzupreisen. „Dies erzeugt für Italien und den Euro eine gefährliche Dynamik: Die Tragfähigkeit der italienischen Verschuldung sinkt und die Gesamtsituation wird schlimmer“, warnt Rapp. Hinzu komme, dass Ende 2018 die massiven monetären Hilfen der Europäischen Zentralbank ausliefen, was Italien sofort negativ spüren werde. Gleichzeitig lehne eine Gruppe von EU-Mitgliedsländern – bekannt als „Hanseatische Liga“ – höhere Schulden und neue Transferzahlungen in der EWU ab. „All dies schafft eine explosive Gemengelage. Die Eurozone – und der Euro – könnten in den kommenden Monaten stärker unter Druck kommen, als derzeit von den Märkten erwartet“, gibt Rapp zu bedenken.

Studie zum Status und zur Zukunft der Europäischen Währungsunion

Die ausführliche Studie des FERI Cognitive Finance Institute hat die maßgeblichen Einfluss- und Belastungsfaktoren der EWU analysiert, speziell deren Zusammenwirken und deren negative Dynamik. Daraus resultieren grundsätzliche Fragen zum Status und zur Zukunft der EWU, einschließlich möglicher Risiko- und Zerfalls-Szenarien („Break Up“). „Seit Erstauflage der Studie im März 2018 – noch deutlich vor den jüngsten Verwerfungen in Italien – sind einige markante Veränderungen eingetreten. Diese betreffen sowohl die politische Architektur der Eurozone als auch deren monetäres und ökonomisches Umfeld“, erläutert Rapp.

„Die meisten dieser Entwicklungen wurden zwar schon in der ursprünglichen Studie thematisiert und vielfach sogar explizit prognostiziert“, so Rapp. Einige Punkte hätten sich aber noch schlechter entwickelt als erwartet, speziell was grundlegende Reformen der EWU angehe. Vor diesem Hintergrund sei die Analyse umfassend aktualisiert und in vielen Punkten deutlich erweitert worden. Dies solle Investoren und Vermögensinhabern bereits heute erkennbare Risiken aufzeigen und einen besseren Blick in die Zukunft der EWU ermöglichen.

Die Studie ist hier abrufbar.

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