Europäische Antwort auf Inflation Reduction Act dürfte spezialisierte Nebenwerte beflügeln

  • Guillaume Chieusse
  • ODDO-BHF

FRANKFURT – Die 400 Milliarden US-Dollar schwere und Inflation Reduction Act genannte Initiative der USA zur Förderung der heimischen Wirtschaft sorgt dafür, dass auch die EU Fördermaßnahmen ergreift, etwa durch den Net-Zero Industry Act. Nach Einschätzung von ODDO-BHF-Manager Guillaume Chieusse dürfte dies spezialisierte Nebenwerte beflügeln.

Ab hier folgt der Marktkommentar von Guillaume Chieusse, Fondsmanager bei ODDO BHF:
„Die europäische Antwort auf den Inflation Reduction Act (IRA), mit dem die USA die Inflation durch Investitionen in die heimische Energieerzeugung bekämpfen und gleichzeitig mit Steueranreizen in Höhe von 400 Milliarden US-Dollar saubere Energie fördern wollen, dürfte in Sektoren wie erneuerbare Energien, Elektromobilität sowie Nischensektoren beispielsweise im Bereich der Rohstoffversorgung für zusätzliches Wachstum sorgen“, heißt es in einem aktuellen Marktbericht von ODDO BHF Asset Management.

Rückenwind für erneuerbare Energien

Guillaume Chieusse, Fondsmanager des ODDO BHF Active Small Cap erwartet angesichts der europäischen Ausbauziele für die lokale Solar- und Windenergieerzeugung jährliche Wachstumsraten von 14 % bzw. 12 % in der Branche. „Besonders interessant erscheinen uns hier Unternehmen wie Meyer Burger* und SMA Solar*, die von ihrer Stellung als einzige europäische Hersteller von Solarmodulen und -komponenten profitieren dürften“, schreibt Chieusse. Möglich mache dies der Net-Zero Industry Act, der darauf abzielt, dass Europa 40 % seines Bedarfs an sauberen Technologien (Solarpanels, Elektrolyseure, Turbinen für Windkraftanlagen etc.) lokal deckt. Daneben soll dadurch die Finanzierung erleichtert und der Genehmigungsprozess für „grüne“ Industriezweige vereinfacht und beschleunigt werden.

Green Tech grünt

Insgesamt geht ODDO BHF AM davon aus, dass Green Tech von der EU in Reaktion auf den Inflation Reduction Act mit Subventionen rund 50 Milliarden Euro jährlich vorangetrieben werde. Neben dem Net-Zero Industry Act soll der Critical Raw Materials Act die Versorgung Europas mit kritischen Rohstoffen wie Nickel, Kupfer, Kobalt etc. sichern und bis 2030 die Quote lokaler Förderung auf 10 % anheben und die maximale Abhängigkeit von Importen aus einem einzelnen Drittland auf 65 % begrenzen. „Die Zielmarke ist durchaus bedeutsam, wenn man bedenkt, dass Europa derzeit seinen Magnesiumbedarf zu 97 % aus China deckt“, so Guillaume Chieusse.  Er rechnet damit, dass die lokale Förderung mehr Zeit in Anspruch nehme, wovon möglicherweise Rohstofflieferanten wie beispielsweise Imerys* profitieren, das zum größten europäischen Lieferanten von Lithium für die Elektrofahrzeugindustrie aufsteigen könnte.

Zusätzliche nationale Fördermaßnahmen erwartet

Daneben will die EU mit dem Electricity Market Design den Strommarkt reformieren, die Nutzung erneuerbarer Energien voranbringen und mit der Schaffung einer europäischen Wasserstoffbank die Produzenten und Abnehmer von grünem Wasserstoff zusammenbringen. „Natürlich wird der Sektor direkt von diesen zukünftigen EU-Richtlinien profitieren“, erwartet Aktienexperte Chieusse. Noch weiter beflügelt werden dürfte dieser Trend durch jeweils eigene länderspezifische Fördermaßnahmen der EU-Mitgliedsstaaten. „Wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass europäische Hersteller von Elektrofahrzeugen bei Investitionen in Batterien staatlich unterstützt werden, um mit Importen aus den USA und China konkurrieren zu können.“

* Keines der genannten Unternehmen stellt eine Anlageempfehlung dar.

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