Emerging Markets: Fünf Trends für die Zukunft

  • Valeria Vine
  • Capital Group

FRANKFURT – „Die Emerging Markets haben sich seit den Neunzigern stark gewandelt“, sagt Valeria Vine, Investmentexpertin bei Capital Group. Sie würden heute sie weniger Inflation und stärkeres Wachstum aufweisen. Vine benennt fünf Trends, von denen Investoren zusätzlich profitieren könnten.


Ab hier folgt die unredigierte Analyse von Valeria Vine, Investmentexpertin bei Capital Group:

1. Wachstum im Flugverkehr wird angekurbelt
Die Mittelschichten in den Emerging Markets erfreuen sich eines raschen Wachstums – das beflügele unter anderem den Flugverkehr: „In den nächsten 20 Jahren dürften etwa 50 % des Zuwachses bei Flugreisen auf Asien entfallen“, sagt Vine. Aufgrund der eingeschränkten Reisemöglichkeiten im Rahmen der Corona-Pandemie sei der Wunsch danach in Asien noch gewachsen. Auf chinesischen Inlandsflügen seien die Passagierzahlen Ende 2020 schon fast wieder so hoch wie vor Corona gewesen.
„Die Wiederbelebung des Tourismus nicht nur in Asien könnte starke Zweitrundeneffekte nach sich ziehen“, so Vine. Die Nachfrage nach vielen Dienstleistungen und Gütern könnte steigen, sodass in einer Reihe von Branchen neue Stellen geschaffen werden. Davon könnten der Flugzeug- und Triebwerksbau, Hotels, Casinos und Restaurants profitieren.

2. Der digitale Zahlungsverkehr holt auf
Covid-19 habe den Trend weg vom Bargeld und hin zu elektronischen Zahlungsmitteln verstärkt. In China hätten der wachsende E-Commerce, die förderliche Regulierung und der große Zielmarkt für Auftrieb gesorgt. „Andere Regionen holen aber ebenfalls auf“, analysiert Vine. „Immer mehr Menschen nutzen das Internet, der E-Commerce wächst und es gibt immer mehr Smartphones.“
Die Bevölkerung sei jung und technologieaffin, elektronische Zahlungen einfacher als Barzahlungen, Verbraucherkredite würden populärer, und neue Regeln würden immer mehr Unabhängigkeit vom klassischen Bankgeschäft ermöglichen. Außerdem habe Corona generationenübergreifend neue Nutzer gebracht, die kaum zu den alten Gewohnheiten zurückkehren werden.

3. Wachsende Internetnutzung fördert Mobiltechnologie
„Emerging-Market-Unternehmen aus den Bereichen E-Commerce, Gaming und soziale Medien haben ihre Technologien weiterentwickelt und lokalisiert“, sagt Vine. „Dabei unterscheidet sich ihr Wachstum von dem der Unternehmen in den Industrieländern.“ Gaming werde beispielweise rasch zu einer gängigen Unterhaltungsform, da immer mehr Spiele auch auf Mobilgeräten verfügbar seien. So sei Tencent aus China zu einem führenden Unternehmen am internationalen Gaming-Markt geworden. Allerdings rechne man zurzeit damit, dass der Staat mit neuen Vorschriften gegen die Internetsucht bei Schülern und Studenten vorgehen will.
Tencent habe schnell reagiert und die Spieldauer sowie Kaufmöglichkeiten während des Spiels für Minderjährige begrenzt. „Tencent ist auch mit seinen WeChat-Miniprogrammen erfolgreich“, ergänzt Vine. Die geschützte Netzumgebung bietet Nutzern Zugang zu allen angeschlossenen Unternehmen, ohne deren Apps herunterladen zu müssen. Über eine Million Apps seien mittlerweile in WeChat integriert.

4. Der Gesundheitssektor steht vor hochgradigen Veränderungen
„In den nächsten zehn Jahren könnten Chinas Biomedizin-Initiativen große Auswirkungen auf Anlagen im internationalen Pharmasektor und in China selbst haben“, analysiert Vine. Demnach schließe China dort immer mehr zu den USA auf, bereits heute sei das Land der weltgrößte Medikamentenhersteller. Zugleich beginne China mit dem Export neuer Arzneien. Letztes Jahr habe BeiGene als erstes Unternehmen überhaupt eine Arzneimittelzulassung in den USA bekommen, die größtenteils auf in China erhobenen klinischen Daten beruhte.
„China bemüht sich intensiv, höherwertige Gesundheitsprodukte herzustellen“, stellt Vine fest. AstraZeneca aus Großbritannien könnte davon profitieren: Zurzeit erzielt der Pharmakonzern 20 % seines Umsatzes in China.

5. Banken, Versicherungen und Handelsplattformen sorgen für langfristige wirtschaftliche Entwicklung
Wenn vom Finanzsektor die Rede ist, werde oftmals nur über Banken und Versicherungen gesprochen. Doch auch Handelsplattformen, die in Asien die Regel sind, würden stetiges Wachstum und Dividenden versprechen. „Dies gibt der Wirtschaft zusätzlichen Auftrieb“, erläutert Vine. „Auch die Versicherungssegmente sind stark gewachsen, da diese vor allem von Chinas wachsender Mittelschicht und wohlhabenden Privatkunden genutzt werden.“
Im Bankensektor wiederum hätten in Indien große private Institute ihre Gewinne gesteigert und Marktanteile gewonnen. Ihnen könnte es gelingen, einige der schwächeren Wettbewerber zu übernehmen. „Die HDFC Bank und die Kotak Mahindra Bank setzen beispielsweise neue Technologien ein, um im Zuge der Digitalisierung der indischen Wirtschaft schneller über Kredite zu entscheiden und mittels mobiler Apps Kunden auf dem Land zu erreichen“, analysiert Vine. Dies biete Chancen für Investoren, am Wachstum weiterhin zu profitieren.

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