EFPA-Studie: Deutschlands Finanzplaner im europäischen Vergleich sehr gut ausgebildet

  • Rolf Tilmes
  • European Financial Planning Association 

FRANKFURT — „Eine Finanzberatung kann immer nur so gut sein, wie der Berater“, erklärt EFPA-Vorstand Professor Rolf Tilmes. Einer aktuellen Studie zufolge seien Finanzplaner in Deutschland sehr gut ausgebildet und würden in hohem Maße ganzheitlich über alle Themenkomplexe hinweg beraten. Frauen seien im Finanzplanungsbereich indes unterrepräsentiert.


Ab hier folgt die unredigierte Mitteilung des Emittenten:

Deutsche Finanzplaner sind überwiegend männlich, 45 bis 54 Jahre alt und weisen eine sehr gute Ausbildung auf. Das ist eines der Ergebnisse der von der European Financial Planning Association (EFPA) unter rund 1.500 zertifizierten Finanzberatern aus 16 europäischen Ländern im Frühjahr durchgeführten repräsentativen Umfrage, bei der aus Deutschland 150 Fragebögen ausgewertet wurden. Alle befragten Finanzberater besitzen mindestens eine der drei EFPA-Zertifizierungen, also EIP, EFA oder EFP/CFP®.

„Aus dieser Umfrage lassen sich aber noch sehr viele weitere interessante Erkenntnisse über die hierzulande tätigen CFP®-Professionals und deren Kunden sowie über den Vergleich mit anderen europäischen Ländern ableiten“, sagt Professor Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board Deutschland (FPSB Deutschland). „So stellt die Studie fest, dass viele Finanzplaner hierzulande einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, dass MiFID II noch nicht voll umgesetzt ist oder dass Immobilien, obwohl diese eine der wichtigsten Investmententscheidungen darstellen, im Beratungsalltag keine so große Bedeutung haben.“ Darüber hinaus gewährt die Umfrage Einblicke in den Umgang mit Finanzinnovationen, der künftigen Kundengruppe der Millennials und dem Thema Robo Advisory.

„Eine Finanzberatung kann immer nur so gut sein, wie der Berater“, erklärt FPSB-Vorstand Prof. Tilmes. In diesem Punkt haben deutsche Anleger, verglichen mit Sparern in vielen anderen europäischen Ländern, einen Vorteil: Während laut EFPA europaweit 32 Prozent zusätzlich zu ihrer Ausbildung zum Finanzplaner einen Master-Abschluss haben, sind es hierzulande 47 Prozent. Nur in Polen ist diese Zahl mit 78 Prozent höher. Auch in Sachen Erfahrung liegen deutsche Finanzplaner weit vorn: 72 Prozent sind länger als 20 Jahre im Finanzsektor tätig und 61 Prozent arbeiten seit über 20 Jahren als Finanzplaner. Für Europa insgesamt liegen die Vergleichszahlen nur bei 46 und 26 Prozent. „Dafür sind in Deutschland Frauen im Finanzplanungsbereich unterrepräsentiert“, stellt Prof. Tilmes, der neben seiner Vorstandstätigkeit auch wissenschaftlicher Leiter des PFI Private Finance Institute / EBS Finanzakademie der EBS Business School, Oestrich-Winkel, ist, fest. Während deren Anteil laut EFPA europaweit bei 23 Prozent liegt, sind es hierzulande 11 Prozent.

Die im Schnitt gute Ausbildung in Deutschland manifestiert sich auch darin, dass deutsche CFP®-Professionals vergleichsweise ganzheitlich über alle Themenkomplexe hinweg beraten. So bieten hier beispielsweise 75 Prozent auch Immobilienberatung an, während dies im EFPA-Durchschnitt nur 39 Prozent tun. Gleich ist in ganz Europa dagegen, dass die Finanzplaner den größten Teil ihrer Zeit (73 Prozent) für die Anlageberatung aufwenden. Soweit es die Bezahlung betrifft, dominieren bei den deutschen Finanzplanern gemischte Modelle aus Provisionen und Gebühren (47 Prozent) vor reinen Provisionsmodellen (31 Prozent). Zum Vergleich: In Europa machen Provisionszahlungen 36 Prozent aus, gemischte Modelle 30 Prozent.

Umfassende Finanzpläne zum Vorteil der Kunden

Die Frage, welche Beratungsleistung den höchsten Wert für den Kunden hat, beurteilen die Finanzexperten in allen Ländern ähnlich. „Ruhestandsplanung und Investmententscheidungen spielen hier insgesamt die größte Rolle, wobei Immobilienberatung vor allem ein deutsches Thema ist“, erklärt der FPSB-Vorstand. Letzteres führt er darauf zurück, dass in Deutschland das Wohnen zur Miete weiter verbreitet ist, als in den meisten anderen Ländern Europas. Die Frage nach der Dokumentation der Empfehlungen verdeutlicht, dass MiFID II noch nicht vollständig umgesetzt ist. Europaweit geben die Finanzplaner in 16 Prozent der Fälle nur mündliche Empfehlungen, in Deutschland sind es 7 Prozent. Hier schreiben allerdings 34 Prozent umfassende Finanzpläne, in Frankreich liegt dieser Wert sogar bei 64 Prozent.

Dass viele einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, liegt nach der Umfrage darin begründet, dass dies zu besseren Empfehlungen und einem besseren Verständnis des Kunden führt. Jedoch sind in allen Ländern, besonders aber in Deutschland (71 Prozent), die Professionals auch der Ansicht, dass die Regulierung eine ganzheitliche Beratung schwierig macht oder gar verhindert. „Allerdings gibt es keine regulatorische Vorgabe, die eine ganzheitliche Beratung wirklich erschwert“, stellt Tilmes auch fest.

Deutsche FPSB-Zertifikatsträger für Innovationen gut vorbereitet

„Eine wichtige Entwicklung, die wir derzeit sehen, sind Finanzinnovationen – und es ist interessant zu sehen, wie die Finanzplaner hierzulande und europaweit damit umgehen“, sagt der FPSB-Vorstand. „Während Innovationen bei der Finanz- oder Nachfolgeplanung als wichtig angesehen werden, messen die Berater Neuerungen in den Bereichen Immobilien und Versicherungen eine relativ geringe Bedeutung bei.“ Ebenfalls bemerkenswert ist, dass sich deutsche Finanzplaner für ausreichend ausgebildet halten, um ihre Kunden hier zu beraten (72 Prozent). Insgesamt trifft dies bei den EFPA-Mitgliedern nur auf 61 Prozent zu. „Das verdeutlicht meines Erachtens den relativ hohen und qualitativ guten Ausbildungsstand der FPSB-Professionals hierzulande“, so Tilmes.

Ein weiterer spannender Themenkomplex sind die Millennials, also die zwischen 1980 und 2000 Geborenen. Sie könnten in 2020 über ein Vermögen von 24 Billionen Dollar verfügen und werden damit zu einem sehr einflussreichen Kundensegment im Finanzbereich. Jedoch haben sie an den Kunden der deutschen Professionals lediglich einen Anteil von 14 Prozent, während diese Gruppe laut dem Statistikportal Statista auf einen Anteil von 20 Prozent an der Gesamtbevölkerung kommt.

Entsprechend scheinen sich deutsche Finanzplaner der künftigen Bedeutung der Millennials bewusst zu sein. Deutschland ist das Land, das die breiteste Palette an Möglichkeiten nutzt, um diese Zielgruppe anzusprechen.

Ein weiteres Thema, das an Bedeutung gewinnt, ist die digitale Vermögensverwaltung, das Robo Advisory. Trotz der immer wieder genannten hohen Zuwachsraten gaben allerdings nur 35 Prozent der EFPA-Mitglieder an, sich mit der Entwicklung eines Robo Advisors zu beschäftigen, 65 Prozent verneinten dies. Für Deutschland lagen die Zahlen auf ähnlichem Niveau. Soweit es um die Vorteile geht, stehen sowohl hierzulande wie auch international die Einsparungen von Kosten und die Verfügbarkeit ohne zeitliche Einschränkungen im Vordergrund. Die größten Nachteile sehen die meisten Finanzplaner im fehlenden Verständnis für die Bedürfnisse des Kunden und dessen emotionaler Situation.

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