Dreifacher Schub für die Märkte?

  • Stephen Li Jen
  • Eurizon

FRANKFURT – Stephen Li Jen, China-Kenner und CEO von Eurizon SLJ Capital Ltd, nennt drei Ereignisse, die im Bereich des Möglichen stehen und zu einer spürbaren Erholung an den Finanzmärkten führen könnten: Eine gemäßigtere Fed, eine Lockerung der Null-COVID-Politik in China und einen Waffenstillstand in der Ukraine.

Ab hier folgt die Mitteilung der Gesellschaft:
„Schon seit Wochen komme ich mir vor wie in der entscheidenden Szene aus dem Film "Apollo 13", in der das Kohlendioxid-Meter nach ein paar nervenaufreibenden Momenten endlich einen Rückgang anzeigt. So ähnlich ist es auch mit der Entwicklung der Inflation, wo der Rückgang des Verbraucherpreisindexes in den USA im Oktober der Beginn eines stärkeren Rückgangs gewesen sein könnte. Nun frage ich mich, ob wir einen „Dreifachen Schub“ erleben werden, der die Risikoanlagen nach oben und den Dollar nach unten treibt.

Schub 1: Eine gemäßigtere Fed. Die Straffung der Geldpolitik in riesigen Sprüngen von 75 Basispunkten war äußerst drastisch und unterscheidet sich diametral von der Strategie der 25 Basispunkte pro Zinserhöhung, die die frühere Vorsitzende Yellen verfolgte. Sehr schnell könnte das FOMC in dieser höchst unsicheren Welt den Überblick über die kumulative Straffung verlieren. Bei einer sinkenden Inflation, während die Wirtschaft schwächelt, wäre es mehr als unverständlich, wenn die Fed weitere Zinserhöhungen um 75 Basispunkte durchsetzen würde.

Schub 2: China lockert seine Null-COVID-Politik. China wird sehr wahrscheinlich versuchen, seine COVID-Politik bis März 2023 zu lockern, was natürlich von den Fortschritten in der Realität abhängt. Die Null-COVID-Politik steht in einem „multiplikativen“ Zusammenhang mit dem Immobiliensektor und der Wirksamkeit der geldpolitischen Lockerung. Ohne eine Lockerung der Null-COVID-Politik kann der Immobilienmarkt nicht in Schwung gebracht werden, die Elastizität der Kreditnachfrage in Bezug auf die Zinssätze wäre gering.

Schub 3: Waffenstillstand in der Ukraine. Ich hoffe und vermute, dass das Weiße Haus in Kooperation mit China die Ukraine und Russland recht bald zu einem ausgehandelten Waffenstillstand drängen wird.

Was aber passiert, wenn alle drei Schübe bis zum Jahresende ihre Kraft entwickeln? Dann könnten wir, angesichts der einseitigen Marktpositionierung bei Aktien, Devisen und Anleihen, sehr starke Marktbewegungen erleben.“

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