Die Plattformen der nächsten Generation

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  • Dr. Holger Schmidt (li.)
  • Hamidreza Hosseini

MÜNCHEN – Plattformen haben sich als dominantes Geschäftsmodell in der digitalen Ökonomie etabliert – sieben der zehn wertvollsten Unternehmen der Welt arbeiten heute nach diesem Modell. Ihr Erfolg basiert darauf, dass sie sich auf Interaktionen zwischen Anbieter und Nachfrager konzentrieren. Nun starten sie mit NFTs und Metaverse die nächste Entwicklungsstufe.

Ab hier folgt der unredigierte Gastbeitrag von Hamidreza Hosseini, Chief Analyst der DEIX Digital Economy Investments GmbH, und Dr. Holger Schmidt, Geschäftsführer der DEIX Digital Economy Investments GmbH:

Plattformen, die Interaktionen zwischen Anbietern und Nachfragern managen, sind Geschäftsmodelle. Sie sind zwar in der digitalen Welt besonders erfolgreich, aber entscheidend für ihren Gesamterfolg ist nicht die Technologie, sondern ihre Fähigkeit, Märkte besser als bisher zu organisieren und neue Marktmechanismen zu etablieren.
Als Ergebnis ihrer Überlegenheit haben die Top-100-Plattformen schon mehr als 15,7 Milliarden Dollar an Börsenwert erreicht. Es gelingt ihnen mit wachsender Größe immer besser, Handelsvolumina und Kapital in die Plattformmärkte zu verlagern. Nun zünden die Plattformen mit Non-Fungible Tokens (NFTs) und Metaverse-Geschäftsmodellen die nächste Entwicklungsstufe.
Seit der Einleitung der Gesetzesänderungen der Bundesregierung und der Bafin im November 2019 sollen Token-Assets als offizielle Finanzinstrumente gelten und somit der Finanzmarktregulierung unterliegen. Hierbei wird das digitale Abbild eines Vermögenswerts inklusive der Rechte und Pflichten als Token abgebildet.
Vielfältig einsetzbare Tokens
Neben Gütern lassen sich auch digitale Produkte, physische Gegenstände, Rechte und Lizenzen tokenisieren. Die digital generierten Tokens stellen das Eigentumsrecht an den jeweiligen Vermögenswerten dar und liegen in einer Blockchain.
Generell können alle Vermögenswerte mithilfe von Tokens abgebildet werden: Fonds, Unternehmensanteile, Gebäude oder auch Lizenzrechte. Ein Token regelt somit auch die Eigentumsverhältnisse. Ein Non-Fungible Token stellt auf der einen Seite einen immateriellen digitalen Gegenstand wie ein Bild, ein Video oder eine Spielfigur dar, oder steht stellvertretend für die materiellen Gegenstände, Waren oder Assets. Dabei wird die Echtheit in der digitalen und realen Welt in der Blockchain gewährleistet. Die NFTs werden zukünftig die Interaktionen transparenter gestalten und die Währungsmechanismen bei den Plattformen (unter anderem im E-Commerce) verändern.
Metaverse ist mehr als Virtual Reality
Im Gegensatz zum aktuellen Internet ist Metaverse ein immersives 3-D-Abbild, das von Benutzern oder Ökosystemteilnehmern gemeinsam genutzt wird und in dem sie über Avatare mit anderen Menschen interagieren können. Ein Metaversum kann sich mit der richtigen Technologie wie das wirkliche Leben anfühlen – mit all den üblichen Elementen von Arbeit, Spiel, Handel, geschäftsrelevanten und sozialen Interaktionen.
Metaverse-Modelle sind nicht nur als einzelne Virtual Realitys, Digital Twins und digitale Welten zu verstehen. Sie nutzen ihre Ansätze vielmehr ganzheitlich, um Teilbereiche der Ökonomie und Wirtschaftszweige, digitale und klassische Werte, Services und Geschäftsmodelle im Metaverse mithilfe von NFT-Lösungen, Krypto-Bridges und Ökosystemen zu etablieren.
Neben den ökonomischen Ansätzen beginnt die Technologie als Enabler die Metaverse Einsätze zu beschleunigen: Hochauflösende Bildschirme, Augmented-Reality- und Virtual-Reality-Brillen mit Projektionsfähigkeiten in die reale Welt, 3-D-Audio und 3-D-Kameras bringen multi-immersive Erlebnisse näher an die Realität. Damit schlägt das Metaverse eine Brücke zwischen virtuellen und realen Erlebnissen.
Der Metaverse- und NFT-Markt hat sich in der Gamingbranche bereits durch MMORPG (Massively Multiplayer Online Role-Playing Game) etabliert und ist aus Spielen wie „World of Warcraft“ bekannt. Durch die technologischen Erweiterungen, den Einsatz von NFT und Krypto-Bridges sind jedoch mittlerweile weitere Branchen davon betroffen.
Beispiele sind die Plattform Roblox, die Gaming in Metaverse überträgt, oder Axie Infinity mit einer Bewertung von drei Milliarden Dollar, die Metaverse-Strukturen mit einer eigenen investierbaren Kryptowährung mit einer Marktkapitalisierung von 30 Milliarden Dollar etabliert hat. Diverse Branchen wie E-Commerce, TV, Streaming, Kunst, Sport und Musik werden dadurch strukturell verändert.
Was Zuckerberg plant
Die Chefs der großen Plattformen propagieren ihre Metaverse-Strategie: Mark Zuckerberg von Meta (ehemals Facebook) stellt sich ein Metaverse vor, das B2C- und B2B-Communitys, Fotos, Videos, Handel, Werbung, Messen und entsprechende Transaktionen miteinander vernetzt. Satya Nadella von Microsoft geht im B2B-Umfeld noch einen Schritt weiter und will erreichen, dass durch die Etablierung von Azure- Cloud-Diensten Benutzer ihre Interaktionen, Daten und Prozesse in virtueller Form genauso schnell und leistungsfähig wie in der Realität einsetzen können.
Neben den Megatrends NFT und Metaverse entwickeln sich Plattformen in viele weitere Richtungen. So werden sich manche auf die Lösung grundlegender Digitalprobleme der Unternehmen fokussieren und diese in ihre Kernleistungen einbinden. Beispielsweise ist Google heute als Cloud-Partner bei der Deutschen Bank bereits in die Produktentwicklung eingebunden und hilft der Bank bei der digitalen Transformation.
Daneben werden Plattformen auf Druck der Regulierer in ihrer Governance-Struktur eine faire und transparente Verteilung der Gewinne auf allen Seiten des Marktes etablieren. Die Entwicklung von NFT mit Kryptomechanismen wird diese Entwicklung beschleunigen.
Aufgrund der Dynamik der Märkte werden Plattformen unterschiedliche Ökosysteme zur Lösung von Problemen etablieren und miteinander vernetzen. B2B-Plattformen werden sich vernetzen und als Kollektiv sich stärken. Und in einem weiteren Schritt wird der Einsatz von KI-Technologien deutlich ausgebaut.
Last but not least wird der neue Rechtsrahmen eine direkte Auswirkung auf das Verhalten der Plattformunternehmen und der Plattformökonomie in China haben. Dazu gehören der Fokus auf soziale Verantwortung und das Engagement für Gemeinwohl, Datenschutz, Regulierung der Marktanteile zur Vermeidung von Monopolstellungen, Überwachung der M&A-Tätigkeiten, Prüfung von Zusammenschlüssen mit Variable Interest Entity (VIE), Vermeidung von Verwaltungsmachtmissbrauch und Einschränkung des Wettbewerbs.
Die DEIX Digital Economy Investments GmbH hat es sich zur Aufgabe gemacht, Unternehmen mit intelligenten digitalen und innovationsgetriebenen Geschäftsmodellen als Basis für Finanzprodukte zu identifizieren. Gemeinsam mit ihren Finanzpartnern ermöglicht DEIX Anlegern eine Investition in diese Unternehmen.

Hamidreza Hosseini
Ist Chief Analyst der DEIX Digital Economy Investments GmbH. Der Experte für digitale Geschäftsmodelle und Plattformökonomie berät Unternehmen bei B2B-Plattformen und analysiert Plattformen. Er ist Gesellschafter bei DEIX, CEO von ECODYNAMICS, MIT-Alumnus, W3C-Mitglied und externer WHU-Dozent.

Dr. Holger Schmidt
Ist Geschäftsführer der DEIX Digital Economy Investments GmbH. Der promovierte Volkswirt ist daneben Lehrbeauftragter an der TU Darmstadt und an der Executive School der Universität St. Gallen. Seine Kernthemen sind Plattformökonomie, künstliche Intelligenz und digitale Geschäftsmodelle. Er ist Erfinder des „Plattform-Index“.

Hinweis: Dieser Beitrag ist zuerst erschienen in TiAM – Trends im Asset Management 01/2022
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