Die FED zwischen Falken und Tauben

  • Dr. Eduard Baitinger
  • FERI Gruppe

FRANKFURT – „Die Geldpolitik der FED dürfte in den kommenden Wochen und Monaten unberechenbarer werden“, sagt FERI-Manager Dr. Eduard Baitinger. Das sei ein Faktor, den Anleger im Rahmen ihrer Portfoliosteuerung berücksichtigen sollten.


Ab hier folgt der unredigierte Kommentar von Dr. Eduard Baitinger, Head of Asset Allocation der FERI Gruppe:

„Die fulminante Erholung an den globalen Börsen lässt langsam nach. Frische Impulse, die den Aufschwung der vergangenen Monate verlängern könnten, sind derzeit nicht in Sicht. Gleichzeitig haben die Konjunkturerwartungen ihren Höhepunkt überschritten. Die zyklischen Marktsegmente sind deshalb nicht mehr so dominant wie noch vor wenigen Wochen. Die alles entscheidende Frage bleibt weiterhin, was macht die Inflation?
Zunächst fällt der starke Preisanstieg im Jahresvergleich auf. Dies ist jedoch vor allem ein statistischer Effekt, denn schließlich hat sich die Weltwirtschaft von einem deutlich geringeren Ausgangsniveau im Krisenjahr erholt. Ernst zu nehmende Inflationssignale kommen hingegen aus den USA. Dort könnten vor allem der zunehmende Lohndruck und die Erwartungen der privaten Haushalte an steigende Verbraucherpreise die Inflation ernsthaft verschärfen.

US-Geldpolitik wird unberechenbarer

In dieser unübersichtlichen Lage ringt selbst die krisenerfahrene US-Notenbank FED um den richtigen geldpolitischen Kurs. Die Falken bevorzugen bis zu sechs Leitzinsanhebungen bis Ende 2023, während die Tauben für denselben Zeitraum keine einzige Leitzinserhöhung vorsehen. Die Geldpolitik der FED dürfte damit in den kommenden Wochen und Monaten unberechenbarer werden, ein Faktor, den Anleger im Rahmen ihrer Portfoliosteuerung berücksichtigen sollten. Gleichzeitig haben konjunktursensitive Aktiensegmente die beste Phase hinter sich und sollten von Experten auf Basis verstärkter Risiko-Ertrag-Überlegungen selektiert werden.

Europäische Aktien wieder interessant

Durch den Impffortschritt und die Erfolge bei der Eindämmung der Corona-Pandemie ist die Attraktivität der Eurozone für Anleger zuletzt wieder gestiegen. Während die USA das Momentum im ersten Halbjahr 2021 auf ihrer Seite hatten, übernimmt die Eurozone im zweiten Halbjahr die Führungsrolle als Motor der Weltwirtschaft. Ein wichtiger Faktor ist hierbei auch der nunmehr vollständig ratifizierte europäische Wiederaufbaufonds, der insbesondere die fragilen Peripheriestaaten in den kommenden Monaten und Jahren stabilisieren wird.

Aktuell bieten europäische Aktien damit gute Perspektiven für eine Outperformance gegenüber dem globalen Aktienmarkt. Immer vorausgesetzt, das Wachstum der Weltwirtschaft hält weiter an. Als Spielverderber könnte sich hier China entpuppen, denn dort steht die Straffung der Geldpolitik auf der Agenda. Sollte sich dies negativ auf die Konjunktur in China auswirken, würde die Weltwirtschaft automatisch in Mitleidenschaft gezogen. Europäische Aktien, die in der Regel stark exportabhängig sind, wären in diesem Szenario überproportional belastet.“

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