Die chinesische Konjunkturdynamik trübt sich weiter ein

  • Carsten Mumm
  • DONNER & REUSCHEL

FRANKFURT – In China mehren sich die Zeichen für eine verhaltenere wirtschaftliche Dynamik, wie Carsten Mumm von DONNER & REUSCHEL feststellt. Die Rolle als Lokomotive der Weltwirtschaft müssten daher in den kommenden Monaten die USA übernehmen.


Ab hier folgt der unredigierte Kommentar von Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL:

„Die zuletzt veröffentlichten volkswirtschaftlichen Daten aus China untermauern das Abbild der letzten Monate: Mit 0,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat fiel das Wirtschaftswachstum bereits im dritten Quartal verhalten aus. Das Wachstum der Industrieproduktion betrug im September nur noch 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, setzte den seit März anhaltenden Trend sinkender Werte nahtlos fort und befindet sich deutlich unter den Vorkrisen-Durchschnittswerten von etwa 5,5 Prozent.
Auch das Wachstum der Anlageinvestitionen fiel mit 7,3 Prozent schwächer aus als im Vormonat, während die Einzelhandelsumsätze mit 4,4 Prozent zwar etwas besser, aber im historischen Kontext ebenfalls nur moderat anstiegen. Das Importwachstum wiederum stieg – mit 20,6 Prozent im Oktober – relativ schwach und deutet auf eine derzeit relativ schwache Binnennachfrage hin. Offensichtlich sorgen die derzeit wieder vermehrt vollzogenen sehr strikten Maßnahmen zur Eindämmung kleinerer Corona-Neuinfektionsherde zusammen mit der weiterhin bestehenden Unsicherheit rund um die Evergrande-Pleite für eine Verunsicherung privater Verbraucher.

Ebenfalls schwächer und unterhalb der entscheidenden Expansionsmarke von 50 Punkten wurde zuletzt der staatlich erhobene Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe mit 49,2 veröffentlicht. Einziger Lichtblick ist derzeit die noch robuste Stimmung im Dienstleistungssektor, der mittlerweile immerhin für mehr als 50 Prozent der chinesischen Wertschöpfung steht, mit einem Wert des entsprechenden Einkaufsmanagerindex von 53,8 Punkten.
Trotz der erneuten wirtschaftlichen Abschwächung wurden bisher keine weiteren staatlichen Stimuli angeordnet. So kündigte die chinesische Zentralbank günstige Kreditkonditionen für Banken an, um die Dekarbonisierung der Wirtschaft zu unterstützen. Konkret sollen Maßnahmen von Unternehmen zur Senkung der CO2-Emissionen verstärkt von den Geschäftsbanken finanziert werden. Neben der Unterstützung für die schwächelnde Wirtschaft mag diese Ankündigung auch ein Versuch sein, die internationale Kritik an der Nicht-Teilnahme Chinas am Weltklimagipfel in Glasgow zu beschwichtigen.
Vorerst dürfte die wirtschaftliche Dynamik Chinas verhalten bleiben. Die Rolle als Lokomotive der Weltwirtschaft wird in den kommenden Monaten den USA zukommen.“

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