Deutsche Anleger haben über 360 Milliarden Euro in nachhaltige Fonds investiert

FRANKFURT – Nachhaltige Fonds verwalteten zur Jahresmitte 361 Milliarden Euro, berichtete der Fondsverband BVI. Demnach hält jeder Deutsche rein rechnerisch im Schnitt knapp 4500 Euro in Nachhaltigkeitsfonds – entweder direkt oder indirekt, zum Beispiel über Lebensversicherungen oder die betriebliche Altersvorsorge.


Ab hier folgt die unredigierte Mitteilung des BVI:

Im Vergleich zum 31. März ist das nachhaltig verwaltete Fondsvermögen um acht Prozent gestiegen. Der Zuwachs stammte überwiegend von Publikumsfonds. Auf sie entfallen mit 251 Milliarden Euro inzwischen fast 70 Prozent des Gesamtvolumens. Spezialfonds kommen auf 110 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Ende 2019 lagen beide Gruppen noch gleichauf.
Als nachhaltig gelten seit dem Berichtsmonat März die von den BVI-Mitgliedern als Artikel-8-Fonds (Fonds mit Nachhaltigkeitsstrategie) und Artikel-9-Fonds (Fonds, die zu Nachhaltigkeitszielen beitragen) klassifizierten Produkte gemäß der am 10. März in Kraft getretenen EU-Offenlegungsverordnung. Da einige Fondsgesellschaften ihre Datenlieferung an den BVI erst nach und nach an die neuen Regeln angepasst haben, enthält der Wert für das zweite Quartal Nachmeldungen von rund 80 Milliarden Euro. Aktuell liegen für etwa 85 Prozent des Gesamtmarktes Informationen zum Nachhaltigkeitsstatus der Fonds vor.

Starkes Neugeschäft bei Publikumsfonds

Das Neugeschäft war weiter von Zuflüssen geprägt. Anleger investierten im zweiten Quartal netto 10,2 Milliarden Euro in nachhaltige Fonds. Davon entfielen 9,3 Milliarden Euro auf offene Publikumsfonds. Mit einem Netto-Mittelaufkommen im ersten Halbjahr dieses Jahres von 22,2 Milliarden Euro übertreffen sie bereits den Wert für das Gesamtjahr 2020 (20,6 Milliarden Euro). Die große Bedeutung nachhaltiger Produkte für die Anleger zeigt auch der Anteil am Neugeschäft aller Publikumsfonds. Er pendelte in den letzten Quartalen zwischen 30 und 45 Prozent, zuletzt lag er bei einem Drittel.
Nachhaltige Spezialfonds verzeichneten hingegen – wie in den Vorquartalen – nur vergleichsweise geringe Zuflüsse. Die auf der Offenlegungsverordnung beruhenden Werte unterschätzen vermutlich aber die Verbreitung des Nachhaltigkeitsgedankens bei diesen Fonds für institutionelle Investoren deutlich. Da Anlagestrategien ohnehin oft individuell ausgestaltet werden, gibt es kaum einen Anreiz für die Fondsgesellschaften, Spezialfonds formal als Nachhaltigkeitsfonds gemäß Artikel 8 oder 9 zu klassifizieren.

ESG-Ansätze nehmen zu

Zudem zeigt eine aktuelle BVI-Umfrage, dass auch Fonds, die nicht als nachhaltig klassifiziert sind, oft ökologische und soziale Kriterien sowie Fragen der guten Unternehmensführung („ESG“) berücksichtigen. Bei 70 Prozent des Gesamtvermögens von Publikums- und Spezialfonds, für das die täglichen Anlageentscheidungen in Deutschland getroffen werden, gelten Nachhaltigkeitsstrategien auf der Ebene der Fondsgesellschaft. Das können zum Beispiel der Ausschluss von Investitionen in Wertpapiere einzelner Emittenten oder die systematische Analyse von ESG-Risiken sein. Voraussetzung ist allerdings, dass die Fondsgesellschaften diese Regeln in einer Nachhaltigkeitsstrategie veröffentlicht haben. Bei der Stimmrechtsausübung für die von Fonds gehaltenen Aktien ist die Berücksichtigung von nachhaltigen Kriterien Standard in der Branche. Bei fast allen Fondshäusern fließen sie in die Entscheidungsfindung ein.

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