„Der Technologiesektor steht am Beginn einer Einkaufstour“

- Axel Daffner
- ART Transformer Equities Fund
FRANKFURT – Die jüngste Börsenkrise hat vor allem Tech-Werte kalt erwischt. Insbesondere Krypto-Assets sind unter die Räder gekommen. Hedgework hat bei Fondsmanager Axel Daffner nachgefragt, wie es seinem Blockchain-Fonds ART Transformer Equities Fund ergangen ist und wie er die weiteren Perspektiven beurteilt.
Hedgework: Herr Daffner, Sie konzentrieren sich mit dem ART Transformer Equities Fonds auf das Thema Blockchain. Was macht die Blockchain zum Anlagethema?
Axel Daffner: Unternehmen, die künftig auf die Blockchain-Technologie setzen, werden gegenüber ihren Mitbewerbern einen Wettbewerbsvorteil erzielen. Durch den Einsatz der Technologie werden ihre Prozesse effizienter und sicherer. Durch die Dezentralität der Blockchain kann zukünftig bei Transaktionen auf Intermediäre verzichtet werden. Dadurch entstehen den Unternehmen in erster Linie Zeit- und letztlich Kostenvorteile. Auch wenn sie noch am Anfang ihres Technologielebenszyklus steht und in vielen Teilen der Weltbevölkerung noch nicht adaptiert ist, hält sie bereits jetzt zukunftsweisende, globale Lösungen bereit. Sie ist die Technologie, die das Existieren von Kryptowährungen erst ermöglicht und sie wird zukünftig in ihren Anwendungsbereichen weit über Kryptowährungen hinausgehen.
Hedgework: Wie ist das Segment und wie der Fonds durch die jüngsten Krisen gekommen?
Daffner: Der Fonds ist seit seiner Auflage im Mai 2019 sehr gut gelaufen. Den Draw-Down aufgrund der Corona-Krise haben wir sehr schnell wieder aufgeholt. Aufgrund unseres Ansatzes, global in Aktien von Unternehmen zu investieren, die in ihrer Wertschöpfungskette die Blockchain-Technologie einsetzen, hat der Fonds von Anfang an einen Technologie-Bias. Der ART Transformer Equities ist seit Auflage mit 80 bis 90 Positionen sehr gut diversifiziert. Wir waren keinen Klumpenrisiken oder zu großen Einzelwetten ausgeliefert, konnten uns aber den Kursrückgängen der letzten Monate im Technologie-Bereich nicht komplett entziehen. Umschichtungen in Richtung stabilerer Titel, denn mittlerweile setzen auch etablierte Unternehmen die Blockchain ein, um von Effizienzvorteilen gegenüber ihren Mitbewerbern zu profitieren, haben dem Portfolio Risiko genommen. Absicherungsstrategien oder Liquiditätssteuerung fahren wir in dem Fonds nicht, das würde auch nicht zu unserem langfristig orientierten Investmentansatz passen.
Hedgework: Welche Facetten des Blockchain-Themas stehen zurzeit im Fokus?
Daffner: Der erste vom Kapitalmarkt gewürdigte Anwendungsfall waren die Kryptowährungen, das hat sich auch in den Aktienkursen von Kryptominern und Kryptohändlern widergespiegelt. Die Medien und der Kapitalmarkt haben aber begonnen zu differenzieren. Das Thema Blockchain wird nun immer mehr auch von der Finanzindustrie weiter gefasst, als nur in Kryptos zu investieren bzw. wie noch vor ein paar Jahren „Kryptos zu verteufeln“ – während JP Morgan früher den Bitcoin öffentlich noch als Betrug beschrieben hat, haben sie unlängst begonnen ihren vermögenden Kunden den Handel damit zu ermöglichen. Dieses Jahr hat JP Morgan seine eigene Blockchain-Settlement-Plattform „Onyx“ aufgebaut und beschreibt diese als „Neuerfindung der Finanzindustrie“.
Hedgework: Gibt es auch bereits Anwendungen außerhalb des Finanzbereichs?
Daffner: Ja, die gibt es. Die wirklich interessanten Anwendungen mit dem größten Wertschöpfungspotential werden unseres Erachtens außerhalb der Finanzindustrie geschaffen, wie beispielsweise in der Logistik – wer derzeit mittels Blockchain agile und stabile Lieferketten darstellen und dadurch die Lieferkettentransparenz deutlich steigern kann, wird sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber seinen Mitbewerbern erarbeiten.
Hedgework: Welches Potenzial messen Sie diesen Investments bei?
Daffner: Die Blockchain hat weltweit über 85.000 Anwendungen, über alle Branchen und über alle Ländergrenzen hinweg. Sie wird laut Gartner Group einen geschäftlichen Mehrwert von über 3,1 Billionen USD bis 2030 generieren. Unternehmen können immer weniger lokal arbeiten, sondern sind immer mehr Teil der internationalen Wertschöpfungskette. Die Pandemie hat uns stärker in die digitale Welt bewegt als jede politische Initiative – und damit das Geschäftsleben nachhaltig verändert. Die Blockchain-Technologie ermöglicht allen Beteiligten jeder Transaktion im digitalen Raum mathematisch eindeutig zu vertrauen. Unternehmen, die sich der Blockchain-Technologie widmen und diese anwenden, erzielen durch Kosteneinsparungen und Umsatzsteigerungen einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Hedgework: Wie groß ist allgemein gefragt das Anlageuniversum und wie viele Unternehmen analysieren Sie regelmäßig?
Daffner: Infrage kommen alle börsennotierten Unternehmen, bei denen die Blockchain-Technologie Bestandteil ihrer Wertschöpfungskette ist. Das beginnt bei der Herstellung von Hardwarekomponenten, die für den Einsatz der Technologie nötig sind, der Bereitstellung von Netzwerk- und Rechnerkapazität bis hin zu eben konkreten, praktischen Anwendungen. Die Blockchain hat aber in nahezu jeder Branche Anwendungsfälle. Das Universum setzt sich derzeit aus rund 450 Unternehmen zusammen, die permanent quantitativ und regelmäßig qualitativ bewertet werden. Das gesamte Universum ist sicherlich deutlich größer, man denke nur an die diversen Start-Ups, die noch nicht gelistet sind und für einen Publikumsfonds wie den ART Transformer Equities leider noch nicht in Frage kommen. Allerdings beobachten wir auch diesen Bereich sehr genau.
Hedgework: Und wie viele kommen davon in Ihr Portfolio?
Daffner: Das Portfolio besteht aus 60 bis 90 Titeln und ist verteilt auf konservative Unternehmen wie beispielsweise A.P.Møller-Mærsk, Wachstumsunternehmen wie GFT Technologies SE und jungen Unternehmen wie die Core Scientific Inc. Die Diversifikation des Portfolios in Bezug auf Länder, Sektoren und Unternehmensgröße lässt im Unterschied zu konzentrierteren Tech-Fonds kein Klumpenrisiko zu. Detailliertes fundamentales Research gepaart mit erstklassigem Risikomanagement ist unser Konzept. In Zeiten in denen selbst Internetgiganten wie Meta oder Netflix an einem Tag bis zu 30 Prozent ihres Börsenwertes verlieren, ist das unseres Erachtens nach ein gesunder Ansatz.
Hedgework: Was würden Sie dementsprechend meiden?
Daffner: Ein hoch konzentriertes Portfolio, bei dem einzelne Werte ein Klumpenrisiko und eine Wette darstellen.
Hedgework: Was erwarten Sie sich vom Rest des Jahres?
Daffner: Derzeit sehen wir im Technologiesektor den Beginn einer Einkaufstour – marktdominierende Unternehmen mit hohen Liquiditätsreserven nutzen diese, um auf reduzierten Kursniveaus kleinere Unternehmen zu kaufen. Sie sind auf der Suche nach innovationsstarken Unternehmen mit attraktiven Geschäftsmodellen. Unser Portfoliowert VMWare Inc. hat gerade erst von Broadcom Inc. ein Übernahmeangebot vorgelegt bekommen.
Hedgework: Und längerfristig?
Daffner: Neben steigenden Aktienkursen von Unternehmen mit einem technologischen Wettbewerbsvorteil und Innovationskraft, werden wir Blockchain-Anwendungen im Alltag in vielen Lebensbereichen wiederfinden. Lieferkettentransparenz, staatliche Prozesse ohne Papierkram mit Hilfe von digitaler Identität – was für eine schöne Vorstellung. Eben diese Motivation, Prozesse zu verbessern und zukunftsfähiger zu gestalten, motiviert sämtliche Branchen, Blockchain-Anwendungen zu entwickeln und zu nutzen. Die Vision von Dezentralisierung ist zu gut, um sie nicht wahrzumachen. Das Schöne ist, mit dem ART Transformer Equities sind wir hier von Anfang an dabei und verfolgen diese Entwicklung live mit.
Axel Daffner ist Vermögensverwalter und geschäftsführender Gesellschafter der Pegasos Capital GmbH mit Sitz in München. Bevor er im Jahre 2012 zu Pegasos Capital stieß, war der diplomierte Betriebswirt nach seinem Abschluss zunächst als Unternehmensberater und anschließend als Portfoliomanager für eine ebenfalls in München ansässige Vermögensverwaltung tätig.
Der ART Transformer Equities Fund ist ein globaler Aktienfonds mit Investmentfokus auf die Blockchain-Technologie und einem ausgewogenem Portfolioansatz, in dem er in die Profiteure der Digitalisierung, bei denen die Blockchain-Technologie Bestandteil ihrer Wertschöpfungskette ist, investiert. Der Fonds wurde am 1. Mai 2019 aufgelegt und hat seither einen jährlichen Wertzuwachs von 12,38 Prozent erzielt (per 30.04.2022). Das Fondsvolumen liegt bei rund 45 Millionen Euro.