Der chinesische RMB auf dem Weg zu einer immer stärkeren Weltreservewährung

- Howard Luder
- Eurizon
FRANKFURT – Der Kurs des Dollars hat sich in den letzten 12 Monaten erkennbar abgeschwächt. Dies werfe die Frage auf, ob die US-Währung Zug um Zug von Euro oder Renminbi (RMB) verdrängt werden könnte und letztlich ihren hegemonialen Status als Weltwährung verlieren wird, so Eurizon-Manager Howard Luder.
Ab hier folgt die unredigierte Mitteilung der Gesellschaft:
„Wir gehen davon aus, dass die chinesische Währung noch erhebliches Potenzial hat“, zitiert Howard Luder, Country Head für Deutschland und Österreich bei Eurizon, aus einer aktuellen Untersuchung seines Hauses. „Andererseits sollten die immer wieder auftretenden Wertschwankungen des Dollars nicht mit seinem globalen Status in Verbindung gebracht werden.“ Hinsichtlich des Euros sei wiederum festzustellen, dass dieser seit Einführung eher an Bedeutung verloren hat, so Luder weiter.
„Chinas wirtschaftliche Macht ist seiner Währungsmacht noch immer um Längen voraus“, lautet eine der Kernaussagen einer aktuellen Untersuchung von Eurizon SLJ Capital Limited. „In Anbetracht des chinesischen BIP, der Größe des Marktes für Staatsanleihen und des Umfangs seines internationalen Handels sollte das Handelsvolumen des RMB an den internationalen Märkten das Zwölffache des derzeitigen Handelsvolumens betragen“, erklärt Howard Luder, Country Head für Deutschland und Österreich bei Eurizon. „Wir gehen zwar davon aus, dass der RMB von einem außergewöhnlich niedrigen Niveau aus weiter Marktanteile gewinnen wird, aber es gibt gewaltige Herausforderungen für den RMB, dem Dollar als internationale Währung jemals Konkurrenz zu machen.“
So hat die hegemoniale Stellung des Dollars auf den internationalen Währungsmärkten in den letzten 30 Jahren – entgegen der weit verbreiteten Annahme – nicht abgenommen. Zwar ist sein Marktanteil an den weltweiten offiziellen Währungsreserven im Laufe der Jahre zurückgegangen, nicht aber sein Status als internationale Währung (siehe Grafik).
Grafik: Der tatsächliche gegenüber dem theoretisch gerechtfertigten Währungsumsatz von USD und RMB
„Das Problem mit dem geringen internationalen Status des chinesischen RMB ist das erhebliche Ungleichgewicht zwischen Größe und Entwicklungsstand der chinesischen Realwirtschaft und des Finanzsektors“, führt Luder weiter aus. „Ein großer Teil dieser Schieflage zwischen der realen und der finanziellen Welt Chinas hat mit den bestehenden Kapitalverkehrskontrollen zu tun, aber sie spiegelt auch einige intrinsische Mängel in Chinas Finanzsystem wider.“
Zwar dürfte die im Jahr 2018 unter der Führung von Guo Shuqing, dem Chairman der China Banking & Insurance Regulatory Commission, eingeleitete Reform des Finanzsektors weitergehen, in Richtung Marktliberalisierung sowie einer Aufwertung und Öffnung der chinesischen Finanzmärkte, was den Marktanteil des chinesischen RMB im internationalen Handel deutlich erhöhen dürfte. „Es scheint jedoch unwahrscheinlich, dass der chinesische RMB in absehbarer Zeit dem Dollar seinen internationalen Status streitig machen kann“, betont Luder.
Ähnliches beim Euro, dessen tatsächlicher Marktanteil an den Währungsmärkten nur etwa zwei Drittel dessen ausmacht, was seine wirtschaftliche Größe und sein Handel implizieren. „Bei der Einführung des Euro im Jahr 1999 zeigten sich viele Experten zuversichtlich, dass er den Dollar als hegemoniale internationale Währung ablösen würde“, erklärt Luder abschließend. „In Wirklichkeit ist der Anteil des Euro am globalen Währungshandel seither gesunken.“