„Den immergrünen Reiz der Hochzinsanleihen nutzen“

- Thomas Hanson
- Aegon Asset Management
FRANKFURT – „Es gibt gute Gründe, zu jedem Zeitpunkt des Zyklus in Hochzinsanleihen zu investieren“, sagt Thomas Hanson, Manager des Aegon High Yield Global Bond Fund. Zurzeit hält er Hochzinsanleihen sogar für so attraktiv wie lange nicht mehr und rät, sich diesen Markt genauer anzusehen.
? Was macht den Markt für Hochzinsanleihen derzeit so attraktiv?
Thomas Hanson: Zu Beginn des Jahres 2023 verfügten die meisten Hochzinsunternehmen über gesunde Bilanzen mit einem historisch niedrigen Verschuldungsgrad und einer hohen Zinsdeckung. Hochstufungen übertreffen auch weiterhin die Herabstufungen, was ein Hinweis auf die fundamentale Stärke ist. Und obwohl die fundamentale Verbesserung ihren Höhepunkt erreicht hat und eine wirtschaftliche Schwäche die Kreditkennzahlen beeinträchtigen könnte, dürfte die starke fundamentale Ausgangsbasis den meisten Hochzinsunternehmen helfen, einen Abschwung zu überstehen. Außerdem ist das kurzfristige Fälligkeitsrisiko relativ gering, da nur wenige Anleihen in den Jahren 2023 und 2024 fällig werden, was das Ausfallrisiko mindern kann.
? Und wenn die Rezession kommt?
Hanson: Dies ist eine der am meisten erwarteten Rezessionen – die Emittenten hatten Zeit, sich auf den Abschwung vorzubereiten. Heute ist auch die Qualität des gesamten Hochzinsmarkts viel höher ist als in den letzten Jahren. Es gibt weniger „CCC“- und einen höheren Anteil an „BB“-Ratings im Index.
? Wird eine schwächelnde Wirtschaft gar keine Belastung bedeuten?
Hanson: Klar ist ein gesundes Maß an Vorsicht geboten. Es besteht kein Zweifel, dass Herabstufungen und Ausfälle im Lauf des Konjunkturzyklus zunehmen werden. Aber die höhere Qualität des Marktes könnte auch dazu beitragen, Notlagen und Ausfälle im Vergleich zu früheren Abschwüngen zu begrenzen. Zudem dürfte die solide fundamentale Ausgangsbasis den meisten Hochzinsanleihen helfen, einen Abschwung zu überstehen und die Ausfälle geringer zu halten als in früheren Rezessionen. Darüber hinaus sind wir der Meinung, dass die strukturellen Argumente für Hochzinsanleihen bestehen bleiben.
? Welche Argumente sind das?
Hanson: Da sich die Zinsen nach oben verlagert haben, machen Hochzinsanleihen ihrem Namen alle Ehre. Renditen von über acht Prozent sehen attraktiv aus, zumal die Spreads weiterhin im langfristigen Durchschnitt liegen. In diesem Umfeld spricht unserer Meinung nach einiges dafür, dass langfristig orientierte Anleger eine schrittweise Erhöhung ihrer High-Yield-Quoten in Erwägung ziehen sollten, um von den attraktiven Renditen zu profitieren, sofern sie eine gewisse kurzfristige Volatilität aushalten können. Schließlich kommt es bei Hochzinsanleihen auf die Zeit im Markt an, nicht auf das Timing. Langfristig haben diese im Vergleich zu vielen anderen festverzinslichen Anlagen und sogar zu Aktien überdurchschnittliche risikobereinigte Renditen erzielt. Insgesamt sind wir der Meinung, dass die strukturellen Argumente für Hochzinsanleihen weiterhin sehr intakt sind. Für den Rest des Jahres erwarten wir, dass Hochzinsanleihen kuponähnliche Renditen erzielen können.
TiAM: Wie dürften sich die Spreads entwickeln?
Hanson: Angesichts der makroökonomischen Ungewissheiten halten wir es für unwahrscheinlich, dass wir in naher Zukunft eine anhaltende Verengung der Spreads erleben werden. Zwar kommt es auf den Einstiegspunkt an, und die Spreads könnten sich ausweiten, wenn die Rezession näher rückt, doch haben Renditen von über acht Prozent in der Vergangenheit langfristig gesehen für attraktive Gesamtrenditen gesorgt. Seit dem Jahr 2008 sind Werte in dieser Höhe relativ selten gewesen, haben aber in den nachfolgenden Ein-, Drei- und Fünfjahreszeiträumen zu zweistelligen Gesamtergebnissen geführt.
? Mit welcher Anlagestrategie wollen Sie sich mit Fonds in diesem Markt bewähren?
Hanson: Beim Aegon High Yield Global Bond Fund verfolgen wir einen auf Anlageüberzeugungen basierenden, indexunabhängigen Bottom-up-Ansatz – um eine langfristige Outperformance zu erzielen. Dazu suchen wir nach überzeugenden Anlageideen auf Basis von Ineffizienzen und blicken auf Emittenten, Sektoren und Regionen an den Hochzinsmärkten der Welt. Wir recherchieren mithilfe unseres technisch und personell gut ausgestatteten Analystenteams und unserer Spezialisten für notleidende Kredite. Insgesamt besteht das Portfolio zu 80 Prozent aus unseren besten Bottom-up-Ideen, die in die Titelauswahl einfließen. Die restlichen 20 Prozent werden von der Top-down-Positionierung bestimmt – insbesondere der Beta-Positionierung, der Sektorauswahl und der Rating-Allokation.
? Wie hat sich Ihr High Yield Global Bond Fund in den vergangenen drei Jahren entwickelt?
Hanson: In dem am 31. März 2023 beendeten Dreijahreszeitraum hat der Fonds eine Performance erzielt, die im Vergleich zum Lipper Global High Yield Bond im oberen Quartil liegt. Darüber hinaus hat er seit seiner Auflegung im Jahr 2007 wettbewerbsfähige Performanceergebnisse mit Platzierungen im ersten oder zweiten Quartil und in vielen Fällen eine Performance im oberen Dezil erzielt. Mit unserer risikoorientierten Denkweise gehen wir ein bestimmtes, aber kein übermäßiges Anlagerisiko ein, um das Aufwärtspotenzial zu maximieren und das Abwärtsrisiko zu minimieren. Dabei passen wir das Risikoprofil des Fonds aktiv an, um Marktverwerfungen zu vermeiden und Wendepunkte zu antizipieren. Das Ziel ist es, unsere Konkurrenten und die globalen High-Yield-Indizes zu übertreffen. Dass wir dies geschafft haben, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass der Fonds zum vierten Mal in Folge mit dem „Refinitiv Lipper Fund Award“ ausgezeichnet wurde.
? Wie sind Sie zurzeit investiert?
Hanson: Angesichts der unklaren wirtschaftlichen Aussichten verfolgen wir eine „Up-in-Quality“-Strategie, was bedeutet, dass wir das Engagement in höherwertigen Anleihen mit „BB“-Rating und attraktiven Renditen erhöht haben. Es wird eine Zeit kommen, in der wir die Allokation in niedrig bewerteten Hochzinsanleihen erhöhen, aber solange die Abwärtsrisiken bestehen, ziehen wir es vor, bescheiden defensiv zu bleiben. Was die Regionen betrifft, so halten wir US-amerikanische und europäische Unternehmensanleihen für sehr überzeugend, während wir die Schwellenländer weiterhin untergewichten. Überdies sind wir der Meinung, dass die Verbraucher widerstandsfähiger sind, als der Markt glaubt. Makroökonomischer Rückenwind, wie die niedrige Arbeitslosigkeit, hält die Löhne hoch, was für den Konsumbereich von Vorteil ist. Die Sparquoten sind zwar gesunken, aber wir glauben, dass es immer noch einen erheblichen Nachholbedarf gibt. Aus diesem Grund halten wir beispielsweise an einigen Freizeitunternehmen fest, die davon profitieren können.
? Sie bezeichnen Hochzinsanleihen gern als „Evergreens“. Was genau meinen Sie damit?
Hanson: Hochzinsanleihen haben im Vergleich zu vielen anderen festverzinslichen Wertpapieren einzigartige Eigenschaften. Mit attraktiven risikobereinigten Renditen, starken Diversifizierungsvorteilen und geringer Zinssensitivität können sie unserer Meinung nach eine wichtige Rolle in den Kundenportfolios spielen. Das ist das, was wir als „immergrüne Attraktivität“ bezeichnen, was immer wieder Chancen auf attraktive Renditen eröffnet.
Thomas Hanson ist Leiter Europa High Yield bei Aegon Asset Management. Der Hochzinsexperte arbeitet seit 2019 für Aegon AM und ist seit dem Jahr 2000 in der Branche tätig, unter anderem bei Lazard AM. Er hat einen BA (Joint Hons) in Französisch und Management Studies der University of Reading und ist ein CFA-Charterholder.