COVID-19: Credit Suisse aktualisiert langfristige Supertrends

- Michael Strobaek
- Credit Suisse
FRANKFURT – Vor drei Jahren lancierte die Credit Suisse fünf „Supertrends“, die den Fokus auf mehrjährige gesellschaftliche Trends legen, von denen angenommen wird, dass sie zu rasch wachsenden Investmentopportunitäten führen. Nun wurde der Supertrend „Klimawandel“ hinzugefügt.
Von Michael Strobaek, Global Chief Investment Officer, Credit Suisse.
Jeder dieser Investmenttrends identifiziert Aktien von Unternehmen, von denen erwartet wird, dass sie aufgrund dieser Trends eine überdurchschnittliche Performance erzielen dürften. Gleichwohl sind die wesentlichen gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Aspekte, denen sie gewidmet sind, im stetigen Wandel. So wurden auch die durch die COVID-19-Pandemie verursachten Veränderungen im aktuellen Supertrends-Bericht berücksichtigt.
Neuer Supertrend: „Klimawandel – hin zu einer treibhausgasfreien Wirtschaft“
Die Altersgruppen der Millennials und der Generation Z fordern und fördern eine nachhaltigere Art und Weise der Unternehmensführung. Dies geht sogar so weit, dass unseres Erachtens mittlerweile ein Wendepunkt im Hinblick auf die Reaktion der breiteren Gesellschaft, einschließlich der Politik, der Konsumenten und der Unternehmen, auf den Klimawandel erreicht worden ist. Aus diesem Grund lancieren wir einen neuen, sechsten Supertrend: „Klimawandel – hin zu einer treibhausgasfreien Wirtschaft“.
Anthropogene (vom Menschen verursachte) Treibhausgasemissionen, d.h. Kohlenstoffdioxid (CO2) und Methan, tragen wesentlich zur Erderwärmung bei, und Experten gehen davon aus, dass mit zunehmender Erwärmung ein deutlicher Anstieg der Häufigkeit schwerer Überschwemmungen, Dürren, Brände und Stürme einhergeht. Im Rahmen des Übereinkommens von Paris aus dem Jahr 2015 einigten sich zahlreiche Länder darauf, dass die Emissionen „so schnell wie möglich ihren Zenit überschreiten müssen“, und versprachen, Reduzierungsmaßnahmen zu ergreifen, um zwischen 2050 und 2100 Klimaneutralität (Verhältnis zwischen Emissionen und Reduzierungen) zu erreichen.
Als Reaktion darauf passen Bürger und Konsumenten ihre Verhaltensweisen weiter an, was zusammen mit den neuen klimabezogenen Gesetzen und Anreizen auch Unternehmen dazu veranlasst, die Art und Weise zu überdenken, wie sie ihre Geschäfte führen. Unseres Erachtens spricht vieles für eine Anlage in Unternehmen, die am effektivsten zum Übergang zu einer weniger CO2-intensiven Weltwirtschaft beitragen.
Der jüngste, durch den COVID-19-Ausbruch ausgelöste wirtschaftliche Shutdown hat die vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen in einigen Regionen wesentlich reduziert, was ein klares Bild für die mögliche Entwicklung in der Zukunft zeichnet. Unser Supertrend „Klimawandel – hin zu einer treibhausgasfreien Wirtschaft“ legt den Fokus in erster Linie auf die Sektoren Stromerzeugung und fossile Energiequellen, Verkehr und Landwirtschaft/Nahrung, da hierauf der Großteil der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen entfällt.
Kernideen des Supertrends Klimawandel:
- Unternehmen, die im Bereich der erneuerbaren Energien (Wind-, Solar-, Wasserkraft usw.) und bei anderen Technologien zur CO2-freien Stromerzeugung (d.h. Kernkraft) führend sind, und Anbieter von Stromspeichertechnologie.
- Integrierte Öl- und Gasunternehmen, denen die Quadratur des Kreises gelingt, indem sie die Treibhausgasemissionen mittels Investitionen in erneuerbare Energieprojekte senken und gleichzeitig ihren Aktionären weiterhin Dividendenrenditen bieten. Anbieter von Technologien zur Kohlenstoffabscheidung angesichts der Kapazitätssteigerungen bei der weniger kohlenstoffintensiven Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen.
- Hersteller von Elektrofahrzeugen und Unternehmen, die nachhaltige Kraftstoffe wie Biokraftstoffe, Wasserstoff und andere Technologien anbieten. Transportunternehmen, die sich zu einer deutlichen CO2-Reduzierung verpflichtet haben, sowie die Eisenbahnindustrie als Ganzes.
- Unternehmen, die Technologien für die vertikale Landwirtschaft, für Gen-Editierung und Landwirtschaft in kontrollierter Umgebung zur Verfügung stellen, mit denen die Effizienz in der Landwirtschaft gesteigert werden kann. Fleischverarbeitungsbetriebe mit geringen Treibhausgasemissionen sowie Anbieter von Lebensmitteln auf Pflanzenbasis.
Die weiteren Supertrends sind: „Besorgte Gesellschaften – inklusiver Kapitalismus“; „Silver Economy – in den demografischen Wandel investieren“; „Infrastruktur – Lücken schließen“; „Technologie im Dienst der Menschheit“; „Werte der Millennials“.
Hier geht es zum vollständigen Supertrends-Bericht.