„Corona-Krise als Lackmustest für Absolute-Return-Strategien“

- Julia Binder (li.)
- Gregor Povh
FRANKFURT – Die Persephone Quantitative Finance Group versteht sich als Finanzdienstleister mit quantitativem Ansatz. Anlässlich der Corona-Krise haben die Persephone-Manager Julia Binder und Gregor Povh ausgewählte Absolute-Return-Strategien unter die Lupe genommen und interessante Erkenntnisse gewonnen, über die sie im Interview mit Hedgework berichten.
HEDGEWORK: Für die Hedgeworker, die Persephone noch nicht kennen, wäre es schön zu erfahren, woher Sie kommen, was Sie machen und wo die Reise hingehen soll.
Persephone: Die Persephone Quantitative Finance Group wurde 2011 als Beratungsunternehmen gegründet. Seither beraten wir Banken, Versicherungen und andere Finanzdienstleister bei quantitativen Fragestellungen im Risikomanagement, im Handel und zu Investmentstrategien bis hin zur Umsetzung von aufsichtsrechtlichen Vorgaben. Neben Partnerschaftlichkeit, dem Streben nach fachlicher, technischer und professioneller Exzellenz ist unsere Firmenkultur von der Suche nach neuen, innovativen Lösungen geprägt.
2016 wurden wir von einem Kunden gefragt, ob wir ihn nach der Einführung eines Trading Modells auch bei der operativen Verwaltung der Investitionen begleiten könnten. Daraufhin begann die Metamorphose der Persephone von einer reinen Beratungsgesellschaft hin zu einem Finanzdienstleister. Heute stehen Beratung und Asset Management gleichberechtigt nebeneinander.
HEDGEWORK: Persephone hat sich in besonderer Weise dem Thema Absolute Return verschrieben. Weshalb?
Persephone: Ganz so kann man das nicht sagen. Wir bieten unterschiedliche Asset-Management-Strategien für institutionelle Kunden. Manche Mandanten übernehmen die Risikosteuerung ihrer Anlagen lieber selbst bzw. als Risk-Overlay. Für diese Anleger wäre ein Absolute-Return-Modell eher kontraproduktiv und würde mehr Aufwand verursachen. Hier kommen typischerweise unsere innovativen Single- und/ oder Multi-Asset-Ansätze infrage.
Andere Mandanten wiederum schätzen sogenannte Ergonomic Strategies. Hier werden die Kapitalanlagen ebenfalls von quantitativen Modellen überwacht und gesteuert, welche aber auch diskretionäre Markteinschätzungen verarbeiten und sich danach ausrichten. Das ermöglicht uns, auch Research-Ergebnisse oder Marktmeinungen unserer Mandanten in einer auf sie zugeschnittenen Strategie zu berücksichtigen. So machen wir den Kunden zu einem integralen Bestandteil des Investmentprozesses, wofür wir sehr positive Rückmeldungen erhalten.
Und schließlich bieten wir den Bereich Hedge-Strategies. Hierfür entwickeln wir proprietäre, grundsätzlich prognosefreie und, wie der Name bereits sagt, abgesicherte Strategien. Eine davon erwägen wir als Publikumsfonds unter dem Namen „alpha-Pegasos“ einem breiteren Kreis von Investoren anzubieten und prüfen aktuell die Möglichkeiten. Diese zugrundeliegende Strategie kann man in der Tat als Absolute Return bezeichnen.
HEDGEWORK: Gerade die Absolute-Return-Ansätze stehen seit Ausbruch der Corona-Krise unter besonderer Beobachtung, ob sie die selbst aufgestellten Anlageziele erreichen konnten. Sie haben nun verschiedene Ansätze getestet, was sind die wichtigsten Erkenntnisse?
Persephone: Die Corona-Krise bzw. die damit einhergehenden Verwerfungen am Finanzmarkt werden besonders für Fonds mit Absolute-Return-Strategien zum Lackmustest. Denn das zentrale Versprechen von Absolute Return lautet doch, marktneutral stetige Renditen zu erwirtschaften. Aus Sicht des krisengebeutelten Anlegers wird dieses Versprechen, nicht ganz zu Unrecht, oft als eine Art von Kapitalschutz oder Kapitalgarantie ausgelegt.
Wir alle haben gesehen, dass, freundlich formuliert, nicht alle Fonds mit Absolute Return im Namen das Versprechen einlösen konnten. Uns hat interessiert, ob man als Investor vorher hätte erahnen können, welche Absolute-Return-Fonds gut und welche weniger gut durch einen solchen Crash kommen.
Die Erkenntnis für uns: ja, das ist möglich. Wir haben eine kleine Stichprobe verschiedener AR-Fonds nach deren Entscheidungsprozessen qualitativ kategorisiert. Je systematischer die Prozesse zur Alpha-Generierung und, falls vorhanden, die Prozesse zur Absicherung stattfinden, desto wahrscheinlicher war es, dass sich der Fonds im Vergleich gut geschlagen hat. Für uns gehören zwei Seiten zu den Anforderungen eines AR-Fonds: einerseits der alpha-generierende Prozess, der andererseits inhaltlich und zeitlich eng an den Absicherungsprozess gekoppelt ist.
HEDGEWORK: Welche Strategien haben nach Ihren Erkenntnissen die Anforderungen erfüllt?
Persephone: Während des Crashs konnten die stark quantitativen, prognosefreien Strategien auf beiden Anforderungsseiten – Alpha- sowie Absicherungsprozess – ihren Vorteil der emotionslosen Entscheidungsfindung ausspielen. Dagegen hatten rein diskretionär gesteuerte Fonds die größten Schwierigkeiten. Persönlich verwundert mich das nicht, denn wer hat schon die Schwere und Geschwindigkeit dieser Krise vorhergesehen?
Dazu muss ich aber auch sagen, dass es einige diskretionär geführte Absolute-Return-Fonds gibt, bei denen das Fondsmanagement offensichtlich richtig und rechtzeitig reagiert hat. Ebenso gibt es systematische Ansätze, die initial offensichtlich falsche Impulse geliefert haben. Das Gesamtbild ist trotz kleiner Stichprobe aber durchaus stimmig.
Bitte lassen Sie mich noch eine Anmerkung machen: Unsere Analyse, ergo auch die Ergebnisse, wurden mit ausschließlichem Fokus auf den Corona-Crash durchgeführt und nicht auf Übertragbarkeit in andere Börsenphasen getestet. Das heißt auch, dass die Ansätze bzw. Ergebnisse nicht zwingend auf andere Börsenphasen übertragen werden können und dafür nur mit äußerster Vorsicht angewandt werden sollten.
HEDGEWORK: Welchen Rat würden Sie Investoren geben?
Persephone: Unser Ziel ist es, Investoren dazu zu bringen, vor einer Investition in eine Strategie, ob AR oder anderer Ansätze, diese aus einer zusätzlichen Perspektive zu betrachten, um die Risiken in einem Crash-Szenario vorab besser zu verstehen – Crash-Metrics eben. Nein, im Ernst, wenn wir dazu beitragen, dass sich Anleger vor der Investition in eine Absolute-Return-Strategie intensiver mit den Prozessen des Anlagevehikels zur Generierung von Alpha und der Art der Absicherung auseinandersetzen, dann würde uns das schon sehr zufrieden machen.
HEDGEWORK: Und wie ist insbesondere die von Ihnen betreute alpha-Pegasos-Strategie bislang durch die Krise gekommen?
Persephone: Wie zuvor bereits erwähnt, prüfen wir derzeit erst noch die Möglichkeiten, Chancen und Risiken einer Auflage von alpha-Pegasos als Absolute-Return-Strategie in einem UCITS-Publikumsfonds. Was wir haben, ist zumindest schon einmal ein Name, wir haben die Strategie „alpha-Pegasos“ getauft, sowie ein Live-Tracking, das wir Anfang Oktober letzten Jahres zusammen mit der HANSAINVEST aufgesetzt haben. Mit dem durch Corona ausgelösten Crash im März hatten wir dann einen Stresstest für unser Konzept, den man sich vorher in der Art und Schärfe kaum hätte ausdenken können. Die Entwicklung der Strategie im Live-Trading ist aber auch während der Krise sehr erfreulich und macht uns auch ein bisschen stolz. Der virtuelle alpha-Pegasos hat in den letzten sieben Monaten um ca. 8,5 Prozent zugelegt, davon 4,5 Prozent seit Anfang Februar 2020. Und das bei einer Volatilität von nur knapp über 5,0 Prozent.
HEDGEWORK: Worauf führen Sie dies zurück?
Persephone: Ich persönlich glaube, es ist das dann doch einfache und klare Design des Investmentprozesses. Natürlich sind die eingesetzten mathematischen Modelle feingliedrig und die Parametrisierung auf einem Niveau feinjustiert, das seinesgleichen sucht. Im inneren Kern ist es aber ein Modell, was sowohl zuverlässig Alpha generiert als auch gleichzeitig die Absicherungsgeschäfte steuert. Es ist einer der seltenen Ansätze, für den Alpha und Hedge nur zwei Seiten der gleichen Medaille sind. Deshalb können Entwicklungen des Markts fasst völlig eliminiert werden, so dass selbst in der gegenwärtigen Krise kaum Auswirkungen auf die Wertentwicklung der Strategie festzustellen sind.
HEDGEWORK: Alles in allem – für welche Anlegergruppen und Einsatzzwecke ist unter den neu gewonnenen Einblicken Ihrer Meinung nach Absolute Return eine empfehlenswerte Ergänzung?
Persephone: In einer Zeit, in der am Rentenmarkt keine oder sogar negative Zinsen gezahlt werden, kann eine Absolute-Return-Strategie als Rentenersatzinvestition verstanden werden. Absolute-Return-Ansätzen, die das Ziel von stetigen und vom Markt unabhängigen Renditen bei gleichzeitig niedrigem Risiko erfüllen, sind von ihrem Rendite- und Risikoprofil her Anleihen ja nicht unähnlich. Vor allem Investoren, die wegen gesetzlichen oder selbstauferlegten Richtlinien sehr konservativ anlegen müssen, könnten eventuell von einer wohlüberlegten Diversifikation in stimmige Absolute-Return-Ansätze profitieren.
Julia Binder ist Gesellschafterin der Persephone und führt zusammen mit Gregor Povh das Unternehmen. Sie verantwortet außerdem das Market Research und Relationship Management.
Gregor Povh ist Gründungsgesellschafter der Persephone und Sprecher der Geschäftsführung.
Persephone wurde 2011 als Strategieberatung in Frankfurt gegründet und bietet heute quantitatives, innovatives und unabhängiges Asset-Management für institutionelle Investoren.