ChatGPT – Push für Künstliche Intelligenz

- Brice Prunas
- ODDO BHF AM
FRANKFURT – „ChatGPT hat durchaus eine nicht zu leugnende disruptive technologische Kraft“, sagt Brice Prunas, Fondsmanager des ODDO BHF Artificial Intelligence. Das werde sich auch im Bereich Cybersicherheit auswirken – „einem Feld mit besonders umfangreichen und vielversprechenden Anwendungsmöglichkeiten für Künstliche Intelligenz“.
Ab hier folgt die Mitteilung der Gesellschaft:
ChatGPT, ein Tool der künstlichen Intelligenz (KI) mit einem Konversationskanal (Conversational Chat), das von menschlichen Nutzern gestellte Fragen schnell, präzise und neutral beantwortet, ist derzeit in aller Munde. ChatGPT ist die erste öffentliche Version einer so genannten „generativen KI“, die also Inhalte durch eine künstliche Intelligenz generiert.
Das Tool des nicht börsennotierten Forschungsunternehmens Open AI, das Sam Altman und Elon Musk gegründet haben und unter anderen Finanzierungen von Microsoft und AWS erhalten hat, wurde drei Jahre lang mit einer großen Menge an Text aus dem Internet gefüttert und trainiert. Seit dem öffentlichen Start am 30. November 2022 verfolgt die Öffentlichkeit diese neue Anwendung mit exponentiell wachsendem Interesse. ChatGPT hat in nur 5 Tagen 1 Million Nutzer gewonnen.
Quantensprung und Disruption
Das von dieser künstlichen Intelligenz verwendete Sprachverarbeitungsmodell ist als GPT-3 bekannt. Laut Brice Prunas stellt es eine technologische Revolution dar, da es in einer Vielzahl von Anwendungen genutzt werden kann. „Über ChatGPT können Anfragen zu vielen Alltagsproblemen gestellt werden: von der Konzeption einer Diät bis hin zur Lösung eines mathematischen Problems oder dem Verfassen eines Aufsatzes. GPT-3 stellt somit einen Quantensprung gegenüber der vorherigen Generation künstlicher Intelligenz dar, wie es die Google-Suche war.“
Prunas zufolge dürfte es immer schwieriger werden von Menschen produzierte Ergebnisse von denen einer KI zu unterscheiden. Er erwartet daher tiefgreifende Umwälzungen in vielen Berufen. „Während in einigen Branchen Arbeitsplätze entstehen könnten, dürften andere durch solche Werkzeuge bedroht werden. Nach den Arbeitern, die mit dem Aufkommen von Robotern in den Fabriken konfrontiert waren, könnten es nun bald die Angestellten wie Buchhalter, Berater, Lehrer usw. sein, die sich auf diese neue Situation einstellen müssen.“
Auswirkungen für Google noch unklar
Prunas zufolge könnte die exponentielle Verbreitung von ChatGPT sowie der technologische Durchbruch, den das auf natürlicher Sprache basierende Schnittstellenmodell darstellt, Google vor eine echte Herausforderung stellen. „Das mag für Google ein harter Schlag sein, da Google Search bislang der wichtigste Einstiegspunkt ins Internet ist, und die beträchtlichen Werbeeinnahmen, die Google über diesen Kanal erzielt, bedroht werden“, schreibt der Experte von ODDO BHF Asset Management.
„ChatGPT hat durchaus eine nicht zu leugnende disruptive technologische Kraft.“ Noch sei aber das Ausmaß der Auswirkungen unklar, denn letztendlich dienten ChatGPT und die Google-Suche unterschiedlichen Zwecken, weshalb zwischen den beiden Tools eine gewisse Koexistenz denkbar sei, bei der die Google-Suche einfachere Nutzerbedürfnisse bediene. Zum anderen habe Google selbst gewaltig in KI und maschinelles Lernen investiert und verfüge über beträchtliche finanzielle Feuerkraft und einen gigantischen Pool an hochqualifizierten Ingenieuren, um diesem technologischen Durchbruch etwas entgegenzusetzen.
Zukunftsthema Cybersicherheit
Mit Tools wie ChatGPT dürfte das Schreiben von Computercode noch einfacher werden – auch für Hacker, die diese Tools für die Entwicklung von Schadsoftware missbrauchen könnten. Glücklicherweise dürfte sich ODDO BHF AM zufolge künstliche Intelligenz auch nutzen lassen, um auf diese neuen Formen elektronischer Angriffe zu reagieren. „Cybersicherheit stellt ein Feld mit besonders umfangreichen und vielversprechenden Anwendungsmöglichkeiten für KI dar. Mit anderen Worten Cybersicherheit ist einer der vielen Bereiche (neben Gesundheit, Bildung usw.) in denen KI künftig die Lösung, und nicht das Problem ist“, betont Prunas abschließend.