Capital Ideas: Konjunkturzyklus der USA verlängert sich
FRANKFURT — Nach Meinung von Darrel Spence von der Capital Group wird der Konjunkturzyklus in den USA anhalten. Ob steigende Löhne oder der angespannte Arbeitsmarkt, die Wirtschaft weist Merkmale einer Spätphase des Zyklus auf. In dieser Phase sei es wichtig, dass Unternehmen nicht mehr ausgeben als sie verdienen.
Ab hier folgt die unredigierte Mitteilung des Emittenten:
Der Konjunkturzyklus in den Vereinigten Staaten wird länger anhalten, als es der Ausverkauf am Markt im letzten Quartal 2018 vermuten lies. Diese Meinung vertritt Darrell Spence, Volkswirt bei Capital Group. Die Wende der amerikanischen Zinspolitik im ersten Quartal 2019 hatte bereits zu einer sofortigen Stimmungsaufhellung geführt und der Experte beschäftigt sich damit, was die kurz- und mittelfristigen Konsequenzen für den Markt sind.
Die neujustierte Finanzpolitik der Federal Reserve (Fed) habe unter anderem dazu geführt, dass die langfristigen Zinsen gesunken seien. Das reduziere den potenziellen Gegenwind für weiteres Wachstum und verlängere den aktuellen Konjunkturzyklus der USA. Dieser erlebe gerade einen zweiten Aufschub. „Ich rechne für das Jahr 2020 mit einem angemessenen Wachstum“, sagt Spence. „Auch der Handelsstreit zwischen Amerika und China und die resultierenden Zölle werden auf dem gegenwärtigen Niveau die Verlängerung des Konjunkturzyklus der USA nicht beenden können.“
Indizien des fortgeschrittenen Konjunkturzyklus werden deutlicher
Zwar könnten Aktien kurzfristig noch Aufwertungen verzeichnen. Die wirtschaftlichen Anzeichen, die auf einen fortgeschrittenen Konjunkturzyklus hindeuten, würden allerdings ebenfalls deutlicher. „Ob man es nun an steigenden Löhnen oder dem angespannten Arbeitsmarkt festmacht, die Wirtschaft weist weiterhin Merkmale einer späten Phase des Zyklus auf“, analysiert Spence. „Diese dürften sich weiter verstärken und Unternehmen sowie Wirtschaft zunehmend belasten.“ Beispielhaft dafür sei die Arbeitslosenquote. Diese ist mit 3,6 Prozent so niedrig wie seit dem Jahr 1969 nicht mehr. Das wiederum führe typischerweise zu steigenden Löhnen, steigenden Arbeitskosten, niedrigeren Gewinnmargen und schlussendlich Marktvolatilitäten.
Unternehmen sollten nicht mehr ausgeben, als sie verdienen
In einer solchen Phase des Konjunkturzyklus sei Selektivität von besonderer Bedeutung. Nicht alle Dividenden seien nachhaltig und insbesondere Unternehmen mit hohen Verschuldungsgraden können Probleme mit konstanten Ausschüttungen haben. Sie stünden vor vielfältigen Herausforderungen und könnten beispielsweise dem Druck ausgesetzt sein, Dividenden zu kürzen, um ein Investment-Grade-Rating beizubehalten. „Es ist wichtig, neben der reinen Rendite auch auf deren Nachhaltigkeit zu achten“, sagt Spence. „Je länger der Konjunkturzyklus andauert, desto bedeutsamer wird die Verschuldung von Unternehmen.“